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Toxin

Toxin

Titel: Toxin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich, in einem dunkleren Bereich, der nicht von den Neonröhren beleuchtet wurde, sah er einige Männer arbeiten. Außerdem nahm er im Hintergrund ein neues Geräusch wahr. Es war ein periodisch auftretendes Stoßbohrgeräusch, das ihn an eine Art Luftgewehr erinnerte, wie es Tischler verwendeten, um Nägel ins Holz zu schießen.
    Er fegte weiter, obwohl kaum Dreck auf dem Boden lag. Nach weiteren drei Metern und nachdem er noch eine Maschine umrundet hatte, sah er, wo er sich befand.
    »Ich bin jetzt da, wo die lebenden Tiere in das Gebäude gebracht werden«, berichtete er in sein Mikrophon. »Sobald ein Tier neben einer erhöhten Plattform ankommt, drückt ein Mann ihm etwas gegen den Kopf, das so aussieht wie ein leichter Bohrhammer und so klingt wie ein Nagelschießgerät. Offenbar wird dem Tier ein Bolzen ins Gehirn gejagt. Ich sehe nämlich Hirngewebe herausspritzen.«
    Er mußte einen Augenblick wegsehen. Als jemand, der sich bisher dem Retten menschlichen Lebens gewidmet hatte, bekam er beim Anblick dieses Gemetzels weiche Beine. Nach ein paar Sekunden zwang er sich, wieder hinzusehen. »Die Kühe brechen zusammen und fallen auf eine große, rotierende Scheibe, die sie nach vorn wirft und hochkant stellt«, fuhr Kim fort. »Dann rammt ein Arbeiter den Tieren einen Haken hinter die Achillessehne, und an diesem werden sie zu dem Deckenschienen-System hochgezogen. Falls wir bei uns auch mal Probleme mit dem Rinderwahnsinn bekommen sollten, wäre es bestimmt keine gute Idee, die Tiere so zu töten. Die Herzen der Rinder schlagen nach dem Schuß noch eine Weile, und dadurch gerät ohne jeden Zweifel Hirngewebe in die Blutbahnen.«
    Obwohl er sich ekelte, zwang er sich weiterzugehen. Er hatte jetzt ungehinderte Sicht.
    »Weißt du was?« sprach er wieder in sein Mikro. »Diese armseligen, jungen Ochsen scheinen zu ahnen, was ihnen blüht. Ich glaube, sie riechen den Tod. Auf dem Förderband, über das sie ins Gebäude geschleust werden, defäkieren sie alle über- und aufeinander. Das trägt sicherlich nicht dazu bei, die Verseuchung…«
    Er hielt mitten im Satz inne. Zu seiner Rechten, nur drei Meter von ihm entfernt, stand der messerschwingende Unbekannte. Auf einmal war ihm klar, warum der Mann Messer benutzte. Er war einer der beiden Arbeiter, die unter die frischgetöteten Tiere traten, wenn sie gerade an der Schiene aufgehängt waren. Mit einer routinierten Drehung des Handgelenks schlitzten er oder sein Kollege dem Tier die Kehle auf und sprangen dann zur Seite, um der Dusche von mehr als dreißig Litern heißen Rinderbluts zu entgehen. Während das Tierherz seine letzte Lebenskraft auspumpte, spritzte das Blut in einem gigantischen, pulsierenden Strahl hervor und floß in ein im Boden verankertes Abflußgitter. Im nächsten Augenblick begann Kims Herz zu jagen. Seinem Angreifer so nah gegenüberzustehen, hatte seine Nerven aufs Äußerste gespannt. So kam es, daß er vollkommen überreagierte, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Bevor er sich fassen konnte, riß er instinktiv einen Arm hoch. Glücklicherweise war es nur der Aufseher, und er machte nicht gerade einen glücklichen Eindruck. Kim hatte ihn genauso erschreckt wie er Kim.
    »Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen?« brüllte der Aufseher ihn an. Die immer wieder den Raum erschütternde Hochleistungs-Tötungswaffe klang wie ein todbringender Taktmesser.
    »Ich versuche, mich zu orientieren«, brüllte Kim zurück und sah wieder zu seinem Angreifer hinüber. Doch der Mann hatte ihn entweder nicht gesehen, oder er interessierte sich nicht für ihn. Er war zur Seite getreten und schärfte sein Messer mit einem Schleifstein. Im Moment erledigte sein Kollege das Aufschlitzen der Rinderkehlen allein. Kim konnte das Messer deutlich erkennen. Es sah fast genauso aus wie das, mit dem der Mann ihn attackiert hatte.
    »He - ich rede mit Ihnen!« schrie Street ihn wütend an und stieß ihm dabei mit dem Finger in die Rippen. »Bewegen Sie Ihren Arsch gefälligst dorthin, wo die Tiere ausgenommen werden! Da türmt sich die Scheiße auf dem Boden, dort sollen Sie arbeiten!« Kim nickte.
    »Kommen Sie mit!« forderte der Aufseher ihn auf und bedeutete ihm, ihm zu folgen. »Ich zeige Ihnen, wo Sie fegen sollen.« Kim sah noch einmal zu seinem Angreifer hinüber, der gerade das Messer hochhielt und die rasiermesserscharfe Klinge inspizierte. In diesem Moment reflektierte die Klinge das Licht. Der Mann sah nicht in seine Richtung.
    Während er hinter

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