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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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polterte mit seinen schweren Stiefeln auf die Veranda und rief nach Tyndall.
    Daraufhin erschien nickend und lächelnd der chinesische Koch. »Master hinten in Garten. Tasse Tee?«
    »Bißchen was Stärkeres, bitte, Ah Sing. Hol den Whisky raus. Und zwei Gläser.«
    Er ging durch das Haus in den Garten und fand Tyndall unter schattigen Bäumen in einer Hängematte.
    »Tag, Sean«, rief er munter und wies auf einen Korbsessel. »Mach's dir bequem. Hast du bei Ah Sing einen Drink geordert?«
    »Hab ich, klar, obwohl es noch etwas früh am Tag ist. Die Sonne steht noch nicht überm Nock, wie ihr in eurer Branche sagen würdet.«
    »Zum Teufel mit dem Nock.«
    Ah Sing kam mit der Flasche, den Gläsern und einem Krug kaltem Wasser zu ihnen geschlurft. Während O'Leary einschenkte, hievte sich Tyndall langsam aus der Hängematte und setzte sich zu dem Polizisten. »Du kommst wohl wegen der Aussage.«
    »Nur eine kleine Formalität, John. Coroner wird entscheiden, ob noch weitere Schritte unternommen werden müssen. Wirklich Pech, daß du die
Shamrock
verloren hast. Alles in allem hast du zur Zeit keine besonders guten Karten, was? Prost, trotz allem.« Er hob sein Glas.
    Tyndall trank und seufzte vor Behagen auf. »Verdammt gute Medizin.«
    »Und nicht so gefährlich«, witzelte O'Leary. »Immer noch keine Ahnung, was eigentlich abgelaufen ist?«
    Tyndall verzog das Gesicht. »Nein, ist mir alles völlig schleierhaft. Ich erinnere mich vage, daß Amy mir Medizin gegeben hat, aber das hat sie regelmäßig getan. Und ich kann mich noch entsinnen, daß ich in der Nacht etwas trinken wollte und nach dem Glas gelangt habe. Aber kurz bevor sie getürmt ist, ging es mir sowieso ziemlich dreckig. Fieber, Halluzinationen und so weiter. Ahmed ist überzeugt, daß sie mir eine Überdosis verpaßt hat. Ich weiß nicht … das ist für mich doch schwer zu glauben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie mich dermaßen gehaßt hat.«
    O'Leary holte aus der Brusttasche seines Hemds sein Notizbuch hervor, schlug es auf, zog einen Füller mit wasserfester Tinte aus der Schlaufe und untersuchte sorgfältig seine Spitze, bevor er das Datum niederschrieb. »Aber da ist noch die Sache mit den Perlen.« Wie er das sagte, klang es mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung.
    »Also, das riecht wirklich nach Amy und Gunther«, bemerkte Tyndall. Zwei Tage nach Amys Flucht hatte er Ahmed die Safeschlüssel gegeben, damit er Toby Mettas letzte Lieferung sicher deponieren könnte. Dabei war der Perlenraub entdeckt worden.
    »Das ist jetzt natürlich nebensächlich, aber wird sonst noch jemand verdächtigt?« fragte Tyndall.
    »Gute Frage. Ahmed?«
    »Unsinn.«
    »Da stimme ich dir sofort zu. Entweder hat Amy deine Schlüssel gefunden, oder Gunther besitzt Fertigkeiten, von denen wir keine Ahnung hatten. Ich halte die Einzelheiten fest, aber im Grunde kann ich nichts weiter tun.«
    »Weiß ich schon, mein Lieber. Aber eigentlich rege ich mich gar nicht so sehr darüber auf. Dank Yusef habe ich jetzt einen Scheidungsgrund. Ehebruch.«
    O'Leary lehnte sich in seinem Sessel zurück und grinste. »Du gibst nicht auf, John, was?«
    »Nein. In dieser Sache nicht. Olivia bedeutet alles für mich, Sean. Jetzt habe ich die Chance, meine Freiheit zu erlangen und sie zurückzugewinnen.«
    »Bißchen schwierig, eine Scheidung durchzuziehen, wenn die Ehefrau nicht auffindbar ist«, bemerkte O'Leary mitfühlend.
    »Es muß eine Möglichkeit geben«, erwiderte Tyndall, der ziemlich in Wallung geraten war. »Irgendwie muß es einfach möglich sein.«
    »Na, dann trinken wir darauf«, sagte O'Leary und schenkte ihnen beiden großzügig ein.
     
    Die Nachricht erreichte Tyndall durch Toby Metta. Er kam eigens zu den Schuppen im Ufercamp gelaufen, wo Tyndall gerade alle Vorbereitungen traf, um mit seiner Flotte wieder in See zu stechen.
    Tyndall sah ihn vom Vorbau des Muschelschuppens aus, wie er den Pfad herunterhastete und die Treppe hochstürmte, sein rundes, schweißnasses Gesicht glühte vor Hitze und Aufregung. Er wedelte mit der
West Australian Newspaper
und plumpste auf einen Stuhl.
    »Lies das da unten auf der Seite hier«, forderte er Tyndall auf.
    »Toby, was bringt dich denn so aus der Fassung?«
    »Lies doch. Ich hab's angestrichen.«
    Tyndall fand den bezeichneten Artikel und las ihn rasch durch.
    Singapur, Freitag
    Die britischen Kolonialbehörden müssen noch die Identität der beiden Weißen bestätigen, die in der Malakka-Straße auf dem

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