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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ihrem Mietwagen über eine staubige Straße an kleinen, hinter tropischen Pflanzen versteckten Bungalows vorbei. Bei der Touristeninformation hielt sie an und erkundigte sich, wo sie noch etwas über das alte Broome erfahren könnte, nachdem das Historische Museum geschlossen war.
    »Ja, richtig. Die Museumsleiterin hat familiäre Verpflichtungen, und ihre Aushilfe ist nicht da. Was genau wollen Sie denn wissen?« fragte das Mädchen hinter dem Tresen zuvorkommend.
    Lily hatte ihre Version schon parat. Als sie beiläufig die faszinierende Geschichte der ersten Händler an der Küste erwähnte und ihr Interesse an der guten alten Zeit bekundete, schnippte das Mädchen mit den Fingern. »Na, da hab ich was für Sie. Sie sollten mal die Küste rauffahren, da gibt es einen Ort, der Sie interessieren könnte. Ihr Team braucht einen Geländewagen, aber wir haben jetzt Trockenzeit und es ist keine Saison, da dürften Sie keine Probleme haben.« Sie suchte nach einer Straßenkarte.
    »Welchen Ort meinen Sie denn?«, fragte Lily.
    »Kap Leveque. In den alten Missionsstationen wird man Ihnen vielleicht ein paar Fragen beantworten können. Ist zwar nicht viel los jetzt, aber wenn Sie in der Vergangenheit schürfen wollen, ist das genau der richtige Ort für Sie und Ihre Leute.«
    Lily ging mit der Karte und einer bunten Ansammlung von Prospekten für ihr ›Team‹ davon. Offenbar war das Mädchen daran gewöhnt, daß Journalisten, Dokumentarfilmer und Reiseschriftsteller mit ihrem Gefolge hier einfielen. Vielleicht hatte sie auch den Eindruck vermittelt, daß sie auf der Suche nach mehr als bloß einer Familiengeschichte sei. Lily studierte die Karte. Kap Leveque lag sehr abgelegen. Sie würde also eine weite Strecke fahren müssen.
    Zunächst fuhr sie durch die Stadt und parkte den Wagen an der
Napier Terrace
. Wieder überkam sie das merkwürdige Gefühl des
déja-vu
, als sie an den alten Perlenschuppen an der Mole entlangging, wo die Ebbe das Watt freigelegt hatte und gestrandetes Mangrovengehölz aus dem Schlamm ragte.
    Nun stand sie auf dem alten Anleger
Streeter's Jetty
, der weit in den grauen Schlick hinausreichte. In Broomes Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich an die 400 Logger am Steg, an der Küste entlang und in den Kanälen gedrängt, die von der bis zu zehn Meter hohen Flut unter Wasser gesetzt wurden. Mit dem Verschwinden der Perlenlogger hatten die Mangroven das Wattland zurückgewonnen und bildeten nun dichte Haine, durch die sich ein Netz von Wasserarmen und Kanälen zog. Die Gegend lag verlassen, die Morgenhitze brannte auf die alten Planken des Anlegers.
    Ein typisches Bild für Broome waren die Perlenlogger, die bei Flut am Anleger und vor der Küste im Wasser lagen oder bei Ebbe im Schlick steckten. Lily versuchte, sich die damalige Zeit zu vergegenwärtigen, die Männer, die an den Loggern hantierten und Werkzeug reparierten, die Betriebsamkeit in den Sortierschuppen, das Sprachengewirr, die gellenden Befehle der Perlenunternehmer, das Rasseln der Muschelschalen, wenn sie in Säcke gefüllt wurden, das Bimmeln der Fahrradglocken.
    Sie vermeinte, das würzige asiatische Essen riechen zu können, den süßlichen indonesischen Tabak, den herben Meergeruch der Muschelschalen, den Teer der Boote. Doch alles, was sie wirklich roch, waren die salzige Luft und der Faulgestank der Mangroven.
    Lily schlenderte am ehemaligen Büroschuppen eines Perlenunternehmers vorbei. Das Gebäude hatte einen neuen Anstrich und diente nunmehr einem Perlenexporteur als Firmensitz. Sie ließ den Blick über die Bucht schweifen und entdeckte eine kleine Sandbank, auf der eine menschliche Gestalt hockte, die Beine im Sand ausgestreckt, den Hut tief ins Gesicht gezogen, in der Hand eine Angelschnur.
    Lily sprang von der niedrigen Hafenmauer und wanderte über den Strand auf die einsame Gestalt zu. Es war eine ältere Aborigine. Lily lächelte ihr einen Gruß zu und ging an ihr vorbei bis zum Ende der Sandbank, wo im seichten Wasser ein kleines Boot dümpelte. Zwischen niedrigen Mangrovenbüschen verästelten sich schmale Wasserläufe in alle Richtungen. Das offene Meer war etwa zwei Kilometer entfernt. Aber hier in der Bucht bildeten die schmalen Kanäle ein Labyrinth sich ähnelnder Wasserläufe, das zu befahren ein Alptraum sein mußte. Lily wanderte zurück und blieb bei der alten Frau stehen, die gerade ihre Angelschnur einholte und ihren Fang betrachtete.
    »Kein Glück, was?« konstatierte Lily.
    Die Frau

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