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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Decke bis zum Boden. Die Stickerei war von einer grauen Schicht überzogen. Daneben entdeckte Elise eine quastenbesetzte Kordel. Neugierig zog Elise daran, doch im nächsten Moment stürzten die Tapisserie, die Stange, an der sie hing, und die geschnitzte Zierleiste unter lautem Getöse herunter und schlugen in einem grauen Staubwirbel auf dem Boden auf.
    Elise wich erschrocken zurück. Sofort schwirrte im Raum eine Unzahl kleiner, zirpender schwarzer Geschöpfe. Entsetzt stieß Elise einen Schrei aus, als sie von allen Richtungen umflattert wurde.
    Polternde Schritte näherten sich eilig. Fitch stürzte, eine schwere Axt schwingend, herein, wild entschlossen, sich jedem Ungeheuer zu stellen, das seine Schutzbefohlene bedrängte.
    »Fledermäuse!« brüllte er, als er mitten im Raum in einen Schwarm geriet. Von hundert Schauermärchen über diese Biester verunsichert, schwang er die Axt in hohem Bogen, und rief gellend: »Flieht, Mistreß! Bringt Euch in Sicherheit! Ich halte sie auf!«
    Die breite Schneide der Axt durchschnitt pfeifend die Luft, ohne eines der Tiere zu treffen. Zum Glück war Elise gestürzt und lag auf dem Boden. Von dort aus sah sie, daß ihr Verteidiger in dem Bemühen, die Tiere von seinen Augen fernzuhalten, diese fest geschlossen hielt –  mit erstaunlichem Erfolg, denn binnen kurzem war von den Fledermäusen keine Spur mehr zu sehen, nicht einmal ein abgeschlagener Flügel lag auf dem Boden. Da rief Elise dem immer noch wild um sich Schlagenden zu: »Fitch, hör auf! Du bist der Held des Tages!«
    Breitbeinig, die Axt in der Hand, hielt er inne. Elise erhob sich und schüttelte den Staub aus ihren Röcken.
    »Fitch, sie sind vor dir geflohen wie Dämonen vor einem Racheengel.«
    »Sehr wohl, Mistreß«, stieß er keuchend hervor. »Kein Wunder, ich muß mindestens hundert erschlagen haben.« Er blickte sich suchend im Raum um, verdutzt, weil keine Beweise seiner Schlagkraft zu sehen waren.
    »Richtig, Fitch.« Elise sagte es lachend, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Aber ich fürchte, daß deine wilden Hiebe sie alle aus den Fenstern getrieben haben. Zur Sicherheit solltest du die Fenster verriegeln.«
    »Wird gemacht!« erwiderte Fitch beflissen und schloß eilig alle Fenster.
    »Diese Ecke muß besonders gründlich gesäubert werden«, bemerkte sie mit einem Blick auf den Unrat, den die Tiere hinterlassen hatten. Eine langwierige Aufgabe, wie sich noch zeigen sollte. Der Dung mußte von Wänden und Boden gekratzt werden, ehe man sich mit scharfen Bürsten und Seifenlauge über die Ecke hermachen und den ganzen Raum bewohnbar machen konnte. Auch die Tapisserie bedurfte einer sorgfältigen Säuberung.
    Nachdenklich betrachtete Elise in der getäfelten Wand eine Tür, die hinter dem Wandbehang verborgen war. Auch Fitch war die Tür nicht entgangen, und er nahm sich vor, der Sache beizeiten auf den Grund zu gehen.
    Elise trat hinaus auf den Gang und warf einen Blick nach oben. Sie mußte herausbekommen, wie es um die Räume im Dachgeschoß bestellt war. Um nicht wieder einem Abenteuer wie dem eben überstandenen ausgesetzt zu sein, wollte sie nicht ohne Begleiter hinaufgehen. »Komm«, forderte sie Fitch auf. »Du sollst mich bei der weiteren Erkundung dieses Traktes beschützen. Sollten wir wieder auf diese Tierchen stoßen, dann hätte ich dich gern in der Nähe.«
    Fitch rückte seinen Wams zurecht, geschmeichelt von ihrem Vertrauen. »Sehr wohl, Mistreß«, stimmte er freudig zu. »Am besten bleiben wir zusammen.«
    Elise folgte dem Mann über die hölzerne Treppe hinauf, die in einen Gang mündete. Die linke Seite des Korridors war gleichzeitig die Außenmauer, in der in gewissen Abständen schmale Öffnungen für die Bogenschützen eingelassen waren. Auf der rechten Seite gab es wie unten zwei Türen, von denen die größere schief in den Angeln hing. Vorsichtig spähte Fitch hinein, ehe er die Tür mit der Schulter weiter aufschob und Elise eintreten ließ, als er sah, daß keine unmittelbare Gefahr drohte. Es mußte sich um die Gemächer des Burgherrn handeln, denn die Zimmerflucht bestand aus einer großen Schlafkammer, einem Ankleideraum und einem Toilettenraum. Die einstmals gewiß sehr behagliche Schlafkammer hatte ein Loch im Dach, durch das der Himmel zu sehen war. Unterhalb der Öffnung hatte sich auf dem Boden ein kleiner Schneehaufen angesammelt – mit ein Grund für die Kälte, die in dem Raum herrschte.
    Nachdem sie mit einem Blick den Raum erfasst

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