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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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würde sich um Hamish kümmern, Kapitän Evans die Überholung der Logger überwachen, Ahmed das Sortieren und Verpacken der Muschelschalen.
    Nachdem sie den Dampfer nach Fremantle bestiegen hatten, ließen sie ihr kostbares Perlenpaket gleich in den Safe des Kapitäns einschließen und genossen das Leben an Bord, auch wenn sie getrennte Kabinen hatten.
    Nach der Ankunft in Fremantle fuhren sie mit einem Boot den Swan River nach Perth hinauf und buchten als Mr. und Mrs. Johnston ein Zimmer in einem verschwiegenen Hotel. Ihre Tage und Nächte waren genauso wunderbar, wie sie es sich erhofft und erträumt hatten.
    Monsieur Barat kam in ihr Hotel und begrüßte sie herzlich.
    Sein sechster Sinn verriet ihm gleich, daß zwischen den beiden der Funken übergesprungen war, doch seine Diskretion verbot ihm jede Bemerkung. Statt dessen kam er gleich aufs Geschäft zu sprechen. »Wenn Sie zu mir gekommen sind und nicht warten wollten, bis ich zu Ihnen komme, haben Sie mir sicher etwas ganz Besonderes zu zeigen?«
    Vorsichtig wickelte Olivia das Samttuch auf und enthüllte die Schale mit den sieben Perlen. Monsieur Barat war sprachlos, unwillkürlich rang er um Atem.
    »Ist das nicht etwas Besonderes?« fragte Tyndall gelassen mit einem leisen Lächeln.
    Monsieur Barat konnte den Blick nicht von den Perlen wenden. Er nickte zustimmend. »Das ist ein Wunder! Wo haben Sie das gefunden?«
    »An einem wirklich ganz besonderen Ort«, antwortete Olivia leise. »Aber auch wenn wir dorthin zurückkehrten, würde ich bezweifeln, daß wir noch einmal etwas Vergleichbares finden könnten.«
    Der Franzose faßte die Muschel mit beiden Händen und hob sie ehrfürchtig hoch, wie einen heiligen Gegenstand. »Auch wenn man mehrmals lebte, würde man so etwas vielleicht nie zu sehen bekommen. Ich fühle mich geehrt, daß Sie mir diese Kostbarkeit gezeigt haben.«
    »Sie sind unser Freund, und wir vertrauen Ihnen«, erwiderte Olivia. Monsieur Barat dankte ihr mit einer leichten Verbeugung.
    Dann prüfte er die Perlen in der Schale genauer. »Ich bin froh, daß Sie nicht versucht haben, die Perlen abzulösen. Möglicherweise wären sie dabei zersprungen, in ihrem ursprünglichen Zustand sind sie sicher mehr wert. Der Käufer kann entscheiden, was später mit ihnen geschehen soll.«
    Tyndall und Olivia wechselten einen erleichterten Blick. »Tobias Metta hat uns geraten, die Muschel intakt zu lassen. Er hat strenges Stillschweigen gelobt«, sagte Olivia.
    »Ein kluger Mann. Sammler sind merkwürdige Leute, manche bevorzugen Perlen, die noch nicht öffentlich angeboten wurden. Der Verkauf muß sehr diskret abgewickelt werden.«
    »Sehr richtig«, sagte Olivia und wartete darauf, daß er fortfuhr.
    »Ich würde nach London fahren und das Stück privat in Hatton Garden anbieten. Dort sind Agenten für finanzkräftige Käufer tätig, die keinen Preis für eine solche Kostbarkeit scheuen. Aber natürlich liegt die Entscheidung bei Ihnen.« Er legte die Muschel auf den Samt zurück.
    Wie immer feilschten Olivia und der französische Perlenkäufer noch kurz über den Auftrag und die Einzelheiten der Abwicklung, während Tyndall sich zurücklehnte und amüsiert zuhörte. Ihre Verhandlungen glichen einem graziösen Tanz, einem Spiel, das sie beide genossen, auf einen Zug folgte ein Gegenzug, dann eine Pause, in der die Kontrahenten überlegten und Vorschläge machten, ganz wie beim Schachspiel.
    Später gesellte sich Monsieur Barat zum Abendessen zu ihnen, und als sie sich von ihm verabschiedeten, warnte er, es könne ein Weilchen dauern, bis sich der richtige Käufer mit den entsprechenden Mitteln fände.
     
    Die nächste Saison machte die Verluste, die der Zyklon verursacht hatte, mehr als wett.
    »Das Geschäft boomt«, verkündete Tyndall, als Rekordmengen von Perlmuttschalen verkauft wurden.
    Die Zahl der Perlenlogger in der Flotte von Broome stieg in die Hunderte, aus vielen Ländern strömten Abenteurer und Unternehmer herbei, um in den Perlmuschelgründen ihr Glück zu versuchen. Manche steckten ihre gesamten Ersparnisse in einen Logger, andere konnten Geldgeber gewinnen, doch die meisten scheiterten – aus Unerfahrenheit, aus Habgier oder einfach, weil sie Pech hatten.
    Das Unternehmen
Star of the Sea Pearl Company
verfügte nun über zwölf Logger.
    »Wir können nicht weiter expandieren, weil wir nicht mehr Boote überwachen können«, erklärte Olivia. »Es wird immer schwieriger, ehrliche Leute zu finden, die für uns arbeiten. Wir

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