Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
erstaunt nickte sie und folgte ihm zu dem kleinen Patio. Michael
musterte sie
und registrierte ihren abgespannten und völlig übermüdeten
Gesichtsausdruck.
Mahu hatte ihn schon heute Morgen über alles
informiert. Er hatte die
Aufgabe übernommen und die Plazenta begraben.
Nach seiner Untersuchung hatte er festgestellt, dass
Mutter und Kind
absolut gesund und wohlauf waren.
Nun hatte sie sich auch noch um eine Wohnung und Arbeit
bemüht. Diese
Frau überraschte ihn wirklich jeden Tag wieder aufs Neue.
»Warum haben sie das alles gemacht, Amy? Sie kennen
dieses Mädchen
doch gar nicht. Sie ist eine Fremde für sie .«
Aufmerksam sah sie ihn an.
»Meine Mutter hat mir vor langer Zeit schon gesagt,
dass vor dem
Gesetz der Natur her alle Menschen gleich sind. Um Leben zu
erschaffen, braucht
es das ganze Universum, nicht nur die Zellen. Die Seele, das
Herz, die Muskeln,
die Zellen, all das ist der Komplex und das Geheimnis des
Lebens.
Das Leben dieses neugeborenen Babys. Wenn sich die
Großeltern nicht um
sie kümmern wollen, dann haben wir alle hier die Pflicht ihm
einen guten Start
in diese Welt zu geben .« Er betrachte
ihr blasses
Gesicht und verspürte den rasenden Wunsch, sie an sich zu
ziehen.
Müde strich sie sich über die Augen und konnte sich mit
einem Mal kaum
noch auf den Beinen halten.
»Entschuldigen sie mich jetzt bitte. Es war ein langer
Tag. Ich werde
jetzt nach Hause fahren und wahrscheinlich wie eine Tote bis
morgen früh
durchschlafen .«
In diesem Augenblick kam Kiara in den Patio.
»Amy, was für ein Glück, das sie noch hier sind. Ein
junger, überaus
gutaussehender Mann hat nach ihnen gefragt. Er wartet in der
Rezeption auf sie.
Hach, manchmal wünsche ich mir doch noch einmal wieder jung zu
sein. Er wäre
genau mein Beuteschema .«
Sie kicherte leise, verzückt von dieser Idee. Verblüfft schaute
Amy die
Oberschwester an.
»Wer ist es, hat er seinen Namen genannt? Ich kann mich
nicht
erinnern, dass ich noch einen Termin abgemacht hatte. Es ist
mein freier Tag.
Normalerweise bin ich heute ja gar nicht hier .«
Nachdenklich runzelte sie die Stirn, konnte sich aber
trotzdem an
keine Absprache erinnern.
»Ja, das habe ich ihm auch schon gesagt. Das er großes
Glück hat, sie
heute hier im Krankenhaus anzutreffen. Er meinte, dass er ein
sehr alter Freund
von ihnen ist, aus Montana .«
Jetzt war Amy vollends verwirrt, aber auch gespannt.
»Entschuldigen
sie mich, Doktor Cheveyo. Wir sehen uns dann morgen früh .«
Sie blickte ihm einen Moment lang in die Augen.
»Danke nochmal, dass sie sich so gut um Patricia und
ihr Baby
gekümmert haben .« Michael nickte ihr
nur stumm zu.
Seine Gedanken überschlugen sich. Wer zum Teufel war
der laut Kiara so
gutaussehende, junge Mann. Was wollte er von ihr?
Michael schaute ihr noch lange nachdenklich nach. Mahu
kam und setzte sich
zu ihm an den Tisch.
»Mein Sohn. Siehst du jetzt endlich ein, dass sie eine
von uns ist?
Sie ist für ihre Aufgabe bestimmt. Sie vereinigt all die Güte
und die Reinheit
dieser Welt, in sich .«
Er sah sie bedrückt an.
»Mutter, meinst du nicht, dass ich das schon seit
langem weiß? Aber
wenn ich es zulasse, dann werden sie sie auf die Gezeitenreise
schicken. Das
werde ich ihr nie im Leben antun. Nicht, solange ich es
verhindern kann .«
»Was willst du dann, Michael? Warten, bis ein anderer
kommt? Und sich
nimmt, was sie ihm gibt? Sie liebt dich. Das fühle ich. Aber sie
wird auch
nicht ewig auf dich warten. Dieser junge Mann. Ich habe ihn in
meinen Visionen
schon vor einiger Zeit gesehen. Er will sie und er ist auch
zutiefst bereit,
mit allen Mitteln um sie zu kämpfen .«
»Wer ist er, Mutter ?«
»Das, mein Sohn solltest du selber heraus finden. Aber
warte nicht zu
lange damit. Bis es zu spät ist .«
Mit diesen Worten erhob sich Mahu und ging hinaus.
Michael rang mit
sich selber.
Er wusste, dass er kein Recht dazu hatte. Trotzdem
schnürte ihn eine
wilde und quälende Eifersucht die Kehle zu.
13. Kapitel
Amy durchquerte die Rezeption und ging langsam hinaus
auf die Veranda.
Doch weit und breit war niemand zu sehen. Sie zuckte mit den
Schultern und
machte sich auf den Weg zum Wagen. In der Mitte des kleinen
Parkplatzes
bemerkte sie dann aus den Augenwinkeln ein Mietauto. Mit einem
New Yorker
Nummernschild. Auch weit
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