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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Zufrieden machte sich Lily auf den Heimweg durch die kühle Nachtluft.
    Im Hotel fand sie eine Nachricht von Tony vor – er war auf dem Weg nach New York. Er würde sie sobald wie möglich anrufen und schickte ihr liebe Grüße. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte sie, wie immer, wenn sie an Tony dachte. Sie steckte die Nachricht ein …
     
    In der hellen Morgensonne schob Lily ihr Frühstückstablett auf die Seite – immer noch keine Croissants und keine Tageszeitung – und studierte auf der Karte die Gegend nördlich von Broome. Dann packte sie eine Tüte Mandarinen und zwei Literflaschen Mineralwasser ein und fuhr in ihrem kleinen Geländewagen los. In wenigen Minuten hatte sie die Landstraße erreicht, und bereits eine halbe Stunde später ging der Asphalt in eine endlose orangerote Sandpiste über. Der leichte Jeep ließ sich in dem feinen Sand nur schwer lenken und so fand Lily es klüger, das Tempo zu drosseln.
    Es war ungewöhnlich still um sie, ihr Mietauto verfügte weder über ein Radio noch einen Kassettenrecorder. Durch ihre Sonnenbrille wirkte die Piste wie tiefes Ockerbraun, es gab keinerlei Radspuren, offensichtlich war hier lange niemand gefahren. Vernünftigerweise hatte sie das Mädchen an der Rezeption über ihren Ausflug informiert und ihr aufgetragen, die Polizei zu verständigen, wenn sie bis acht Uhr abends nicht zurück wäre.
    Das Fahren erforderte ihre ganze Konzentration, denn die Räder des Wagens rutschten in dem losen Sand immer wieder weg. Lily versuchte, sich in der Mitte der Piste zu halten, in der Hoffnung, der Untergrund würde dort fester sein. Aber im nächsten Moment, ehe sie begriff, was geschah, kam der Jeep vom Weg ab, drehte sich einmal um die eigene Achse und schoß auf einen großen roten Felshang zu. Lily versuchte gegenzulenken und betete, daß der Wagen sich nicht überschlagen möge. Nach einer letzten Drehung kam er vor dem bröckelnden Felshang zum Stehen.
    Mit wackeligen Knien stieg Lily aus und versank sofort im knöcheltiefen, pulverfeinen Sand. Der Wagen steckte bis zu den Achsen fest. Sie schaute sich vergeblich nach herumliegenden Ästen oder Baumrinden um, die sie unter die Räder hätte legen können. Um sie herum sah sie nur offenes Wüstenland und an der Piste einen hohen, dürren Baum, der mit seiner kümmerlichen Belaubung keinerlei Schatten bot.
    Sie durchsuchte den blitzblanken neuen Wagen. Es lag keinerlei Werkzeug darin mit Ausnahme eines nagelneuen Wagenhebers. Sie versuchte, die Räder mit den Händen freizuschaufeln, aber sobald sie anfahren wollte, drehten sie durch und gruben sich noch tiefer in die Radspur. Fluchend setzte sich Lily neben den Wagen und schälte sich eine Mandarine.
    Die Sonne stieg immer höher und mit ihr die Temperatur. Es waren mehr als dreißig Grad. Lily spürte, wie das Autoblech immer heißer wurde. Es war ratsam, beim Wagen zu bleiben – wo sonst sollte sie auch hin?
     
    Am späten Nachmittag hatte Lily ihren Obstvorrat verspeist und eine Flasche Wasser geleert. Resigniert gestand sie sich ein, daß so spät wohl niemand mehr hier vorbeikommen würde und daß sie die Nacht wohl oder übel im Wagen verbringen mußte. Bis das Mädchen an der Rezeption Alarm schlug, wäre es bereits Nacht, und Lily bezweifelte, daß man sie im Dunkeln suchen würde. Sie hatte keine Angst, sie ärgerte sich nur über ihre eigene Dummheit, die sie in diese mißliche Lage gebracht hatte. Man hatte ihr versichert, daß sie mit einem Allradwagen gut bedient sei, aber sie sah nun ein, daß sie ein starkes Fahrzeug brauchte, nicht dieses kleine, leichte Ding, das bestenfalls für den Strand taugte.
    Lily döste bis zum Sonnenuntergang, da schreckte ein Geräusch sie auf. Es klang wie der Ruf eines fremdartigen Tieres. Sie stellte sich mitten auf die Piste und spähte in beide Richtungen des endlosen bronzefarbenen Bandes.
    » COOEE !« sang sie in die Einsamkeit.
    Zwei Aborigines tauchten so unerwartet hinter ihr auf, daß sie erschrocken herumfuhr. Sie saßen hoch zu Roß, zwei bedrohliche Schatten, und einen Moment lang bekam Lily es mit der Angst. Dann merkte sie, daß die beiden Männer ebenso überrascht waren wie sie selbst.
    »Haben Sie 'ne Panne, Lady?«
    »War 'n Unfall, schau mal, der Wagen«, erklärte der andere, ehe Lily etwas sagen konnte.
    Sie stiegen vom Pferd und umrundeten den Jeep.
    »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Seit heute morgen. Glauben Sie, Sie können mir helfen?«
    »Sind Sie ganz allein?«
    Lily

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