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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Hauptstraße gehen, weil da zu viel Verkehr ist.”
    “Ich bin doch hintenrum gegangen”, widersprach Teddy.
    “Das ist doch egal, du Dummkopf. Evonne ist tot, und jetzt wohnt da jemand anders.”
    “Aufhören!”, rief Kennedy, aber Teddy legte schon los.
    “
Du
bist der Dummkopf! Ich weiß, dass da jemand anders wohnt. Ich habe sie doch kennengelernt. Sie hat mir einen Dollar fürs Unkrautjäten gegeben und gesagt, dass ich ihren Rasen mähen darf.”
    “Du musst aber tun, was Oma sagt”, erklärte Heath. “Er darf da nicht mehr hingehen, stimmt doch, Dad?”
    Kennedy bog nach links ab und fuhr weiter. Evonnes Haus verschwand aus seinem Blickfeld. Er wusste, dass Grace ihn nicht leiden konnte, und war kurz versucht, Teddy deswegen den Umgang mit ihr zu verbieten. Aber dann erinnerte er sich daran, wie einsam sie als junges Mädchen gewesen war. Es wäre falsch, sie erneut auszugrenzen. “Ich wüsste nicht, warum er für Grace nicht das Gleiche tun sollte wie für Evonne.”
    Teddy grinste seinen Bruder an. “Da hast du’s!”
    “Das wird Oma aber gar nicht gefallen”, meinte Heath.
    “Na und? Übrigens bekomme ich morgen Kekse von Grace”, erklärte Teddy stolz. “Aber dir werde ich keinen mitbringen.”
    Heath streckte seinem Bruder die Zunge raus. “Das hättest du sowieso nicht getan.”
    “Vielleicht ja doch.” Teddy war zwar sehr dickköpfig, aber auch großzügig. “Ich werde Oma sagen, dass es in Ordnung ist, wenn du Grace ab und zu im Garten hilfst.”
    “Das findet Oma bestimmt nicht gut”, sagte Heath. “Ich glaube, sie mag Grace nicht.”
    “Aber sie kennt sie doch gar nicht”, widersprach Teddy.
    “Doch, tut sie”, sagte Heath. “Sie hat am Telefon von ihr gesprochen. Sie sagte, dass Grace ein Flittchen ist und dass ihre Mutter einen Reverend umgebracht hat.”
    “Grace Montgomery war die Beste ihres Jahrgangs in Georgetown, und das ist eine der besten Universitäten überhaupt. Sie ist eine ausgezeichnete Bezirksstaatsanwältin. In der Zeitung stand kürzlich ein Artikel über sie, und da hieß es, sie würde nie einen Fall verlieren.”
    “Und was heißt das?”, fragte Heath.
    “Das heißt, dass sie unseren Respekt verdient, verstanden? Und Oma weiß überhaupt nichts darüber, dass
irgendjemand
den Reverend umgebracht hat.”
    “Wer’s glaubt, wird selig”, murmelte Heath.
    Kennedy drehte sich ruckartig um und warf seinem Sohn einen sehr bösen Blick zu. “Aber das hat Oma so gesagt”, verteidigte sich der Junge.
    Kennedy rieb sich nervös über die Bartstoppeln auf seinen Wangen und konzentrierte sich wieder auf die Straße. “Manchmal redet Oma ein bisschen viel”, sagte er, obwohl er wusste, dass fast alle in der Stadt das Gleiche dachten. Auch er hatte sich gelegentlich über das Verschwinden des Reverends Gedanken gemacht. “Reverend Barker ist vor vielen Jahren verschwunden. Niemand weiß, was aus ihm geworden ist.”
    “Heißt das jetzt, dass ich morgen zu Grace gehen darf, Dad?”, fragte Teddy.
    Kennedy erinnerte sich an den Zorn in ihren Augen, als er auf dem Parkplatz vor der Pizzeria das Wort an sie gerichtet hatte. “Weiß sie denn, dass du mein Sohn bist?”
    “Weiß ich nicht.”
    “Hat sie irgendwas über mich gesagt?”
    “Nein.”
    “Okay. Du kannst den Rasen mähen, aber du gehst nicht ins Haus.”
    “Warum nicht?”
    “So lautet die Regel. Entweder du hältst dich daran, oder du darfst überhaupt nicht hin.”
    “Und was ist mit meinen Keksen?”
    “Die kann sie dir ja an der Haustür geben, okay?”
    Einen Moment lang blieb es still, dann antwortete Teddy und klang endlich besänftigt. “Okay. Ich hab ihr eine Nachricht hinterlassen. Bestimmt bekomme ich die Kekse morgen.”
    “Bringst du mir dann auch einen mit?”, fragte Kennedy.
    “Kekse enthalten Kohlehydrate, Dad”, antwortete Teddy.
    Kennedy lachte leise. “Weißt du denn überhaupt, was das ist, Kohlehydrate?”
    “Nein, aber Oma weiß es, und sie mag sie nicht.”
    “Weil sie Angst hat, sie könnte zu dick werden.”
    “Mom hat immer die besten Kekse gemacht”, sagte Heath.
    Kennedy bemerkte die Trauer in der Stimme seines Sohns und fühlte mit ihm. Heath und Teddy vermissten ihre Mutter sehr. Kennedy vermisste sie auch. Er sehnte sich nach Raelynns Liebkosungen, nach ihrem Lachen, ihrer Gegenwart. Außerdem war es ihm einfach zu viel, sich Tag für Tag mit seiner energischen Mutter herumschlagen zu müssen.
    “Ich bring euch
beiden
einen mit”, sagte Teddy

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