Totgeschwiegen
Plastikwanne, die Kennedy gerade mit Seifenwasser gefüllt hatte, und sagte: “Ich bin mit dem Abwasch dran. Und du gehst mit Teddy schwimmen.”
“Ich mach das schon. Es geht doch ganz schnell”, sagte er.
Sie wollte schon widersprechen, ließ es dann aber bleiben und ging zu ihrem Zelt. Es war bestimmt besser, jeden allzu nahen Kontakt mit Kennedy zu vermeiden.
“Grace?”
Sie drehte sich zu ihm um. “Was denn?”
“Wer hat dich letzte Nacht angerufen?”
Sie zögerte kurz, fand dann aber, dass es nichts schaden konnte, wenn sie ihm die Wahrheit sagte. “George.”
“Der Mann, den du heiraten möchtest?”
“Genau der.”
“Und?”
Sie zuckte mit den Schultern. “Ich würde sagen, die Hochzeit ist geplatzt.”
“Und eure Beziehung?”
“Auch.” Sie versuchte möglichst neutral zu klingen, aber an seinem besorgten Blick erkannte sie, dass ihr dies nicht besonders gut gelungen war.
Kennedy stand da, in der einen Hand die Pfanne, in der anderen die Bürste, und schien nicht so genau zu wissen, was er mit beidem anfangen sollte. “Das tut mir leid.”
“Das muss es nicht. Es ist besser so für ihn”, sagte sie und schlüpfte ins Zelt.
12. KAPITEL
K ennedy saß zusammen mit Joe am Strand und schaute Grace und Teddy zu, die im Wasser spielten. Sein Sohn tat so, als sei er ein Delfin, und planschte laut herum, während Grace ihn lachend dirigierte. In der Gegenwart von Kindern schien sie sich viel freier zu fühlen.
Vor ein paar Minuten hatte Heath ihr einen besonders schönen Stein geschenkt. Sie war so begeistert, dass der Junge sich gleich auf die Suche nach einem noch schöneren gemacht hatte. Am liebsten wäre Kennedy auch aufgestanden, um einen Stein für sie zu finden.
“Als du sie eingeladen hast, hierher mitzukommen”, fragte Joe, “war sie da gleich damit einverstanden?” Er saß im Schneidersitz neben ihm. Weil er mehr Freizeit hatte, war er viel brauner gebrannt als Kennedy und hatte sich schon längst sein Hemd ausgezogen. Er behauptete, er wolle sich noch ein bisschen mehr bräunen, aber Kennedy hatte den Verdacht, dass er vor allem Grace imponieren wollte.
Die schien ihn aber gar nicht wahrzunehmen.
“Es war nicht besonders schwer”, sagte Kennedy. Er trug ein T-Shirt über der Badehose, überlegte aber, ob er es nicht ausziehen sollte, um ins Wasser zu gehen.
“Du hast sie gefragt, und sie hat zugesagt, einfach so?” Joe schnippte mit den Fingern.
“Teddy hat ihr oft im Garten geholfen.” Kennedy schob den warmen Sand mit seinen nackten Füßen hin und her. “Ich glaube, sie ist seinetwegen mitgekommen.”
“Du willst mir doch nicht erzählen, dass sie mehr an deinen Jungs interessiert ist als an dir.”
Kennedy schaute überrascht auf. “Doch, wahrscheinlich schon.” Er wollte nicht mit Joe über Grace reden. Es gefiel ihm gar nicht, wie er über sie sprach und noch weniger, wie er sich ihr gegenüber benahm.
Joe nahm einen Schluck Mineralwasser. “Und wie kommst du darauf?”
“Vielleicht liegt es an der Vergangenheit.”
“Das war doch nicht unsere Schuld!”
“
Manches
vielleicht nicht.”
“Aber anderes sehr wohl, willst du das damit sagen?”
Kennedy wusste, dass Joe ihn provozieren wollte, aber er wollte die Fragen dennoch so ehrlich wie möglich beantworten. “Mehr oder weniger.”
Joe sah ihn abschätzig an. “Du hattest ja eine Freundin. Du hast dich doch nie mit ihr eingelassen.”
“Das nicht, aber ich war auch nicht sehr nett zu ihr. Und du und die anderen …”
“Versuch ja nicht, mir jetzt Schuld aufzuladen”, unterbrach ihn Joe und schüttelte den Kopf. “Sie konnte es doch kaum erwarten, die Hosen runterzulassen.”
Kennedy gefiel überhaupt nicht, welche Bilder Joes Worte in seinem Kopf erzeugten. “Ich möchte nicht darüber reden.”
“Ich will damit nur sagen, dass ich sie nicht weggestoßen habe. Sie bettelte ja praktisch darum.”
Kennedy zuckte zusammen, aber er bemühte sich, sich die Wirkung von Joes Worten nicht anmerken zu lassen. Joe wollte herausfinden, wie sehr er sich mit Grace verbunden fühlte. “Ich glaube, sie litt mehr unter der Art, wie sie nach diesen Vorfällen behandelt wurde”, sagte er ruhig.
Joe schnaubte ungläubig. “Was hatte sie denn erwartet?”
Kennedy musste sich sehr zusammenreißen, um seinen Freund nicht angewidert anzusehen. “Das ist doch nicht dein Ernst.”
Grace lachte laut auf, weil es Teddy gelungen war, sie zu tunken. Joe schaute wieder zum See. “Was immer
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