Tränen aus Feenstaub
du?“, fragte ihn Pina und sah dabei zu, wie er sich von ihrem Bett entfernte und zum Tisch ging. Aus reiner Langeweile begann er, in ihren Sachen zu kramen.
„Nichts weiter“, gab er zu. „Aber sonst hatte auch gerade keiner Zeit.“
Mittlerweile blätterte Tobi in Pinas Zeichenmappe herum und Pina fand, sie sollte dem einen Riegel vorschieben.
„Hey, es ist ausgesprochen unhöflich, in anderer Leute Sachen zu wühlen!“
Das beeindruckte Tobi kein bisschen. Er betrachtete Pinas Mangazeichnungen mit großem Interesse.
„Ist das dein Freund?“, fragte er neugierig und hielt dabei das Bild hoch, das sie von Finn gemalt hatte. Aber eine Antwort auf seine Frage erwartete er gar nicht. Ihm war schon längst etwas Neues eingefallen.
„Du könntest mich auch als Manga zeichnen!“
„Als was? Als eine Kampfkröte?“
Das war nicht nett von Pina und sie schämte sich auch gleich für ihre biestigen Worte. Aber Tobi fühlte sich nicht beleidigt im Gegenteil. Er war geschmeichelt.
„Tolle Idee! Kampfkröten hat bestimmt noch niemand erfunden. Muss ich dir dafür Modell sitzen?“, wollte er weiter wissen.
Was hatte sie da wieder losgetreten? Aber bevor sie Tobi auf seine Frage eine Antwort geben konnte, war der auch schon wieder abgelenkt. Er hatte draußen auf dem Gang seine Eltern entdeckt. Ohne ein Wort des Abschieds stürmte er davon und ließ die Zeichnung, die er in den Händen gehalten hatte, auf den Tisch fallen. Nur leider traf er nicht richtig und das Blatt Papier landete nicht dort, wo es sollte. Die Zeichnung streifte erst die Tischkante und segelte dann zu Boden.
Ganz toll! Jetzt musste Pina extra aus dem Bett steigen und alles wieder zusammensuchen. Sie hoffte nur, ihre Zeichnung wäre nicht irgendwo gelandet, wo sie auf allen Vieren hinkriechen musste. Aber genauso kam es. Pina musste sich tatsächlich hinknien um an das Bild, das unter dem Tisch lag zu kommen. Als sie es dann endlich hatte und sich wieder aufrappelte, stand die neue Schwesternschülerin bei ihr im Zimmer.
„Was suchst du denn am Boden, Pina?“
„Ach, Tobi war gerade da. Und wenn der etwas anfasst, muss man nachher erst wieder mühsam alles zusammensuchen“, gab Pina Auskunft.
In den wenigen Tagen, die Anita, die Schwesternschülerin, auf der Station war, hatte sie schon reichlich Bekanntschaft mit Tobi gemacht. Sie verstand sofort, was Pina meinte.
„Wem sagst du das“, nickte sie, nahm Pina das Blatt aus der Hand und legte es auf den Tisch. „Ab mit dir ins Bett! Ich muss Blutdruck und Fieber messen.“
Pina kam dieser Aufforderung nach und ließ die folgende Prozedur geduldig über sich ergehen. Dabei lauschte sie eher unaufmerksam dem Geplauder der Krankenschwester. Ihr ging ihre Begegnung mit Finn nicht aus dem Kopf.
Wie sollte sie ihr Versprechen halten und das finden, was sie miteinander verband? Vielleicht musste sie bei Severin beginnen. Schließlich war er derjenige, der Finn zumindest vom Sehen kannte. Wenn Sevi sich unauffällig umhörte, erfuhr er womöglich etwas über die Clique, der Finn angehörte. Das war vorerst die beste Möglichkeit, um Informationen zu sammeln. Oder vielleicht sogar die Basis des ganzen Unternehmens.
Pina war so in ihre Überlegungen vertieft, dass sie gar nicht wirklich mitbekam, dass Anita ihre Arbeit bereits beendet hatte.
„Oh, Entschuldigung. Hast du etwas gesagt, Anita?“
„Nur, ob du noch etwas brauchst, bevor ich wieder gehe.“
Anita versuchte ihre Arbeit ganz besonders gut zu machen und fragte immer, ob man noch etwas brauchte, nachdem sie die Routineaufgaben erledigt hatte.
„Eigentlich nicht“, schüttelte Pina den Kopf. Dann kam ihr doch noch eine Idee. „Oder doch! Kannst du mir die Zeichnung, die auf dem Tisch liegt, so aufhängen, dass ich sie vom Bett aus sehen kann?“
Anita legte Blutdruckgerät und Fieberthermometer auf dem Tisch ab und nahm die Zeichnung in die Hände.
„Wenn du die vom Bett aus sehen willst, dann muss ich sie aber über eines deiner anderen Bilder hängen. Deine Wand ist schon ganz schön voll!“
„Kein Problem. Versuch nur einen guten Platz zu finden!“
Anita konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe, blickte immer wieder zu Pina und schätze ab, wo das Bild am besten wirken würde.
„Da glaube ich, ist es richtig!“, nickte ihr Pina zu, nachdem Anita die Zeichnung mehrmals hin und her geschoben hatte. „Optimal!“
Wenige Augenblicke später war es mit ein paar Pins festgesteckt. Anita stellte sich zu Pina
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