Toxin
darauf vorbereitet?«
»Ich bin auf alles vorbereitet.«
»Haben Sie eine Aufenthaltsgenehmigung?« wollte Street wissen. »Nein.«
»Wann wollen Sie anfangen?«
»Am liebsten sofort«, erwiderte Kim. »Ich habe seit eineinhalb Tagen nichts gegessen.«
»Das ist wahrscheinlich auch gut so. Vor allem wenn Sie noch nie in einem Schlachthaus gearbeitet haben. Zunächst einmal machen Sie den Boden im Schlachtbereich sauber. Dafür bekommen Sie fünf Dollar die Stunde - auf die Hand, versteht sich. Ohne Sozialversicherungskarte kann ich nicht mehr zahlen.«
»Klingt gut«, entgegnete Kim.
»Noch etwas«, fügte Street hinzu. »Wenn Sie den Job haben wollen, müssen Sie die Schicht von fünfzehn bis dreiundzwanzig Uhr noch hinten dranhängen, allerdings nur heute. Einer von unseren Jungs hat sich krank gemeldet. Was halten Sie davon?«
»Kein Problem«, erwiderte Kim. »Gut.« Street erhob sich. »Dann wollen wir Sie mal ausstaffieren.«
»Muß ich mich umziehen?« fragte Kim mit leichter Panik in der Stimme. Er spürte, wie ihm die Pistole gegen den Oberschenkel und die Batterie für das Audiosystem gegen die Brust drückten.
»Nein«, erwiderte Street. »Sie bekommen nur einen weißen Kittel, Stiefel, einen Helm, Handschuhe und einen Besen. Das einzige, was Sie ausziehen müssen, sind Ihre Schuhe.« Kim folgte dem Aufseher. Sie verließen das Büro und gingen in einen der Vorratsräume, in den Kim bereits am Samstag abend einen Blick geworfen hatte. Bis auf den Besen bekam er dort alles, was Street erwähnt hatte. Da keine Stiefel in Größe zehneinhalb vorhanden waren, mußte er sich mit Größe elf begnügen. Die Stiefel, die der Aufseher ihm reichte, waren gelb und reichten bis zu den Knien. Sie waren alles andere als neu und stanken erbärmlich.
Street drückte ihm ein Kombinationsschloß in die Hand und führte ihn in den Raum mit den Schließfächern, der sich neben dem Aufenthaltsraum befand. Er wartete, bis sein neuer Mann die Gummistiefel angezogen und seine Schuhe verstaut hatte. Als Kim den Helm aufgesetzt, die gelben Stulpenhandschuhe und den weißen Kittel anhatte, sah er aus wie ein echter Schlachthausarbeiter.
»Das ist ja ein ordentlicher Schnitt über der Nase«, stellte Street fest. »Wie ist das denn passiert?«
»Hatte Probleme mit ’ner Glastür«, erwiderte Kim. »Tut mir leid für Sie«, entgegnete Street. »Okay, sind Sie bereit für den Sprung ins kalte Wasser?«
»Ich denke schon«, antwortete Kim.
Street führte ihn durch den Aufenthaltsraum zu der kurzen Treppe, die vor der Feuertür endete. Er griff in seine Kitteltasche und holte etwas hervor, das er Kim reichte. »Fast hätte ich es vergessen, Ihnen diese Dinger zu geben«, sagte er und legte ihm zwei kleine, leichte Knubbel in die Hand.
»Was soll ich damit?« fragte Kim.
»Das sind Ohrstöpsel«, erwiderte Street. »Im Schlachtbereich ist es ziemlich laut. Die Maschinen und Sägen machen einen Höllenlärm.«
Kim betrachtete die kegelförmigen, wie kleine Gummischwämme aussehenden Stöpsel. Sie waren fast so gelb wie seine Stiefel.
»Also los!« begann Street mit seiner Einweisung. »Ihre Aufgabe ist es, den Fußboden sauberzuhalten. Sie bewegen sich die ganze Zeit hin und her und fegen die ganze Scheiße in die Abflußgitter. «
»Scheiße?« fragte Kim. »Ja. Haben Sie ein Problem damit?«
»Richtige Scheiße?«
»Eine Mischung aus Kuhscheiße, Kotze und Blut«, erwiderte Street. »Halt alles, was von den Förderbändern fällt. Sie sind hier nicht bei einer Teegesellschaft. Und bevor ich’s vergesse: Nehmen Sie sich vor den Rinderrümpfen in acht, die an Ihnen vorbeifahren! Und passen Sie auf, daß Sie auf dem glitschigen Boden nicht ausrutschten! In die Scheiße zu fallen, ist nicht besonders angenehm.« Er lachte über seinen eigenen Witz. Kim nickte und schluckte. Er würde sich total zusammenreißen müssen, um diesen grauenhaften Job durchzustehen. Street warf einen Blick auf die Uhr. »In knapp einer Stunde stoppen wir die Bänder für die Mittagspause. Aber das macht nichts. In der Zeit können Sie sich akklimatisieren. Noch irgendwelche Fragen?« Kim schüttelte den Kopf.
»Falls doch«, sagte Street, »Sie wissen ja, wo mein Büro ist.«
»Okay«, entgegnete Kim. Der Aufseher schien eine Antwort zu erwarten.
»Sie haben Ihre Ohrenstöpsel ja noch gar nicht drin«, stellte Street fest.
»Oh«, entgegnete Kim. »hab’ ich vergessen.« Er stopfte sich die kleinen schwammigen Teile in die Ohren und
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