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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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verbrannte, war sie doch sehr glücklich darüber, dass Kennedy es war, der sie vernichtet hatte.
    Trotzdem war etwas an ihm, das sie ängstigte, und das hatte nichts mit dem dunklen Geheimnis ihrer Familie zu tun.
    Sie lächelte wehmütig. Wer hätte gedacht, dass ein Funken Hoffnung – jene Hoffnung, sie könnte eines Tages tatsächlich einmal das Glück haben, den Mann zu bekommen, den sie liebte – dass dieser kleine Funke ihr so viel Angst einjagen würde?
    Sie staunte über die Wärme, die sie verspürte, wenn Kennedy ihre Hand hielt. Vielleicht lag es ja nur daran, dass sie sich danach sehnte, für die Erniedrigungen, die sie erlitten hatte, entschädigt zu werden. Doch es ging um mehr. Seine Stimme, seine Berührungen, seine Gegenwart bedeuteten ihr mehr als bei jedem anderen Mann …
    Der riesige dunkle Schatten tauchte plötzlich vor ihr auf. Sie sprang zurück und hätte beinahe laut aufgeschrien.
    “Ich bin’s.”
    Es war Joe. Er trug Shorts, Tennisschuhe ohne Socken und eine Windjacke, die er nur halb über der nackten Brust zugezogen hatte. Offenbar hatte er sich genauso hastig angezogen wie sie.
    “Was machst du hier draußen?”, fragte er.
    Grace versuchte verzweifelt, ihre Selbstsicherheit wiederzufinden, die ihr bei ihrem Gespräch mit Kennedy abhandengekommen war. “Ich war auf Toilette.”
    “Wo hast du denn deine Taschenlampe?”
    “Hier.” Sie schwenkte sie zwischen sich und ihm hin und her, um zu verhindern, dass er einen Schritt auf sie zu machte. “Der Mond ist so hell, da braucht man sie gar nicht.”
    Er nahm ihr die Lampe aus der Hand, schaltete sie ein und leuchtete hinter sie. Sie drehte sich um und erwartete Kennedy zu sehen, aber zum Glück war er noch nicht zurück.
    “Bist du allein?”, fragte Joe verwundert.
    Ihm würde sie bestimmt nichts anvertrauen. “Was dachtest du denn?”, sagte sie. “Es ist mitten in der Nacht.”
    Jetzt leuchtete er direkt in ihr Gesicht. “Hätte ja sein können, dass du Kennedy einen bläst.”
    Sie blinzelte im grellen Licht, hob die Hand und stieß die Lampe zur Seite. Sie versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Alles andere würde ihn nur noch ermutigen. “Der liegt doch in seinem Zelt. Wie sollte ich das denn hinkriegen?”
    Joe lächelte boshaft. “Ich habe nachgesehen. Er ist nicht da drin. Aber das weißt du ja schon längst.”
    Sie zuckte lässig mit den Schultern. “Wenn Teddy und Heath da sind, kann Kennedy nicht weit sein. Vielleicht konnte er nicht schlafen und geht ein paar Schritte.” Sie ging um ihn herum und fügte hinzu: “Vielleicht schaust du mal am See nach.”
    Joe lachte leise. “Es kann ja sein, dass Kennedy sich im Augenblick für dich interessiert, Grace. Er hatte seit zwei Jahren keine Frau mehr im Bett. Aber es wird vorbei sein, sobald er bekommen hat, was er will. Versprich dir nicht zu viel.”
    Grace drehte sich nicht um. “Ich verspreche mir gar nichts.”
    “Na klar”, rief er hinter ihr her. “Deine Mutter war ja auch nicht hinter der Farm meines Onkels her! Nur dass mit Kennedy noch mehr auf dem Spiel steht, nicht wahr? Das muss man dir lassen, Gracie – du angelst dir wenigstens den dicksten Fisch im Teich!”

13. KAPITEL
    K ennedy stand im Wald. In der Hand hielt er die in eine schwarze Mülltüte eingehüllte Bibel. Die Tüte hatte er aus einem Mülleimer neben den Waschräumen genommen. Jetzt, nachdem er sich entschieden hatte, das Buch nicht zu vernichten, musste er sich überlegen, wo er es verstecken wollte. Er wollte es nicht in seinen Wagen zurücklegen, wo Grace oder seine Söhne es womöglich finden würden, aber von dem Gedanken, die Bibel wieder mit nach Hause mitzunehmen, war er ohnehin nicht begeistert. Wo sollte er dort nur damit hin? Je mehr Aufwand er betrieb, um sie zu verstecken, umso unangenehmere Fragen würde es geben, wenn etwas schiefging.
    Das Beste wäre, sie gleich loszuwerden. Warum sollte er die Bibel von Reverend Barker mit sich herumschleppen? Wenn er sie hier vergrub, war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand darüber stolperte, relativ gering, erst recht an einem so abgelegenen Ort. Und wenn es nötig war, wusste er, wo er sie finden konnte.
    Er fand einen länglichen spitzen Stein und begann, am Fuß einer hohen Kiefer zu graben. Es war schon spät, und er war müde, aber er wollte die Bibel so tief wie möglich vergraben; nicht, dass ein Waschbär oder ein anderes Tier sie wieder ausbuddelten.
    Eine Toilettentür fiel zu. Dann schrie ein Kind in einem benachbarten

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