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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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auszumachen, aber irgendetwas in Kennedys Gesicht wirkte rätselhaft. Gern hätte sie gewusst, was er jetzt gerade dachte. Sie hatte schon gemerkt, dass zwischen ihm und Joe eine gewisse Spannung herrschte, und das hatte sie überrascht. Die beiden waren doch so eng miteinander befreundet.
    “Bist du mal verheiratet gewesen?”, fragte Joe.
    Sie trank einen Schluck Wasser. “Nein.”
    “Hast du vor, mal zu heiraten?”
    Sie zuckte zusammen, weil diese Frage sie an ihre Trennung von George erinnerte. Grace umfasste den Becher in der Hand fester, als wollte sie sich an ihm festhalten. “Das weiß ich noch nicht. Es gibt ja auch keinen Grund zur Eile.”
    Sie vermisste das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das George ihr vermittelt hatte. Aber andererseits fühlte sie sich auch erleichtert. Sie hatte Schuldgefühle gehabt, weil sie ihm nicht das geben konnte, was er gesucht hatte. Nun war sie frei.
    Kennedy stocherte im Feuer herum. Sie sah ihn durch den Funkenregen hindurch kurz an. Was auch immer zwischen ihnen passierte – sie brauchten keine Worte. Das Gefühl wuchs an, und es wurde immer schwerer, ihm zu widerstehen. Sie erinnerte sich daran, wie er sie geküsst hatte, und sie spürte, sie sehnte sich unmissverständlich nach einer Wiederholung.
    “Möchtest du eine Tasse Kaffee?”, fragte Joe.
    Sie räusperte sich. “Nein, danke. Ich will mich gleich hinlegen.”
    “Jetzt schon? Ach, komm, ich bin doch nicht die weite Strecke hierhergefahren, um früh ins Bett zu gehen. Bleib doch wenigstens noch kurz bei uns sitzen. Ich würde dich gern einiges fragen.”
    Die düstere Vorahnung, die sie schon verspürt hatte, verstärkte sich. “Ich kann mir nicht vorstellen, was du mich fragen könntest.”
    “Oh, es gibt eine Menge. Und ich bin nicht der Einzige. So wie es aussieht, hast du den Schlüssel zum großen Geheimnis, hab ich recht?”
    “Nein. Ich habe keine Ahnung, wo der Reverend abgeblieben ist.”
    “Der Reverend? Nennst du ihn jetzt so?”
    Sie verfluchte ihre Unaufmerksamkeit. Sie war einfach schon zu lange von Stillwater fort. “Wie soll ich ihn denn sonst nennen?”
    “Wenn ich mich noch recht erinnere, hast du ihn immer Daddy genannt.”
    “Er hat mich nie adoptiert. Und inzwischen bin ich einunddreißig.”
    “Du hättest ihn wenigstens ‘mein Vater’ nennen können.
Ich habe keine Ahnung, wo mein Vater abgeblieben ist.”
    Die kühle Luft des Abends drang durch Grace’ T-Shirt. Sie fröstelte und verschränkte die Arme, damit ihr wärmer wurde. “Ich dachte, du könntest vielleicht Anstoß daran nehmen.”
    “Verstehe. Aber als Kind hat es dir nichts ausgemacht.”
    “Damals hab ich doch gar nicht an so was gedacht.”
    “Und jetzt bist du ja groß geworden.” Joe grinste Kennedy wissend an. “Das haben wir alle bemerkt.”
    Kennedy blickte ihn finster an, aber Joe schien das nicht zu stören. “Und welche Theorie hast du über das Verschwinden meines Onkels?”, fragte er. “Bestimmt hast du doch eine.”
    “Hör doch endlich mit deinem Onkel auf”, rief Kennedy aus.
    Joe legte den Kopf zur Seite. “Das Thema interessiert dich wohl nicht?”
    “Ich kann’s nicht mehr hören.”
    “Dann bist du aber der Einzige, dem es so geht. Außer Grace vielleicht.”
    “Daddy?”, rief Teddy vom Zelt her. Seine Stimme klang verschlafen.
    “Was ist denn, mein Junge?”, fragte Kennedy.
    “Heath hat mich getreten.”
    “Dann schieb ihn doch weg.”
    “Hab ich ja versucht, aber er ist zu schwer.”
    Kennedy warf Joe einen warnenden Blick zu und stand auf, um sich um seinen Sohn zu kümmern. Aber kaum war er im Zelt verschwunden, lehnte Joe sich nach vorn und stemmte die Ellbogen auf die Knie. “Wollen wir beide nicht versuchen, das Rätsel gemeinsam zu lösen?”
    “Wie sollten wir das wohl tun?”, fragt Grace. “Er ist spurlos verschwunden.”
    “Spurlos? Glaubst du das wirklich? Aber so etwas gibt es doch gar nicht. Ich bin mir ganz sicher, dass irgendwo eine Spur zu finden sein muss oder ein Hinweis, irgendwas. Vielleicht hat ja auch jemand
etwas
bemerkt.”
    So wie Jed Fowler … “Wer denn?”, fragte sie. Wenn Joe etwas Neues wüsste, hätte sie schon davon gehört.
    “Nora Young hat ihn bei der Kirche getroffen. Sie behauptet, sie hätte auf dem Parkplatz gestanden und sich mit Rachelle Cook unterhalten, als er herauskam und zu seinem Auto ging. Er schloss es auf und stieg ein. Rachelle kann das bestätigen.”
    “Tatsächlich? Dede Hunt hat gesehen, wie er

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