Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
grimmig. »Sie hat vier Tage Vorsprung.«
Während die Spurensicherung die Wohnung nach Haaren, Fingerabdrücken und anderen Hinweisen absuchte, die ihre Täterschaft bestätigten, gaben wir für Kalifornien, auf Bundesebene und international einen Haftbefehl für Susan Dahoney heraus. Wir informierten die Grenzkontrollen nach Mexiko und Kanada, sämtliche Flughäfen an der Westküste und ordneten Straßenblockaden an den Staatsgrenzen von Arizona, Nevada und Oregon an.
»Wir kriegen sie«, meinte Adler. »Das ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit.«
Inzwischen war auch Lieutenant Fraiser eingetroffen und bedachte uns mit wütenden Blicken. Ich ignorierte ihn und nickte müde. »Ja, aber ich hätte es schon gern hinter mir, Chief.«
Ich hatte die ganze Nacht im Auto und im Flugzeug gesessen. Nach einem halben Dutzend Anrufen war es mir gelungen, unter Umgehung Fraisers mit Adler persönlich zu sprechen. Sie war außer sich, als ich zugab, dass ich in Alabama war und auf eigene Faust ermittelt hatte, aber schließlich beruhigte sie sich einigermaßen und hörte sich an, warum ich Susan Dahoney für die Mörderin hielt. Man kann über Helen Adler sagen, was man will, aber sie ist eine großartige Ermittlerin. Und am Ende meiner Ausführungen, irgendwo zwischen Dallas und San Diego, ließ sie sich gegen Fraisers Proteste davon überzeugen, dass die Bibelexpertin unsere Täterin war.
Jetzt, draußen vor Dahoneys Wohnung, legte mir Adler die Hand auf den Arm. »Tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Seamus. Hervorragende Arbeit. Ich werde mich für deine Beförderung einsetzen.«
»Beförderung!«, rief Fraiser. »Es steht immer noch zur Debatte, dass Moynihan einen Einsatz vergeigt und auf eigene Faust Ermittlungen geführt hat.«
»Sie wussten über Hattiesburg Bescheid, noch bevor ich es erfahren habe«, schoss ich zurück. »Sie haben die ViCAP-Antwort erhalten. Sie haben Jorge gesagt, er sollte es zurückstellen. Ich habe lediglich Ihren Mülleimer durchgesehen und das entdeckt, wofür Sie blind waren.«
»Das ist Quatsch und Sie –«
»Lieutenant«, ging Adler dazwischen. »Es reicht. Sie sind mit sofortiger Wirkung versetzt. Mit Mordermittlungen werden Sie sich nicht mehr befassen.«
»Versetzt? Wohin?« Fraiser war baff.
»Ins Polizeiarchiv«, sagte sie. »Wir brauchen jemanden mit Ihren Managementfähigkeiten, der mal ein System in die Aktenablage bringt.«
»Ins Archiv? Aber da bin ich ja lebendig begraben!«
»Nutzen Sie Ihre Zeit, Aaron«, sagte sie. »Vielleicht kommen Sie eines Tages wieder raus.«
Fraiser verschlug es die Sprache. Er lief puterrot an und stürmte davon.
»Ich will keine Beförderung«, erklärte ich.
Helen Adler runzelte die Stirn. »Du brauchst nicht zu befürchten, dass du neue Verwaltungsaufgaben aufgebrummt bekommst. Du wärst nur noch mit Ermittlungen befasst, Seamus, mit eigenem Team, und würdest jeweils den im Augenblick dringendsten Fall übernehmen. Der höhere Rang wäre eine Anerkennung für alles, was du geleistet hast.«
»Darf ich mir Bedenkzeit ausbitten?«, bat ich. »Im Moment brauche ich einfach nur Schlaf.«
»Natürlich. Fahr heim. Bis wir die Täterin finden, kannst du ohnehin wenig tun. Lass aber dein Handy und deinen Pager an. Wir melden uns, sobald wir etwas erfahren. Und – es tut mir wirklich Leid, dass ich an dir gezweifelt habe.«
Ich nickte benommen und ging über die Straße zu Christina. Sie zuckte zusammen, als sie die Schwellungen und Stiche in meinem Gesicht sah, dann schloss sie mich in die Arme. »Schön, dass du wieder zu Hause bist. Du siehst aus, als hättest du einen Ausflug in die Hölle hinter dir.«
»Da hast du nicht Unrecht, Schwesterherz.«
»Das ist alles vollkommen unglaublich. Lil Stark wäre nach Aileen Wuornos die zweite überführte Serienmörderin der Geschichte.«
»Du würdest wohl gern mit ihr reden.«
»Ja, genauso wie jeder andere Kriminalpsychologe im Land, sobald das bekannt wird«, erwiderte Christina. »Als kleines Mädchen musste sie also mit ansehen, wie ihr Vater ihre Mutter auf grauenhafte Weise umgebracht hat. Aber ich glaube, es muss noch mehr dahinter stecken – bestimmt hängt es mit Lucas Starks Geheimnis zusammen. Damit wurde die Saat für so monströse Taten gelegt.«
»Das habe ich mir auch überlegt«, sagte ich. »Und ich frage mich, ob sie vorhatte, mich an jenem Abend im O’Dorans’s zu ihrem vierten Opfer zu machen.«
Meine Schwester schlug sich die Hand vor den Mund.
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