Tränen aus Feenstaub
verstärkte. Aber bevor er erneut aus der Haut fahren konnte, wollte sie ein paar Fragen beantwortet haben.
„Aber warum? Wieso sollte ich eine Reise mit einem Segelschiff machen?“
Nicht dass Pina etwas dagegen gehabt hätte, auf so einem Schiff zu reisen. Aber sie wunderte sich, wie sie dazu kam.
„Es ist deine Bestimmung! Genauso wie Finns! Nur muss er für seine Fahrt arbeiten. Du hast dir deine Überfahrt als Passagier verdient.“
Das klang irgendwie seltsam. Was wollte der Seemann damit sagen? Pina hätte gerne noch weiter gefragt, aber Finn gefiel nicht, was er da hörte. Darum wich er Schritt für Schritt nach hinten zurück und zog Pina mit sich mit. Es hielt ihn niemand auf und darum packte er nach einigen Schritten Pinas Hand und lief mit ihr in Richtung Strand davon.
Außer Sichtweite der Docks ließ er sich schwer atmend in den weichen Sand fallen. Pina landete etwas unsanft neben ihm.
„Wenn du mir jetzt sagst, diese Situation ist deiner Phantasie entsprungen, erwürge ich dich!“, drohte Finn.
„Deiner vielleicht?“, gab Pina atemlos zurück. Sie wollte dieses W er-ist-Schuld- Spiel nicht schon wieder mitmachen.
„Ganz sicher nicht!“, stritt Finn ab. „Ich weiß nicht, was das soll, aber ich habe so das Gefühl, wir stecken tief in der Scheiße!“
Finns Ausdrucksweise spiegelte wieder, was er fühlte. Er war frustriert! Was hatte er schon mit der Seefahrt am Hut? Er war Biker und kein Seemann! Und er wollte sich nicht für dieses Mädchen verantwortlich fühlen, dass nicht genügend Selbsterhaltungstrieb besaß, um sich von diesem imaginären Ort fernzuhalten. Was zog sie nur immer wieder hierher? Was hatte ihn hierher gebracht? Und warum schienen diese beiden Fragen sie zusammen zu betreffen?
Er kam jedenfalls nicht dahinter, was sie zusammengeführt hatte. Außerdem war es ihm aus irgendeinem Grund nicht möglich, diese Scheinwelt zu verlassen. Darum musste er seine ganze Hoffnung auf das Mädchen setzten. Vielleicht konnte sie eine Antwort auf diese Fragen finden. Denn sie war die Einzige, die diesen Ort auch wieder verlassen konnte.
„Hör zu, Pina! Mir gefällt das alles nicht“, begann Finn und schaute das Mädchen eindringlich an. „Ich weiß nicht, wie ich hier wieder wegkommen soll. Ich weiß noch nicht einmal, was ich hier soll. Ich kann versuchen, ein paar Informationen aus der Schiffsbesatzung zu quetschen. Aber der Schlüssel zu dieser Geschichte liegt meiner Meinung nach in der realen Welt. Du musst versuchen, die Verbindung zu finden, die wir zueinander und zu diesem Ort haben.“
„Und wenn es gar keine Verbindung gibt?“, wandte Pina ein. „Vielleicht ist das alles nur ein sehr, sehr realistischer Traum. Und ich konnte dabei bisher auch noch nichts wirklich Bedrohliches oder Erschreckendes entdecken.“
Das war nicht das, was Finn hören wollte. Für ihn bestand das Bedrohliche dieser Situation darin, sich nicht frei entscheiden zu können, wohin er gehen wollte. Daher klang seine Erwiderung auch dementsprechend schroff.
„Klar, dass du die Sache nicht so tragisch nimmst. Du kannst ja jederzeit aus dieser Situation raus. Du brauchst nur aufzuwachen! Aber für mich ist das alles ein nicht enden wollender Alptraum!“
Das gab Pina zu denken. Nur weil dieser Ort für sie ein Fluchtpunkt war, an dem sie ihre Krankheit vergessen konnte, musste das für Finn nicht genauso sein. Und wenn er nicht hier sein wollte, sollte sie ihm dabei helfen zu gehen.
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und drückt ganz leicht zu. „Ich werde in meiner Welt nach dem Grund suchen, der dich hierher gebracht hat und der uns verbindet. Ich verspreche es dir!“, lächelte sie ihm aufmunternd zu und verschwand vor seinen Augen.
* * *
Beim Aufwachen direkt in Tobis Gesicht zu blicken, der sich über sie beugte und sie anstarrte, war nicht eben ein schönes Erlebnis. Und dass er sie auch noch vorwurfsvoll ansah, als hätte sie sich daneben benommen, machte die Sache nicht besser.
„Tobi!“, fuhr ihn Pina erschrocken an. „Was zum Geier machst du da?“
„Wollte nur sehen, ob du noch lebst“, gab er ohne jegliche Scham zu. „Weißt du, dass man jemanden zu Tode erschrecken kann, wenn man einfach so die Augen aufschlägt? Kannst froh sein, dass ich keinen Herzfehler habe, sonst...“
Was sonst hätte passieren können, ließ er offen. Pina schloss kurz die Augen und betete um Geduld oder die nötige Kraft, dieser kleinen Nervensäge den Hals umzudrehen.
„Was willst
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