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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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seinem jüngsten Sohn beim Müsliessen zu. Er wollte mit Teddy über Grace reden. Nach dem gestrigen Vorfall sollte der Junge nicht mehr so oft zu ihr gehen. Gleichzeitig kam es ihm verlogen vor, seinem Sohn den Umgang mit der Frau zu verbieten, deren leckere Kekse sie mit Genuss verspeist hatten. Grace hatte ihnen außerdem eine Portion selbst gemachte Lasagne und Knoblauchbrot mitgegeben, die Kennedys Mutter allerdings verschmäht hatte. Er hatte sie zusammen mit seinen Söhnen zum Abendbrot gegessen. Es war schön, einmal etwas zu essen, das er nicht selbst gekocht hatte. Es war auch schön, nur mit den Jungs zu essen, ohne seine Mutter und nicht in ihrem Haus, wo alle ständig an seinen kranken Vater denken mussten.
    “Du isst ja ganz schön schnell”, sagte Kennedy, faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben seine Kaffeetasse auf den Tisch. “Wo brennt’s denn?”
    “Wieso soll es brennen?”, fragte Teddy mit vollem Mund.
    “Das ist nur so eine Redewendung. Ich wollte nur fragen, warum du dich so beeilst.”
    Sein Sohn hielt inne und schaute ihn an. “Wir müssen doch los, oder? Du hast doch wieder viel zu tun.”
    “Seit wann interessiert es dich denn, wie eilig ich es habe?”
    Teddy wandte sich wieder seinem Essen zu und schaufelte sich das Müsli in den Mund.
    “Neulich erst wolltest du nicht zu Oma. Jetzt kannst du es kaum erwarten”, stellte Kennedy fest.
    Teddy hob den Löffel, hielt inne und sagte: “Es ist ja auch nicht mehr so langweilig.”
    “Wieso?”
    Keine Antwort.
    “Weil die Kekse von Grace so gut schmecken?”
    “Bei Grace ist es immer nett”, sagte Teddy. “Es macht Spaß.”
    Heath trank die Milch aus, die in seiner Müslischale übrig geblieben war, und knallte sie auf den Tisch. “Er war gestern
den ganzen Tag
weg”, rief er aus “Oma war so sauer, dass sie gesagt hat, sie will ihm die Ohren langziehen.”
    “Petze!”, rief Teddy.
    “Oha.” Kennedy legte eine Hand auf Teddys Arm, um zu verhindern, dass er sich noch mehr aufregte. “Ganz ruhig. Oma hat mich schon gebeten, mit dir darüber zu sprechen.”
    “Oma mag Grace ja bloß deswegen nicht, weil sie für Vicki Nibley stimmen will”, beschwerte sich Teddy.
    Kennedy zog seine Hand zurück. “Sie will für Mrs. Nibley stimmen?”
    “Sie hat doch die Plakate an ihrem Haus hängen”, sagte Heath. “Oma hat es gestern gesehen und sagte: ‘Das passt.’“
    Jetzt fiel Kennedy wieder ein, dass er sie auch gesehen hatte. Das hat doch nichts zu bedeuten, sagte er sich. Tatsächlich machte es ihm mehr aus, als er zugeben wollte. “Was machst du denn die ganze Zeit da drüben?”, fragte er seinen Jüngsten. Ob Teddy wohl davon erzählen würde, dass Grace ihm etwas vorgelesen hatte?
    “Ich arbeite halt”, sagte er achselzuckend.
    “Was machst du denn so?”
    “Wir kochen, wir zählen die Einmachgläser im Keller. Wir …”
    “Wie kannst du denn kochen, ohne dabei ins Haus zu gehen?”, fragte Kennedy verwundert.
    Teddy wurde rot. “Ich war aber gar nicht lange drinnen, Dad. Und … wir
mussten
doch kochen”, fügte er flehend hinzu. “Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre nicht alles für heute fertig geworden.”
    “Was passiert denn heute?”
    “Wir wollen den Stand wiedereröffnen.”
    “Welchen Stand?”
    “Evonnes hausgemachte Spezialitäten.”
    Kennedy sah ihn ungläubig an: “Das soll wohl ein Scherz sein?”
    “Nein.” Teddys Augen leuchteten vor Begeisterung. “Wir haben zweiundzwanzig Gläser mit Pfirsichen, achtzehn mit Tomaten …”
    “Muss Grace denn Geld verdienen?”, fragte Kennedy.
    “Sie hat gesagt, ich kann so viel nehmen, wie ich will. Und dass sie es dann mit mir teilen will.”
    “Also offenbar nicht.”
    “Ich glaube, sie vermisst Evonne. Genau wie ich. Sie hat gesagt, dass sie sich ein Beispiel an ihr nehmen möchte.”
    “Und was soll das heißen?”
    “Weiß ich doch nicht. Aber das hat sie gesagt.”
    “Vielleicht meint sie damit ja …”
    “Ich weiß es wieder”, unterbrach Teddy seinen Vater. “Sie meint damit, sie will ein einfaches Leben führen … oder so ähnlich.”
    Kennedy lachte.
    “Bestimmt meint sie damit, dass sie öfter mal ein Schläfchen macht”, mischte Heath sich ein. “Stimmt’s, Dad?”
    “Wenn man ein einfaches Leben führen möchte, dann meint man damit auch, dass man alles etwas langsamer angehen möchte”, entgegnete Kennedy. “Wenn man bedenkt, was sie normalerweise tut, dann ist das wahrscheinlich eine gute

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