Tränen aus Gold
noch nicht zu alt, um die Kavaliere zu bewundern, die Elizabeth in ihrem Hofstaat um sich schart. Alle Welt weiß, daß sie einen guten Blick für stattliche Männer hat.«
Maxims Lachen erscholl von der Tür her. »Countess Anne, so begegnen wir einander wieder!«
»Ach, da kommt der Spitzbube, der meine Urenkelin entführt und geheiratet hat«, tadelte sie ihn schmunzelnd. »Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung vorzubringen?«
»Ich sage nur, daß mir das Glück sehr hold war. Jetzt weiß ich auch, wem Elise ihre Schönheit zu verdanken hat«, antwortete Maxim.
»Und was unternehmt Ihr, um diese Familientradition fortzusetzen?« fragte Anne mit einem Seitenblick.
Maxim lachte, den Kopf zurückgelegt, worauf Anne Elise prüfend ansah. Ihr verlegenes Erröten verriet Anne, daß ihre Wünsche schon im Begriff waren, sich zu erfüllen…
»Nun, ich habe unbestreitbar eine Vorliebe für Mädchen«, eröffnete die alte Dame dem jungen Paar.
»Einen oder zwei Jungen brauchen wir, damit sie die Mädchen vor den Strolchen schützen, die sie verfolgen werden«, frotzelte Maxim.
Anne stimmte ihm zu. »Ja, einen oder zwei mindestens.«
Elise ließ sich von Maxim umarmen und sah lächelnd zu ihm auf. »Wollen wir diese ehrgeizigen Pläne ausführen, dann mußt du viel zu Hause sein.«
»Genau das ist meine Absicht«, versicherte er.
***
Am nächsten Tag traf Spence mit Deirdres Bildnis ein und brachte es auf Elises Wunsch hinauf in den Vorraum ihrer Suite, denn Elise wollte es über den Kamin hängen. Als Spence sich an die Arbeit machte, kam Maxim staubbedeckt von einem Ritt über seine Ländereien nach Hause. Er wischte sich mit dem Arm über die Stirn und fixierte Spence mit einem so vielsagenden Blick, daß dieser vor dem Kamin stolperte.
»Hast du hier zu tun?« fragte er in einem Ton, der keine Ausflüchte zuließ.
Elise wies den plötzlich unbeholfen wirkenden Spence mit einer Handbewegung hinaus. »Sag den Dienern, sie mögen das Badewasser für Seine Lordschaft herauf schaffen. Lord Seymour wird mir helfen, das Bild aufzuhängen.«
»Sehr wohl, Mistreß.« Damit war Spence draußen.
»Du Unmensch«, schalt Elise ihn gut gelaunt. »Ich glaube, du genießt es richtig, mit deinem unheilvollen Blick alle das Fürchten zu lehren.«
»Nun, es ist eine Möglichkeit, die Leute loszuwerden, wenn ich anderes im Sinn habe.«
»Zum Beispiel?«
»Das weißt du sehr gut.« Sein glühender Blick erregte sie. »Hast du Einwände, mein Liebes?«
»Keineswegs, Mylord«, sagte Elise und küßte ihn. Dann machte sie ihn auf das verhüllte Bild aufmerksam. »Könntest du einen Augenblick mit deinem Bad warten? Ich möchte das Bild meiner Mutter aufhängen, ehe ich Anne einlade, es anzusehen.«
»Erst möchte ich mich ein wenig säubern«, erwiderte er.
Als sie zustimmend lächelte und sich entfernte, streifte Maxim Lederkoller und Hemd ab und warf die Kleidungsstücke von sich, ehe er ins Schlafgemach ging. Dort goß er Wasser in ein Becken und wusch sich Gesicht, Nacken und Arme. Als er hinter sich nach einem Handtuch griff, spürte er, wie Elise neben ihn trat. Er drehte sich zu ihr um, und sie schickte sich an, ihm Gesicht und Schultern zu trocknen. Ihre Lippen folgten dem Handtuch und bedeckten seine Haut mit warmen, zärtlichen Küssen. Sein Blick suchte ihre Augen und entdeckte darin die Glut der Leidenschaft. Einer anderen Einladung bedurfte er nicht. Er zog Elise an sich und küßte sie leidenschaftlich auf den Mund. Die steifen Rippen ihres Mieders widersetzten sich seinen suchenden Händen; spitzbübisch grinsend hob er die Fülle ihrer Röcke an und umfasste ihre bloßen Rundungen, um Elise hochzuheben und rittlings auf sich zu setzen.
»Gleich kommt dein Badewasser«, flüsterte Elise atemlos.
»Ja, ich weiß«, seufzte Maxim und sah sie mit einem einladenden Lächeln an. »Wollt Ihr das Bad mit mir teilen, Mylady?«
»Das wäre eine Möglichkeit, Mylord«, meinte sie verheißungsvoll.
Elises Lippen teilten sich unter seinem Kuß, und es dauerte eine Weile, bis sie sich voneinander losmachten und in den Vorraum zurückgingen. Während Maxim die Stelle über dem Kamin vorbereitete, entfernte Elise vorsichtig die Hülle. Ihre Augen weiteten sich erstaunt, als sie ein Bündel zusammengerollter Pergamente sah, die an der Bildrückseite befestigt waren.
»Was mag das sein?« murmelte sie, auf eine Polsterbank sinkend, und streifte das Band ab, das die Pergamentbögen zusammenhielt.
Maxim trat hinter sie und
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