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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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der Bildfläche erschien.”
    Irene presste die Hände zusammen und senkte die Stimme. “Hat Joe irgendwas über Lee gesagt?”
    “Nichts”, log Grace. Sie wollte ihre Mutter nicht unnötig aufregen. Gegen Joe konnte Irene sowieso nichts unternehmen.
    “Dann ist es ja gut.” Irene griff nach ihrer Handtasche und stand auf.
    “Willst du schon wieder los?”
    “Ich bin auf dem Weg zu Madeline. Wir wollen zusammen zu Abend essen. Ich hab nur kurz angehalten, als ich dich mit Kennedy zusammen gesehen habe. Willst du nicht mitkommen?”
    “Nein, danke. Ich hab nicht viel geschlafen letzte Nacht. Ich lege mich jetzt in die Badewanne, und dann gehe ich zu Bett.”
    “Na gut.” Irene eilte zur Tür. “Ich kann es kaum erwarten, Madeline zu erzählen, dass du dich mit Kennedy Archer verabredet hast. Vielleicht bringt sie ja eine Meldung darüber in der Klatschspalte.”
    “Nein!”, rief Grace aus. “Mom, bitte, du musst mir versprechen, dass du
niemandem
erzählst, dass ich mit Kennedy Archer zum Zelten gefahren bin.”
    “Soll das ein Scherz sein? Das ist das Beste, was unserer Familie seit vielen Jahren passiert ist.”
    “Trotzdem. Ich meine es ernst.”
    “Ich werde diskret sein.”
    Grace wollte ein richtiges Versprechen. Aber andererseits wollte sie sich ja ohnehin nicht mehr mit Kennedy treffen. Aus einem einzigen Campingausflug konnte man ja keine große Skandalgeschichte machen.
    “Ja bitte, sei so lieb”, sagte Grace. Aber sie war ein wenig besorgt, als ihre Mutter eilig aufbrach. Sie war einfach nicht der Mensch, der eine aufregende Neuigkeit für sich behalten konnte.
    Das Telefon klingelte, kaum dass Grace aus der Badewanne gestiegen war. Sie schlang ein Badetuch um sich und eilte zum Nachtschränkchen neben dem Bett.
    “Hallo?”
    “Wie geht’s denn so?”, hörte sie die Stimme ihrer Schwester Molly aus New York. “Was gibt’s Neues in Stillwater?”
    “Ich weiß auch nicht so genau”, sagte Grace. “Jedenfalls ist alles ganz anders gekommen, als ich erwartet hatte.”
    “Madeline hat mir von Jeds Werkstatt erzählt. Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich zu so etwas überreden lässt! Ihr könntet beide im Gefängnis landen!”
    “Erinnere mich bloß nicht daran”, stöhnte Grace.
    “Was hast du dir bloß dabei
gedacht?”
    “Was hättest
du
denn gemacht?”, gab Grace zurück. “Sie hätte es sowieso getan, auch wenn ich nicht mitgemacht hätte. Ich konnte sie doch nicht allein lassen.”
    Molly schwieg eine Weile, dann murmelte sie. “Zumindest ist nichts Schlimmes passiert.”
    Grace überlegte, ob sie ihrer Schwester von der Bibel berichten sollte. Und dann war da ja noch die Sache mit Kennedy Archer. Sie wusste, dass sie ein viel innigeres Verhältnis zu Molly haben könnte, wenn sie nicht so zurückhaltend wäre. Aber dann entschied sie sich doch, nichts zu erwähnen. Ihr Verhältnis zu Kennedy konnte sie sowieso nicht erklären. Das war viel zu kompliziert. Und außerdem wollte sie Molly nicht achtzehn Jahre zurückversetzen. Ihre Schwester war damals noch so klein, dass sie nichts weiter tun konnte, als weinend in der Ecke zu hocken. Sie hatte am allerwenigsten von allem mitbekommen. Bis heute war sich Grace nicht sicher, ob Molly wirklich verstand, was damals der Auslöser der schrecklichen Ereignisse gewesen war.
    Abgesehen davon, stellte die Bibel jetzt ja keine Gefahr mehr für sie dar. “Hast du mit Clay gesprochen?”, fragte sie.
    “Nicht in den letzten Tagen. Wie geht’s ihm denn?”
    “Gut.”
    “Mom ist ja richtig begeistert davon, dass du zurückgekommen bist”, sagte Molly.
    “Meinst du?”
    “Sie hat mich gestern Abend angerufen und mir gesagt, dass ihr beiden besser miteinander auskommt als je zuvor.”
    Ganz offensichtlich war es nicht schwer, mit ihrer Mutter gut auszukommen. Sie hatten früher nicht besonders viel miteinander zu tun gehabt, aber wenn sie ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Tochter aufbauen konnte, war Irene schon glücklich. “Ja, stell dir das mal vor!”
    “Sie behauptet immer noch, sie würde sich mit niemandem treffen.”
    “Ich habe bisher auch keine Hinweise darauf gefunden.”
    “Sie hat sich merkwürdig verhalten am Telefon.”
    “Wie denn?”
    “Sie schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Und sehr fröhlich dabei.”
    “Wer auch immer es ist, so wie es aussieht, werden sie wohl auch weiterhin ihre Beziehung geheim halten.”
    “Und darüber mache ich mir schon ein bisschen Sorgen.”
    Hätte Grace

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