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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Kampfbereitschaft allgemeiner Erheiterung. Einer von ihnen hatte das Wrack entdeckt, und so erklärte sich den Männern der Grund für diese drollige Erscheinung. Sie berieten sich kurz und traten dann gemeinsam vor, um diesen zornigen Fremdling zu begrüßen.
    Olivia sah, wie sie sich zusammenschlossen. Angesichts ihrer Waffen und ihrer Übermacht fragte sie sich, wie sie so unüberlegt auf den sicheren Tod hatte zustürmen können. Ihre Angst war nun doch größer als ihre Wut, also blieb sie einfach stehen, kniff die Augen zu und wartete auf den Speer, der sie treffen würde. Sie stand, die Hände vor das Gesicht geschlagen, ihre vermeintlich letzten Gedanken bei ihrem ungeborenen Kind.
    Als sie aufblickte, lag der Strand verlassen da. Innerlich zitternd ging sie mit vorsichtigen Schritten auf das Lager zu, immer in der Erwartung, speerschwingende Wilde plötzlich aus dem Busch springen zu sehen. Aber alles blieb still. Olivia fand den Revolver und sank unter Tränen zu Boden.
    Der Hunger und das Baby, das sich in ihrem Leib bemerkbar machte, zwangen sie schließlich, sich zusammenzureißen. Sie hatte gewußt, daß das Pionierleben hart sein würde, und hier verlor sie schon nach wenigen Tagen den Mut. Resolut machte sie sich daran, getrocknetes Gras und dünne Zweige zu sammeln, um ein kleines Feuer anzuzünden. Dann wühlte sie im Durcheinander ihrer Sachen nach Streichhölzern, aber die Dose war verschwunden. In Wut und Verzweiflung stampfte Olivia mit dem Fuß auf. Sie untersuchte den verbliebenen Proviant. Kaltes, ungekochtes Essen war nicht gerade einladend, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, sie mußte sich und ihr Kind ernähren.
    Während Olivia noch überlegte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine flüchtige Bewegung wahr. Einen Moment lang dachte sie, es sei ein Tier. Etwas Buntes leuchtete auf, dann entdeckte sie zwischen den Bäumen einen nackten, dunklen Mann. Olivia traute ihren Augen nicht. Es gab keinen Zweifel, ihr Strohhäubchen tanzte auf dem Hintern des Mannes, die roten Bänder hatte er vor dem Bauch verknotet. Als sie sich umdrehte, sah sie zu ihrer Verärgerung zwei andere Eingeborene bei ihrem Korbkoffer mit den feuchten Sachen. Einer hatte sich einen Unterrock um die verfilzten Haare gebunden, der andere betrachtete verwundert einen ihrer besten Schnürstiefel aus Glacéleder.
    »Husch! Weg mit euch!« Olivia machte wütend ein paar Schritte auf sie zu, dann rannte sie zurück und holte ihren Revolver. Sie hantierte damit herum und schaffte es schließlich, ungefähr in Richtung der zwei Aborigines am Strand einen Schuß abzufeuern.
    Sie rannten mit ihren Kleidern davon, die sie fest an die Brust gedrückt hielten.
    Olivia überlegte fieberhaft, was sie nun tun sollte. Den Revolver in der Hand, begann sie mit zitternden Knien, die Kleider aufzusammeln, die sie zum Trocknen ausgebreitet hatte. Unbeholfen bückte sie sich nach ihrer Unterwäsche im Sand, da hörte sie jemand hinter sich rufen.
    »He, Sie da!«
    Sie ließ die Sachen fallen und schnellte herum, mit dem Revolver zielte sie in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Verblüfft sah sie von der Landzunge her die stattliche Gestalt eines weißen Mannes auf sich zukommen. Er trug einen Strohhut und ein loses weißes Hemd zu Reithosen und Stiefeln. Sie bemerkte den Revolvergurt an seiner Hüfte. Dieser Mann konnte kein Schiffbrüchiger sein. Hinter ihm folgte in respektvollem Abstand ein kleinerer Mann von orientalischem Aussehen. Er hatte glatte schwarze Haare und trug einen merkwürdigen kleinen Hut.
    Olivia fiel sofort auf, wie selbstsicher sich der weiße Mann bewegte. Er sah ausgesprochen gut aus, obwohl er sich offensichtlich länger nicht rasiert hatte. Er war groß und dunkelhaarig, über seinen vollen Mund lief ein breites Lächeln. In seinem braungebrannten Gesicht leuchteten strahlend blaue Augen, sein lockiges Haar war länger als sonst bei Männern üblich. Am auffälligsten war jedoch die große Perle, die er im linken Ohrläppchen trug. Olivia erfaßte all dies in Sekundenschnelle und war sofort auf der Hut. Der Kapitän der
Lady Charlotte
hatte ihnen von den zwielichtigen und oft sogar gefährlichen Schurken erzählt, die die Gewässer vor Nordaustralien befuhren. Er hatte von skrupellosen Banden gesprochen, die von Strandgut lebten und mit illegalem Schnaps handelten, auch mit Frauen und allem, was sie stehlen und dann an vorbeifahrende Schiffe verhökern konnten.
    »Wer sind Sie. Was wollen Sie?« rief

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