Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
nicht ohnehin schon genug Ärger gehabt, wäre sie vielleicht auch mehr beunruhigt gewesen. “Wahrscheinlich ist es alles halb so dramatisch.”
    “Und du?”, fragte Molly. “Bei dir alles in Ordnung?”
    “Mir geht’s gut.”
    “Glaubst du, du hältst es dort wirklich drei Monate lang aus?”
    Wenn sie aus Stillwater weggehen würde, wäre es auch nicht einfacher. Grace dachte an die Fälle, die sie den Geschworenen über die Jahre vorgelegt hatte. Sie waren in ihrem Gedächtnis gespeichert, zusammen mit anderen, persönlicheren Bildern. Außerdem würde es schwierig sein, George wiederzusehen. “Ich bleibe jetzt erst einmal hier.”
    “Und du bist ganz sicher, dass ich nicht kommen soll?”
    “Hast du denn Urlaub?”
    “Nein, aber ich könnte mir freinehmen.”
    “Lass mal. Hier ist alles in bester Ordnung.”
    “Wirklich?”
    Die Anklopf-Funktion meldete ein zweites Gespräch und bewahrte Grace davor, nach weiteren Argumenten suchen zu müssen, um ihre Schwester zu beruhigen. “Ich kriege gerade einen anderen Anruf rein”, sagte sie. “Kann ich mich später noch mal bei dir melden?”
    “Na klar”, sagte Molly.
    Es war Clay. “Hast du sie?”, fragte er sofort.
    “Was meinst du?”
    “Na, was glaubst du wohl?”
    Er meinte natürlich die Bibel. Grace seufzte vernehmlich. “Nein.”
    Eine ganze Weile hörte sie nichts. Dann fragte er: “Was ist passiert?”
    “Er hat sie vernichtet.”
    “Bist du sicher?”
    “Ziemlich. Ich hab es nicht gesehen, aber er hat es mir versprochen.”
    “Und du glaubst ihm?”
    “Warum sollte er mich anlügen? Was hätte er davon, ein solches Beweisstück zu behalten? Wenn er damit ertappt würde, wäre es peinlich für ihn.”
    “Weiß er denn, wo du es gefunden hast?”
    Im Hintergrund hörte sie, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und vermutete, dass ihr Bruder gerade dabei war, für die Nacht abzuschließen. “Er hat mich danach gefragt, aber nicht sehr darauf gedrängt. Ich glaube, er will die Einzelheiten gar nicht wissen.”
    Wieder längeres Schweigen. “Das bedeutet, dass er sich für dich interessiert. Hab ich doch gleich gesagt”, murmelte er schließlich.
    Grace widersprach nicht. Es stimmte ja. Kennedy war interessiert an ihr, das hatte er eindeutig zu verstehen gegeben. Aber ob er je so weit ging, mit ihr öffentlich eine ernsthafte Beziehung einzugehen, war eine ganz andere Geschichte. Sollte er es versuchen, würde sie es bestimmt nicht zulassen. “Ich glaube, er will einfach nur das haben, was er nicht kriegen kann.”
    “Und du bist nicht an ihm interessiert?”
    Sie hörte die Skepsis in Clays Stimme und beeilte sich, sie zu zerstreuen. “Nein, bestimmt nicht”, sagte sie, und das klang selbst in ihren eigenen Ohren sehr fadenscheinig. Gerade noch hatte sie in der Badewanne ihren Fantasien über Kennedy gefrönt.
    “Wegen George?”
    “George hat damit nichts zu tun”, sagte sie. “Er ist jetzt mit einer anderen zusammen.”
    “Seit wann denn das?”
    “Samstagnacht hat er es mir gesagt. Es kam aus heiterem Himmel.”
    Clay stieß einen Pfiff aus. “Ist ja nett von ihm, dass er dich so damit überrascht hat.”
    “Er hat es verdient, glücklich zu sein. Ich freue mich für ihn.”
    “Du hättest es auch verdient”, sagte ihr Bruder.
    “Und was ist mit dir?”, gab sie zurück, aber er sprang nicht darauf an.
    “Das war ja ein aufregendes Wochenende für dich”, fuhr er stattdessen fort.
    Grace stellte den Ventilator an, um die Hitze erträglicher zu machen, und schlüpfte ins Bett. “Du weißt ja noch nicht mal die Hälfte.”
    “Wie meinst du das?”
    “Am Samstag hat sich Joe Vincelli zu uns gesellt.”
    “Im Ernst? Wieso das denn?”
    “Angeblich wollte er seinen Freund Kennedy besuchen, aber der hatte ihn überhaupt nicht eingeladen. Ich glaube, er wollte einfach nur verhindern, dass Kennedy und ich uns zu nahe kommen. Es gefällt ihm nicht, dass wir Freunde werden könnten.”
    “Hat seine Anwesenheit irgendetwas an Kennedys Verhältnis zu dir geändert?”
    “Offenbar nicht.”
    “Also müssen wir uns über Joe keine Sorgen machen.”
    “Doch müssen wir! Joe ist sehr argwöhnisch. Er verdächtigt uns.” Sie zögerte, bevor sie weitersprach. “Ich weiß ja, dass du anderer Meinung bist, aber ich glaube, wir sollten … das Problem … woanders hinbringen.”
    “Jetzt fang bloß nicht wieder damit an!”
    “Aber wir können doch nicht einfach die Augen schließen und das Beste

Weitere Kostenlose Bücher