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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
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keine Gedanken machen würde. „Daran habe ich auch schon gedacht. Natürlich muss ich erst eine Beziehung zu den Kindern aufbauen, um ihr Vertrauen zu gewinnen, aber ich achte immer darauf, dass keine Abhängigkeit entsteht. Mein Ziel ist es, Justin zu helfen. Ich will nicht seinen Vater ersetzen. Niemand kann das.“
    Sie nickte. „Kommst du morgen zum Essen, um mit Justin zu reden?“
    Abendessen in Nans Haus hörte sich gut an, und es wäre die ideale Gelegenheit, um sich Justin zu nähern. Doch dann erinnerte er sich an seinen Traum. Nein, Abendessen in Nans Haus war wohl doch keine so gute Idee. „Ich habe Dienst“, schwindelte er.
    „Oh“, stieß sie sichtlich enttäuscht hervor.
    „Aber die nächsten Tage finde ich bestimmt Zeit zu einem Gespräch. Ich rufe dich an, sobald ich den Dienstplan durchgesehen habe“, fügte er rasch hinzu und trank seinen Eistee in einem Zug aus.
    Einige Minuten später ging er mit Nan zum Parkplatz. Er hörte das Klacken ihrer Absätze auf dem Asphalt und roch den blumigen Duft ihres Parfüms. Himmel, er hatte Mühe, die erotischen Szenen seines Traumes aus dem Gedächtnis zu verbannen.
    Als er sie schließlich zu ihrem Wagen gebracht hatte und sie die Tür aufschloss, sah er, wie ein schmaler Goldring an ihrem Finger in der Sonne glänzte.
    „Du trägst immer noch deinen Ehering?“ Und warum überraschte ihn das so?
    Sie folgte seinem Blick und er sah, wie ihre Gesichtszüge weicher wurden, als sie auf den Ring schaute. „Ich habe nie daran gedacht, ihn abzunehmen.“ Sie hob den Blick, um David in die Augen zu schauen. „Corry war der Mann meines Lebens. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll.“
    Sie redete, als ob ihr Leben bereits vorüber wäre. Sah sie denn nicht, dass sie dazu noch viel zu jung war? „Du meinst, du wirst nie wieder einen Mann in dein Leben lassen?“
    Sie seufzte. „Zumindest habe ich es nicht vor. Meine Kinder können bestimmt keine weiteren emotionalen Aufregungen gebrauchen. Ich will ihnen einfach nur Geborgenheit schenken, damit sie in Ruhe aufwachsen können.“ Die Erinnerung an das erlebte Leid spiegelte sich in ihren Augen wider. „Ich habe eine Weile gebraucht, um so weit zu kommen, überhaupt über Corry sprechen zu können.“
    Ihr Schmerz quälte ihn. Wenn doch nur Corry hier wäre und seine Frau jetzt in die Arme nehmen könnte. Doch er würde niemals mehr zurückkehren. Wäre doch nur er, David, in jener fatalen Nacht durch die Schüsse dieses drogensüchtigen Jungen gestorben! Doch er stand jetzt hier, und Corry war tot. Wenn er wenigstens Nan nach der Beerdigung beigestanden hätte. Doch selbst dazu war er zu feige gewesen.
    Wieder einmal schien sie seine Gedanken lesen zu können, denn sie ergriff jetzt seine Hand. „Du musst diese Wut und die Schuldgefühle, die du immer noch mit dir herumträgst, endlich loslassen.“
    Ihre Haut war warm und weich, und ihre Berührung wirkte auf ihn wie ein heilender Balsam. In ihren Augen standen nichts als Wärme und Besorgnis. Kein Vorwurf, nicht einmal die Spur davon. Kein Bedauern, dass er es war, der jetzt hier mit ihr stand und nicht ihr Ehemann.
    Er räusperte sich. „Ich habe schwer daran gearbeitet, sie loszulassen.“
    „Ich weiß, dass das nicht einfach ist, aber wenn du die Wut nicht loslässt, werden die Wunden nie heilen.“
    Er nickte. „So wie bei Justin?“
    Sie seufzte. „Ja, so wie bei Justin. Falls ich ihn wieder auf den richtigen Weg bringe…“
    „Nun, das ist etwas, wobei ich dir helfen kann.“ Er drückte ihre Hand, um seine Worte zu bekräftigen.
    Sie schaute ihn an und lächelte. „Ja, ich glaube, dass du das kannst.“
    Er atmete tief durch. Ihr Vertrauen nahm ihm ein wenig von dem Schuldgefühl, das seit Corrys Tod auf ihm lastete. „Wirst du mir versprechen, heute Nacht gut zu schlafen und dir nicht mehr so viele Sorgen zu machen?“
    Sie sah ihn erstaunt an. „Sehe ich denn so schlecht aus?“
    Er schüttelte den Kopf. „Du kannst gar nicht schlecht aussehen. Du wirkst nur ein wenig müde und mitgenommen.“
    Sie lachte. „Sehr diplomatisch ausgedrückt.“
    Er lächelte und freute sich, dass er sie zum Lachen gebracht hatte. Aber sie zum Lachen zu bringen, reichte nicht. Sie brauchte konkrete Hilfe für ihren Sohn. „Um wie viel Uhr soll ich morgen zum Abendessen kommen?“ fragte er, während er ihr die Wagentür öffnete.
    Sie sah ihn überrascht an. „Ich dachte, du müsstest arbeiten?“
    Oh, richtig, das hatte er gesagt. „Ich

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