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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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behauptet, Jed hätte einen Aktenschrank im Büro, den er nie aufschließt”, sagte Kirk.
    Ihr Magen fing an zu rebellieren. Grace hatte genug von verschlossenen Aktenschränken. Sie wusste nur allzu gut, dass meist nichts Gutes in ihnen verborgen war. “Und?” Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. “Vielleicht war was Wertvolles drin.”
    Kirk sah sie erstaunt an. Er schien überrascht, dass sie an der Neuigkeit nicht größeres Interesse zeigte. “Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Aber Matt meint, Jed würde sich recht eigenartig wegen diesem Schrank verhalten. Vor zwei Tagen hatte Matt irgendwas im Büro zu erledigen. Als er reinkam, war der Aktenschrank erstaunlicherweise aufgeschlossen. Er wurde neugierig und machte ihn ganz auf. In diesem Moment kam Jed rein und wurde sehr wütend. Fast hätte er ihm gekündigt.”
    “Ich habe noch nie erlebt, dass Jed wütend wird”, sagte Grace. “Ich habe noch nie erlebt, dass er überhaupt
irgendwelche
Gefühle zeigt.”
    “Genau”, stimmte Kirk zu. “Ganz offensichtlich ist etwas in diesem Aktenschrank, das niemand sehen darf.”
    Jed war lange Zeit ein unsicherer Faktor. “Was könnte es denn sein?”, fragte Grace.
    “Vielleicht Beweisstücke”, warf Madeline ein.
    “Falls er am Tod unseres … Vaters schuld sein sollte, warum sollte er dann etwas aufbewahren, das ihn belasten könnte?” Grace bemühte sich im sachlichen Ton einer Staatsanwältin zu sprechen, dabei konnte sie sich sehr gut einen Grund dafür vorstellen – falls er der Täter gewesen wäre. Und nun kam Madeline genau darauf zu sprechen.
    “Wer weiß das schon so genau? So was kommt vor. Ich habe genug Gerichtsdokus im Fernsehen gesehen, um das zu wissen.” Sie trank ihr Glas aus. “Du hast vielleicht ja auch schon mal mit Kriminellen zu tun gehabt, die sich Trophäen aufbewahrt haben, oder?”
    “Ein Mal”, gab Grace zu. An diesen Fall dachte sie nicht gern zurück. Sie schwieg eine Weile und sagte dann: “Warst du nicht davon überzeugt, dass Mike Metzger dahintersteckt?”
    Eine Woche vor seinem Verschwinden, hatte Reverend Barker den neunzehnjährigen Mike dabei erwischt, wie er Haschisch auf der Toilette der Kirche rauchte. Er hatte ihn der Polizei übergeben. Mike war natürlich stocksauer deswegen und hatte ein paar unklare Drohungen gegen den Reverend ausgestoßen. Nach seinem Verschwinden hatte er öffentlich erklärt, er sei froh darüber, dass er weg sei. Seine Mutter schwor allerdings, dass ihr Junge in der fraglichen Nacht zu Hause im Bett war. Die Beweislage war recht dünn, also konnte keine Anklage erhoben werden. Inzwischen war Mike im Gefängnis, weil er in seinem Keller Designerdrogen hergestellt hatte. Madeline hatte jahrelang voller Überzeugung behauptet, er sei am Verschwinden ihres Vaters schuld.
    Madeline runzelte die Stirn. “Ich wollte wirklich nicht, dass Jed unter Verdacht gerät”, murmelte sie. “Ich habe ihn immer gemocht. Aber man muss auch zugeben, dass er ein bisschen … anders ist.”
    Dagegen konnte man nichts sagen. “Mike traut man irgendwie eher zu, dass er etwas Schreckliches tut.”
    “Stimmt. Aber vor allem habe ich nicht weit genug gedacht. Wir wissen ja, dass Jed am fraglichen Abend auf der Farm war, weil der Traktor repariert werden musste.”
    “Er war in der Scheune. Aber deswegen muss er nicht unbedingt ein Mörder sein. Mike wohnt nur eine Meile von der Farm entfernt. Das kann man problemlos zu Fuß gehen.”
    Madeline stand auf und schenkte sich und Kirk etwas Wein nach. Sie war deutlich über ein Meter siebzig groß, schlank und hatte eine würdevolle Ausstrahlung. Lediglich die wenigen feinen Sommersprossen um ihre Nase waren ein Kontrapunkt zu ihrer überaus eleganten Erscheinung. “Aber Jed hatte die Gelegenheit”, sagte sie.
    Kirk rutschte ein Stück nach vorn. “Stellt euch doch mal Folgendes vor: Der Reverend kommt von der Kirche nach Hause, sieht das Licht in der Scheune und geht rein, um nachzusehen, wie es mit der Reparatur des Traktors vorangeht. Er gerät mit Jed in Streit, es kommt zu einem Handgemenge …”
    “Aber
worüber
sollen sie sich denn gestritten haben?”, fragte Grace. “Mike hatte wenigstens ein Motiv. Aber warum hätte Jed auf unseren … Dad losgehen sollen?” Sie brachte das Wort
Dad
kaum über die Lippen.
    “Sie waren eben wegen irgendwas verschiedener Ansicht”, meinte Kirk.
    “Aber unser Vater ist doch an diesem Abend gar nicht nach Hause gekommen.” Grace versicherte sich,

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