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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Männern umgeben zu sein ist der Traum eines jeden jungen Mädchens. Ich würde Lübeck auf der Stelle verlassen, hätte ich eine solche Eskorte, aber wie Ihr seht, bin ich schon eine alte Jungfer.«
    »Katarina! Was wird Lord Seymour von dir denken?« Die rundliche, weißhaarige Frau, die Nikolaus herzlich begrüßt hatte, kam nun an seinem Arm auf sie zu. Den Blick auf Maxim gerichtet, rief sie: »Ihr dürft nicht alles glauben, was Katarina sagt, mein Herr. Sie weiß oft nicht, was sie daherredet.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, war Katarina nie auf den Mund gefallen«, warf Nikolaus scherzend ein.
    »Nikolaus!« Die alte Dame zupfte ihn am Ärmel und schalt ihn: »Du solltest dich schämen, weil du sie herausforderst. Seit sie in unser Haus kam, hast du ihr weiß Gott was für Ideen in den Kopf gesetzt. Wärest du nicht mein Sohn, ich würde dir die Türe weisen.«
    Justin schloß sich den Neckereien an. »Ja, gäbe es nicht Vetter Nikolaus, Katarina und ich wären bei Tante Thérèse die reinsten Heiligen…«
    Nikolaus legte den Arm um die Schultern seiner Mutter und drückte sie liebevoll an sich. »Ach, was für eine Freude, dich wieder zu sehen!« Er drückte ihr einen Kuß auf den weißen Scheitel. »Aber ich vergesse ja unsere Gäste.« Er deutete auf Elise, die das Geplänkel der Familie schmunzelnd hörte. »Mutter, das sind zwei sehr gute Freunde, Mistreß Elise Radborne und Lord Maxim Seymour.«
    »Wie nett, daß Ihr uns besucht«, erklärte Nikolaus' Mutter und ergriff liebevoll Elises Hand. »Herzlich willkommen… mein Fräulein… mein Herr.« Mit einer einladenden Bewegung bat sie: »Tretet ein, und wärmt Euch am Feuer, bitte.« Sie hob ihre Röcke ein wenig an und ging ihnen ins Haus voraus. In der Diele wies sie ein Hausmädchen an, den Gästen behilflich zu sein. Dann klatschte sie in die Hände und gab zwei anderen Mädchen Anweisung, in der angrenzenden großen Stube ein Mahl anzurichten.
    »Sicher sind unsere Reisenden sehr hungrig«, sagte sie teilnahmsvoll. »Wir können sogleich zu Tisch, wenn es gewünscht wird.«
    Maxim blickte um sich, ehe er den Kapitän fragte: »Könnte ich mich irgendwo waschen und zurechtmachen? Nach einem Reisetag fühle ich mich alles andere als frisch.«
    »Ja, ich zeige dir deine Zimmer.« Nikolaus wies mit einer Handbewegung zur Treppe hin. »Unsere Leute werden dein Gepäck hinaufschaffen, während du bei Tisch bist.«
    »Vielleicht möchte Fräulein Elise sich ebenfalls erfrischen«, bot die Hausfrau an.
    »Ja, das wäre mir recht«, erwiderte Elise dankbar.
    »Nikolaus zeigt Euch das Gästezimmer.« Nikolaus Mutter wandte sich an ihren Sohn und fragte taktvoll: »Du bist doch einverstanden, wenn ich Fräulein Elise das Gästezimmer gebe?«
    Der Kapitän ließ sich nichts anmerken, als er nickte. Einen Einwand zu äußern, weil Elise und Maxim ganz allein dasselbe Stockwerk bewohnten, hätte einen Mangel an Vertrauen verraten, den zu äußern sein Stolz nicht zuließ.
    Gemeinsam stiegen die drei hinauf in das oberste Stockwerk, wobei Nikolaus vorausging. Oben angekommen führte er sie einen breiten Korridor entlang. Am Ende öffnete der Kapitän eine schwere Tür und lud Elise mit einer Handbewegung ein, die warme und helle Kammer zu betreten.
    »Ich komme gleich wieder, mein Fräulein«, sagte er höflich.
    Elise nickte und trat ein, während Nikolaus Maxim zu einer Zimmerflucht führte, die mit erlesenem Mobiliar eingerichtet war. Die Wände des kleinen Vorraums säumten Regale, auf denen unzählige ledergebundene Bände standen. Ein großer Schreibtisch und ein Stuhl spanischer Herkunft standen vor einem kunstvoll gearbeiteten Schrank.
    »Diese Räume bewohnte seinerzeit mein Vater«, erklärte Nikolaus. »Justin übernahm sie, weil sonst keiner von uns gern Treppen steigt. Er zieht sich oft hierher zurück und vertieft sich in die Bücher und Karten meines Vaters. Nun, vielleicht wird aus ihm eines Tages ein großer Gelehrter. Für die Zeit deines Aufenthalts stehen dir die Räume zur Verfügung. Justin schläft indessen in einem Kämmerchen neben der Küche.«
    »Ach, soviel Raum brauche ich gar nicht«, wandte Maxim ein. Ihm war der Blickwechsel zwischen Nikolaus und seiner Mutter nicht entgangen. Die Vorstellung, Elise so nahe zu sein, behagte ihm zwar, gleichzeitig aber wußte er um die Versuchungen, die diese Nähe mit sich brachte. Diese wollte er lieber meiden, als die Gastfreundschaft des Hauses zu missbrauchen. »Eine kleine Kammer würde

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