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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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brauchen auf jedem Boot weiße Muschelöffner, die jede geöffnete Muschel kontrollieren. Dennoch glaube ich, daß wir Perlen verlieren, trotz der Perlenkästen.«
    Dies war eine geniale Erfindung, die Perlen fielen durch einen Trichter in einen Kasten, der mit einem Vorhängeschloß gesichert war, so daß nur der Besitzer des Schlüssels die Perlen herausholen konnte. Sobald Olivia die Kästen gesehen hatte, stattete sie sämtliche Logger damit aus.
    »Du bist eine hartgesottene Geschäftsfrau, Olivia«, neckte Tyndall, beugte sich herab und küßte sie aufs Ohrläppchen.
    Errötend flüsterte sie: »Vorsicht, es könnte jemand ins Büro kommen.«
    Tyndall hob einen ihrer Perlenkästen auf und rüttelte ihn. »Von welchem Logger kommt denn der? Klingt vielversprechend.«
    »Kapitän Evans hat ihn von der
Annabella
gebracht. Doch seiner Meinung nach ist die Ausbeute nicht so gut wie die aus den Perlengründen, in denen sie letztes Jahr gearbeitet haben.«
    »Hmm. Vielleicht wäre es an der Zeit, daß wir zu den alten Gründen zurückkehren«, meinte Tyndall nachdenklich. »Was dort übriggeblieben ist, müßte langsam reif sein.«
    »Aber behalten wir's für uns. Es wäre nicht in unserem Sinn, wenn die halbe Flotte unsere Gewässer abgrasen würde«, grinste Olivia.
    »Wenn es bloß eine Möglichkeit gäbe, die Muschelbestände selbst wieder aufzustocken«, seufzte Tyndall. »Wir könnten ein Vermögen machen, wenn wir den Muschellaich unter kontrollierten Bedingungen züchten könnten, um dann die Muscheln zu ernten. Wenn dazu noch garantiert wäre, daß sie anständige Perlen produzieren«, fügte er hinzu.
    »Ist das denn möglich?«
    »Ich habe Gerüchte von solchen Experimenten gehört. Außerdem glaube ich immer gern, daß alles möglich ist.«
    »Unverbesserlicher Optimist! Na schön, überleg dir schon mal, wohin wir die Boote in der nächsten Saison schicken werden.«
    »Diese Saison ist noch nicht zu Ende. Vielleicht sollten wir zwei der Logger für eine Erkundungsfahrt abziehen.«
    Tyndall und Olivia nahmen die
Shamrock
, Ahmed die
Bulan
. Je weniger Leute wußten, wohin sie fuhren, desto besser.
    Sie segelten nach Norden zum King-Sund. In den Gewässern vor dem Sund gab es so starke Strömungen, daß es Olivia nicht überraschte, als Tyndall ihr berichtete, nur wenige Boote würden sich in dieses Gebiet wagen.
    Sie hatten Yoshi als Taucher für die
Bulan
mitgenommen, Ahmed als seinen Helfer. Taki würde für Tyndall auf der
Shamrock
die Pumpe bedienen.
    Tyndalls erster Abstieg zum Meeresboden brachte kein Ergebnis, und er gab dem Boot das Zeichen zur Weiterfahrt.
    Eine Stunde später tauchte er in tieferem Gewässer auf dreißig Faden hinab, allerdings immer noch ohne Erfolg. Schließlich signalisierte er ihnen, sie sollten ihn hochziehen. Dies war ein langwieriger Vorgang, da Tyndall während des Aufstiegs mehrere Pausen einlegen mußte, um zu vermeiden, daß Stickstoff ins Körpergewebe eindrang. Voller Ungeduld hing er an seinem Rettungsseil, während er die Wartezeiten einhielt, die ihn vor den qualvollen Schmerzen der gefürchteten Taucherkrankheit bewahren sollten.
    Nachdem sie ihn aus dem Wasser gehievt hatten, brach er an Deck zusammen. Von Helm und Stiefeln befreit, knurrte er: »Verdammte Zeitverschwendung. Keine Muschel weit und breit.«
    »Was hat die Muscheln denn plötzlich ausgetilgt?«
    »Nicht was, Olivia, sondern wer. Wilderer anscheinend.«
    »Glaubst du, Ahmed und Yoshi hatten mehr Glück?«
    »Fragen wir mal.«
    Sie segelten dicht an die
Bulan
heran und riefen zu Ahmed hinüber, der nur den Kopf schüttelte und mit dem Daumen nach unten zeigte.
     
    Am nächsten Morgen nahmen die Boote Kurs auf die Adele-Insel, um ihr Glück in neuen Gewässern zu versuchen.
    Spät am folgenden Tag machte sie der Matrose im Ausguck auf einen Fleck am Horizont aufmerksam. Sie schwenkten nach Backbord und segelten auf die kleine Insel zu. Von weitem sah sie felsig und kahl aus, doch auf der Seite, die der offenen See zugewandt war, fanden sie zwischen den Felsen einen schmalen Einlaß in eine Bucht mit einem Streifen Strand.
    »Schaut euch die Palmen an, eine tropische Insel, und etwas weiter im Inland steigt Rauch auf«, sagte Olivia und reichte Tyndall das Fernglas.
    Er suchte ebenfalls die Insel ab, seine Neugier war geweckt. »Der Karte nach ist die Insel ›unbewohnt‹.«
    Da es auf den Abend zuging, glitten die Schoner in die Bucht und machten ein Stück vom Strand entfernt fest. Ahmed und Yoshi

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