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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Verhältnis zu George. Irgendwo da draußen geisterte die Bibel von Reverend Barker herum.
    “Wollen wir heute den Stand aufmachen?”, fragte sie den Jungen.
    “Ja!”
    Sie war fast genauso aufgeregt wie er. Evonnes hausgemachte Seifen, Lotions und Eingemachtes zu verkaufen, brachte sie der Verstorbenen wieder näher. “Hat dir deine Oma erlaubt, hier zu sein?”
    Er warf einen Blick auf das Wahlplakat der Konkurrentin seines Vaters, trat von einem Fuß auf den anderen und sagte: “Ja.”
    Sie spürte, dass er gern noch etwas hinzugefügt hätte, aber er brachte es nicht heraus. Immer, wenn sie ihn nach seiner Familie fragte, wurde er einsilbig. Sie vermutete, dass es zu Hause so schlimm war, dass er lieber nicht darüber sprach. “Teddy?”
    Er schaute sie an. “Was denn?”
    “Ich würde gern deine Eltern kennenlernen.”
    “Vielleicht am Wochenende?”
    “Heute.”
    “Okay.” Er nickte. “Aber meine Mom ist weg, und mein Dad ist auf der Arbeit. Können wir nicht so lange warten, bis wir alles aufgebaut haben?”
    Dagegen ließ sich nichts einwenden. “Natürlich”, sagte sie und merkte, wie sehr sie sich über seine Anwesenheit freute, als sie ihn ins Haus winkte. Aus irgendeinem Grund schienen sie einander zu brauchen. Jedenfalls passte es gut, dass sie sich ausgerechnet im alten Haus von Evonne zusammengefunden hatten. “Wir bringen zuerst die Gläser mit den Pfirsichen raus.”
    “Glaubst du, wir werden heute viel Geld verdienen?”, fragte Teddy, nachdem er seinen Liegestuhl so dicht wie möglich neben den von Grace geschoben hatte.
    Grace warf einen Blick auf das eingemachte Obst und Gemüse und die anderen Sachen, die sie auf dem Stand ausgebreitet hatten. In letzter Minute hatte Teddy sie überredet, noch eine Riesenmenge knuspriger Schokokekse zu backen. Grace wollte das eigentlich nicht, aber er hatte ihr eifrig angeboten, den Rasen zu mähen, wenn er die übrig gebliebenen am Abend mitnehmen durfte. Sie rechnete mit einem guten Umsatz: Die Leute in der Nachbarschaft hatten schon länger auf Evonnes eingemachte Pfirsiche und Tomaten verzichten müssen. Allerdings bezweifelte sie, dass die Menschen in dieser Stadt etwas essen würden, das
sie
hergestellt hatte. Schließlich war eines Tages das Gerücht umgegangen, sie oder ihre Mutter hätten den Reverend vergiftet …
    “Vielleicht ein paar Dollar”, sagte sie achselzuckend.
    “Wer wird wohl unser erster Kunde sein?”
    “Keine Ahnung.” Sie fanden es bald heraus, als ein weißes Auto vor dem Grundstück hielt. Mrs. Reese, eine ihrer Lehrerinnen aus der Highschool, stieg aus.
    Grace umklammerte die Stuhllehne. Diese Frau hatte mal ein Lineal nach ihr geworfen, weil sie im Unterricht auf eine Frage nicht geantwortet hatte. Grace hatte ihre Hausaufgaben nie besonders gründlich gemacht. Sie war viel zu sehr mit ihrem Job in der Pizzeria und mit Aushilfsarbeiten auf der elterlichen Farm beschäftigt – und hatte sich Sorgen gemacht, schreckliche Sorgen wegen des Grabs im Garten. Damals hatte sie oft schlaflose Nächte verbracht.
    “Ich habe gehört, dass du zurückgekommen bist”, sagte die weißhaarige Frau, nachdem Grace sie begrüßt hatte.
    “Ja, aber nur für ein paar Monate.”
    “Ich verstehe.” Sie schaute die angebotenen Waren an. “Ich freue mich, dass du es geschafft hast, dein Leben zu meistern. Du bist ja sogar Staatsanwältin geworden. Ehrlich gesagt hat mich das schon ein bisschen überrascht.” Sie warf einen Blick auf das Wahlplakat, das Grace jetzt im Garten aufgestellt hatte. “Aber mit deinen politischen Ansichten bin ich nicht einverstanden.”
    “Da geht es mir genauso”, gab Grace zurück.
    Mrs. Reeses Unterkiefer klappte nach unten, dann schloss sie den Mund wieder. Sie wandte sich an Teddy und fragte barsch: “Weiß deine Oma, dass du hier bist?”
    Teddy schaute sie nicht an. Er senkte den Kopf und nickte kaum merklich.
    “Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie damit einverstanden ist.”
    Grace räusperte sich. “Gibt es einen speziellen Grund, warum sie hier sind, Mrs. Reese?”
    Die alte Dame deutete auf die Gläser mit den Pfirsichen. “Sind die von Evonne?”
    “Ja. Wir haben sie aus dem Keller geholt.”
    “Dann nehme ich drei Gläser.”
    Grace ließ Teddy das Geld kassieren. Als Mrs. Reese zu ihrem Wagen zurückging, nickte sie ihr höflich zu.
    “Was war denn das?”, fragte sie Teddy, als das Auto ihrer ehemaligen Lehrerin um die Ecke verschwunden war.
    “Ich glaube, sie mag Mrs.

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