Tränen aus Gold
handle.«
»Fällt es jetzt mir zu, Euch zu versichern, daß Ihr keiner seid?«
»Ja, holde Elise, indem du mir sagst, daß ich mir nicht nur eingebildet habe, was deine Küsse mir verrieten. Du spielst mit mir, und ich nähere mich immer mehr dem Moment, da es mit meiner Zurückhaltung vorbei ist und ich dich in mein Bett entführe. Wenn du dies nicht willst, weder als meine Ehefrau noch als Geliebte, dann sag es mir frei, und ich werde dich, was Nikolaus betrifft, nicht weiter behelligen. Hab Erbarmen, und führ mich nicht an der Nase herum wie ihn.«
»Und was ist mit Arabella?« rief Elise erregt. »Empfindet Ihr für sie keine Zuneigung mehr?«
Maxim beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Sie ist zu einer vagen Erinnerung verblasst. Ich kann mich an ihr Gesicht nicht mehr erinnern. Ich sehe immer nur deines vor mir, Elise.«
Elise wurde warm ums Herz vor Glück, ja, sie hätte sich von einem wahren Taumel des Glücks mitreißen lassen – aber von Liebe hatte er nicht gesprochen, nur von Begehren, und das war ihr nicht genug. Sie wollte sein Herz, seinen Verstand und seine Leidenschaft für sich allein. Nie würde sie sich damit begnügen, seine Liebe mit einer anderen zu teilen. »Es kann sich nur um eine flüchtige Leidenschaft handeln«, forderte sie ihn heraus.
»Ich bin kein wankelmütiger Jüngling«, sagte er bestimmt. »Da kenne ich mich zu gut.«
»Aber kennt Ihr auch Euer Herz? Ihr wart so sicher, Arabella zu lieben, und jetzt sagt Ihr, daß Ihr sie vergessen habt. Könnt Ihr mir schwören, daß ich Euch in all den Jahren, die noch kommen, teuer sein werde?«
»Elise, du weißt nicht, wie es um meine Gefühle für Arabella bestellt war.«
»Was sagt Ihr da? Ihr wart nicht verliebt in Arabella?«
Er zögerte, ehe er antwortete. »Ich grolle jedem, der mir nimmt, was mir gehört. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, dann scheint mir, daß das Verlangen nach Vergeltung und Rache an Edward an erster Stelle stand.«
»So habt Ihr früher nicht gesprochen. Ich war sicher, Eure Liebe zu Arabella sei der Grund für die Entführung«, sagte Elise überrascht.
Maxim fluchte insgeheim. Er begehrte Elise und war enttäuscht, weil sie ihm nicht glauben wollte. Daher versuchte er es jetzt anders. »Elise, ich biete dir meinen Schutz und meinen Namen. Wäre es nicht vernünftig, daß wir eine Ehe schlössen? Schließlich trage ich die Schuld an deiner Entführung und habe deinen Namen und deinen Ruf entehrt.«
»Ihr habt mich gehasst, wisst Ihr noch?«
»Niemals!«
»Ich war dessen ganz sicher«, beharrte Elise.
Maxim war entrüstet: »Um eine uns beiden entgegenkommende Verbindung einzugehen, mußt du mir doch nicht das Herz aus der Brust reißen, um es genau untersuchen zu können! Stehen wir nicht beide allein auf der Welt? Ich habe keine Familie, und du hast niemanden, dem du trauen kannst. Was deinem Vater zustieß, weiß kein Mensch. Willst du meinen Antrag nicht annehmen, und sei es nur, damit wir einander beistehen?«
Elise kämpfte gegen die Logik seiner Worte an. Von einer Ehe erwartete sie sehr viel mehr als nur eine passende und vernünftige Verbindung. »Maxim, seid Ihr sicher, daß Ihr das wollt?« fragte sie verhalten. »Vielleicht begegnet Ihr einer anderen, die Ihr dann mehr begehrt als mich.«
»Ich bin nie einer begegnet« – er hielt inne und starrte sie unverwandt an – »die einen so erbittern kann wie du!«
Elise, die erwartet hatte, er würde sie seiner Leidenschaft versichern, setzte einige Male zum Sprechen an, da ihr die Worte fehlten. Schließlich lehnte sie sich zurück und sagte: »Wenn Ihr mich als so ärgerlich empfindet, warum wollt Ihr dann die Ehe mit mir eingehen?«
»Weil ich noch nie eine Frau so begehrte wie dich«, sagte er und lächelte gequält.
Ein wenig besänftigt zögerte Elise ihre Antwort hinaus: »Euer Antrag kommt sehr überraschend.« Sie sagte es überlegt und mit Bedacht, nicht weil sie unsicher war, sondern aus Vorsicht. Er war so attraktiv und männlich, daß die Gunst schöner Frauen ihm sicher war, und sei es für ein flüchtiges Abenteuer. Elise hätte zu gern seinen Antrag angenommen, wäre da nicht die Gefahr gewesen, er könnte im Laufe der Zeit eine andere finden und seine Heirat bereuen. »Ehe ich Euch antworten kann, muß ich erforschen, was mein Herz dazu sagt.«
»Wie du willst, Elise, aber bitte… ich bitte dich… bedenke es bald. Es schmerzt mich, wenn ich abseits stehen und mit ansehen muß, wie ein anderer
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