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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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um Kontakt zur Wache aufzunehmen. An der Schwelle zum Archiv trat Curt zur Seite und ließ Kim und Foster den Vortritt. Völlig entgeistert mußte Kim feststellen, daß alle Stühle wieder hingestellt worden waren. Aber was noch schlimmer war - das Telefon war weg. »Es hat hier gelegen, ich schwöre es«, beteuerte er. »Und die meisten Stühle lagen umgekippt auf dem Boden.«
    »Ich habe kein Telefon gesehen, als ich hier nach dem Rechten gesehen habe«, versicherte Curt. »Und die Stühle standen genauso wie jetzt.«
    »Was ist mit der zerbrochenen Scheibe in der Tür?« fragte Kim aufgeregt und zeigte auf die Tür, die zum vorderen Flur führte. »Ich bin sicher, daß dies das klirrende Geräusch war, das ich durchs Telefon gehört habe.«
    »Ich bin davon ausgegangen, daß die Scheibe in der Tür und die Fensterscheibe von ein und derselben Person eingeschlagen wurden«, sagte der Nachtwächter.
    »Aber das ist doch gar nicht möglich«, widersprach ihm Kim. »Ich habe die Fensterscheibe eingeschlagen, aber die Scheibe in der Tür war schon kaputt, als ich kam. Sehen Sie doch! Die Glassplitter liegen alle im Archiv. Die Scheibe muß vom Flur aus eingeschlagen worden sein.«
    »Hmm«, grummelte Foster und starrte auf die Scherben. »Da hat er wohl recht.«
    »Ihr Auto!« rief Kim. Er hatte eine neue Idee. »Es muß noch draußen stehen. Sie fährt einen gelben Ford. Er steht am Ende des Gebäudes.«
    Bevor Foster Kims Hinweis überprüfen konnte, kam McHalverson breit grinsend zurück. »Ich habe gerade mit dem Kollegen auf der Wache gesprochen. Sie haben kurz gecheckt, ob der gute Doktor schon mal aufgefallen ist. Du wirst staunen! Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist erst gestern abend wegen Hausfriedensbruchs und Körperverletzung in einem Fast-food-Restaurant festgenommen worden. Heute morgen hat man ihn ohne Kaution auf freien Fuß gesetzt.«
    »Na klasse«, entgegnete Foster. »Ein Wiederholungstäter! Okay, Doc, das war’s dann wohl. Wir nehmen Sie mit in die Stadt.«

 
     
    Kapitel 15
     
    Sonntag, 25. Januar, später Vormittag
     
    Für Kim war alles ein Déjà-vu-Erlebnis. Er befand sich im selben Gerichtssaal und mußte sich vor demselben Richter verantworten. Nur das Wetter war diesmal anders. Die Sonne war weit und breit nicht zu sehen; statt dessen war der Himmel stark bewölkt, und gelegentlich fielen ein paar Schneeflocken. Richter Harlowes Laune paßte zu dem grauen Tag. Kim saß an einem zerkratzten Bibliothekstisch. Neben ihm hatte Tracy Platz genommen. Vor ihnen, unterhalb des Richterstuhls, stand Justin Devereau, ein Anwalt und alter Freund von Kim. Er war eine aristokratische Erscheinung, der nach seinem Studium in Harvard das alte Sprichwort »Go West, young man« wörtlich genommen hatte. Er hatte eine Anwaltskanzlei eröffnet, die inzwischen als eine der größten und erfolgreichsten der Stadt galt. Keiner seiner Kollegen hatte so viele Fälle gewonnen wie er. Doch an diesem Vormittag wirkte er besorgt. Sein Streitgespräch mit dem wütenden Richter hatte sich äußerst mühsam gestaltet.
    Kim sah schlimmer aus denn je, nachdem er eine weitere Nacht in einer Gefängniszelle verbracht hatte. Er hatte sich immer noch nicht rasiert oder geduscht. Außerdem war er beunruhigt, weil völlig offen war, wie der Richter diesmal entscheiden würde. Er wollte auf keinen Fall zurück in die Zelle. Devereau räusperte sich. »Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, hohes Gericht, daß Dr. Kim Reggis bis zu der tragischen Erkrankung seiner einzigen Tochter buchstäblich eine Säule der Gesellschaft gewesen ist.«
    »Werter Herr Anwalt«, entgegnete der Richter ungeduldig, »die Krankheit der Tochter von Dr. Reggis mußte bereits als Entschuldigung herhalten, als Ihr Mandat gestern vor diesem Gericht erschienen ist. Ich mag es grundsätzlich nicht, wenn mir an meinen Dienstwochenenden zweimal dasselbe Gesicht vorgeführt wird. Ich empfinde das als Affront gegen meine richterliche Entscheidung, denn dann war es offenbar ein Fehler, diese Person nach ihrer ersten Straftat auf freien Fuß zu setzen.«
    »Dr. Reggis’ Tochter ist gestern gestorben, Euer Ehren«, insistierte Devereau. »Mein Mandat befindet sich in einer Streßsituation.«
    »Das ist offensichtlich«, stimmte Richter Harlowe zu. »Die Frage ist, ob er in seinem derzeitigem Zustand eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.«
    »Die beiden Vorfälle sind völlig untypisch für meinen Mandanten und werden sich bestimmt nicht

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