Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
herüber und sah ihr einige Sekunden lang in die Augen. Sie versuchte, seinen Blick nicht zu erwidern, aber es gelang ihr nicht. Schließlich wandte er sich wieder Teddy zu.
    “Lasst uns gehen”, sagte sie und drehte sich zu ihrer Mutter und ihrer Schwester um.
    Irene und Madeline hatten Kennedy noch nicht bemerkt. Vielleicht konnte sie sie ja überreden, rechtzeitig zu verschwinden. Clay wollte heute Abend noch mit Alexandra vorbeikommen, der Frau, mit der er seit einiger Zeit zusammen war. Mit ein bisschen Glück würden sie ihn sicher irgendwo im Stadion ausfindig machen. Aber wie sollte sie sich bloß davonstehlen? Irene und Madeline sonnten sich in der neuen Aufmerksamkeit und genossen diesen Wandel ganz offensichtlich.
    “Das soll wohl ein Scherz sein”, sagte Madeline. “Hier ist es doch toll.”
    “Und alle können uns sehen”, fügte ihre Mutter hinzu.
    Genau das war ja das Problem. Grace wollte nicht in Kennedys Nähe bleiben. Es war doch klar, dass Teddy und Heath sie zu sich bitten würden, wenn sie sie erst mal entdeckt hatten.
    Sie setzte sich hin und versuchte, sich hinter den Menschen zu verstecken, die zwischen ihnen saßen. Und wieder spürte sie den Blick von Cindy aus der anderen Richtung. Sie drehte sich um, um ihr einen abweisenden Blick zuzuwerfen, aber Cindy schien überhaupt nicht wütend zu sein. Als ihre Blicke sich trafen, nickte sie ihr zu und deutete mit dem Kopf auf Joe, der ein Stück weiter entfernt mit seinen Eltern sprach. Sogar auf diese Entfernung konnte Grace erkennen, dass er wirklich so schlimm zugerichtet war, wie die anderen erzählt hatten.
    Als ihr Blick wieder zu Cindy zurückkehrte, bemerkte sie, dass diese schadenfroh lächelte – und konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
    Joe sah sich um und beobachtete die Leute, die zu den Toiletten gingen oder sich an den Ständen etwas zu essen oder zu trinken holten. Er suchte nach Buzz. Eigentlich hatte er nicht zu dieser Veranstaltung gehen wollen, aber seine Mutter meinte, es sei wichtig, dass so viele Menschen wie möglich sahen, wie Kennedy ihn zugerichtet hatte. Er musste sich außerdem absichern, dass nicht alle Freunde, die bislang auf seiner Seite gestanden hatten, ins Lager von Kennedy wechselten. Wenn er Buzz abfangen konnte, bevor er mit Kennedy sprach, würde der sich womöglich raushalten. Ronnie, Tim und die anderen würden dann zweifellos seinem Beispiel folgen.
    Das war es, was Joe zu bewerkstelligen hoffte. Er wollte auf keinen Fall allein dastehen. Er würde Grace – nicht mal Kennedy – es nicht gestatten, ihm das anzutun.
    Er lief ruhelos auf und ab und musterte jeden misstrauisch, der an ihm vorüberging, es sei denn, es war jemand, den er gut kannte und zu dem er freundlich sein musste. Dann brummte er eine Begrüßung und winkte schwach, als würde es ihm große Schmerzen bereiten, sich überhaupt zu bewegen.
    Was ja auch stimmte. Aber das war nicht das Schlimmste. Er sah auch furchtbar aus. Die Leute behandelten ihn wie ein Monster.
    Wo zum Teufel blieb Buzz? Er musste doch irgendwo sein. Das Feuerwerk würde bald beginnen. Schon brach die Dämmerung herein, bald würde es dunkel sein. Aber eine Viertelstunde war mindestens noch Zeit. Wie er Sarah kannte, hatte sie ihren Buzz zu einem der Stände geschickt, um ihr ein paar Kalorienbomben zu besorgen. Wäre sie
seine
Frau, hätte er dem einen Riegel vorgeschoben. Aber als er seinen Freund einmal auf ihre ausladenden Hüften angesprochen hatte, hatte der nur gelacht und erklärt, sie sei halt “fröhlich und gut genährt”.
    Joe fand sie einfach nur
fett.
Und das fand er nicht besonders attraktiv.
    Irgendwo hinter ihm lachte jemand. Es war ein Lachen, das er sofort erkannte. Er wandte sich um und bemerkte Grace. Sie stand neben dem Süßigkeitenstand und unterhielt sich mit Madeline. “Zuckerwatte? Das hab ich ja nicht mehr gegessen, seit ich zehn Jahre alt war”, sagte sie.
    Joes Magen verkrampfte sich. Er verabscheute diese Frau genauso sehr, wie er sie bewunderte. Vielleicht war sie ja asozial und tat nur so, als wäre das längst Vergangenheit. Vielleicht hatte sie ihm ja seinen besten Freund genommen – was er ihr niemals vergeben würde. Aber sie wurde von Tag zu Tag schöner. Seit sie nach Stillwater gekommen war, war sie braun geworden, und ihre Haut wirkte wie aus Samt. Ihre Augen sprühten vor Lebensfreude, wie er es vorher noch nie bemerkt hatte. Und so wie sie gekleidet war, war sie der Inbegriff von Weiblichkeit. Sie

Weitere Kostenlose Bücher