Toxin
den Wasserhahn auf und stellte den Duschkopf auf einen kräftigen Strahl. Dann öffnete sie den geräumigen Schrank und nahm sich ein großes Badetuch und einen Frotteebademantel heraus. Sie deponierte beides auf dem Waschtisch und begann sich ihre nassen Sachen auszuziehen.
Carlos hörte die Dusche rauschen und grinste. Der Job war leichter zu erledigen, als er gedacht hatte. Er stand in dem begehbaren Kleiderschrank in Kims Schlafzimmer und wartete darauf, daß sein Opfer die Tür öffnete. Doch das Rauschen des Duschwassers brachte ihn darauf, daß er sich den Doc ja auch in dem überschaubaren Bad vornehmen könnte. Dort würde er ihm nie und nimmer entkommen.
Er öffnete die Tür einen Spalt. Ein fahler Lichtstrahl fiel auf sein Gesicht. Er riskierte einen vorsichtigen Blick und stellte erfreut fest, daß das Schlafzimmer bis auf den Lichtschimmer aus dem Bad immer noch dunkel war. So konnte er unerkannt zum Bad hinüberhuschen. Bei seinem Vorhaben kam es vor allem auf das Überraschungsmoment an.
Mit dem Messer in der rechten Hand öffnete er die Tür einen Spalt und huschte ins Schlafzimmer.
Carlos bewegte sich wie eine Katze, die sich an ihre Beute heranschleicht. Mit jedem Schritt konnte er das Bad durch den offenen Durchgang, der die beiden Räume verband, besser einsehen. In seinem Blickfeld tauchte eine Hand auf und legte auf dem Waschtisch Kleidungsstücke ab.
Er wagte sich noch einen letzten Schritt vor. Jetzt hatte er das Bad voll im Blick - und erstarrte. Vor ihm stand nicht Kim, sondern eine grazile, attraktive Frau, die sich gerade den Büstenhalter öffnete. Für einen Augenblick erhaschte er einen Blick auf ihre weichen, weißen Brüste. Im nächsten Moment schob die Frau ihre Daumen unter das elastische Bündchen ihres Slips und zog ihn hinunter.
Carlos blieb gebannt stehen und ergötzte sich an dem unerwarteten, aber sehr erfreulichen Anblick. Tracy wandte ihm den Rücken zu und stieg in den nebligen Dampf der Duschkabine. Sie schloß die beschlagene Glastür hinter sich und hängte ihr Handtuch auf einen Halter im hinteren Teil der geräumigen Dusche.
Wie von einer magischen Hand angezogen, wagte Carlos sich noch einen weiteren Schritt vor. Er wollte einen besseren Blick haben. Tracy hielt die Hand unter den Wasserstrahl und zog sie wieder zurück. Das Wasser war viel zu heiß, doch genau das hatte sie beabsichtigt. Sie wollte die Duschkabine in eine Art Dampfbad verwandeln.
Sie griff hinter den Wasserstrahl und regulierte die Temperatur. Während sie darauf achtete, daß das Wasser kälter wurde, warf sie einen Blick auf das Seifenfach und registrierte, daß es leer war. Das Seifenstück lag auf dem Waschbeckenrand.
Sie schob die Tür der Duschkabine wieder auf, um die Seife zu holen. Plötzlich nahm sie ein aufblitzendes Licht wahr. Es war aus dem Schlafzimmer gekommen. Im nächsten Augenblick glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Dort, im Halbdunkel der dämmrigen Badezimmerbeleuchtung, stand ein vollkommen schwarzgekleideter Mann. Er hielt ein riesiges Messer in der rechten Hand, dessen Klinge das Licht reflektierte und das Aufblitzen verursacht hatte.
Für den Bruchteil einer Sekunde starrten die beiden sich an, Tracy geschockt, Carlos in triebhafter Lüsternheit. Tracy reagierte als erste. Sie stieß einen durchdringenden Schrei aus und knallte die Tür mit voller Wucht wieder zu. Dann riß sie den röhrenförmigen Handtuchhalter aus der Verankerung und schob ihn so durch den U-förmigen Griff der Glastür, daß diese sich nicht mehr öffnen ließ. Carlos sprang mit einem Satz ins Bad. Er wollte sie erledigen, bevor Kim ihr zu Hilfe kommen konnte. Blitzschnell nahm er das Messer in die linke Hand und versuchte mit der rechten die Tür zur Duschkabine aufzureißen. Als sie nicht aufging, nahm er verärgert den Fuß zu Hilfe. Der wenig robuste Handtuchhalter gab unter seiner Kraftanstrengung nach und begann sich zu verbiegen.
Als Tracys Schrei durch das Haus gellte, war Kim auf der Kellertreppe. Von seiner Begegnung mit den Mäusen noch völlig irritiert, begann sein Herz sofort wie wild zu jagen. Er ließ die Holzscheite fallen, die mit einem enormen Lärm die Treppe hinunterpolterten und all die Dinge mitrissen, die er auf den Stufen abgestellt hatte.
Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie er es die Treppe hinauf geschafft hatte. Auf dem oberen Flur angelangt, hörte er Tracy erneut schreien. Er legte noch einen Zahn zu und warf sich mit voller Wucht
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