Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
ein einfaches Mahl zu kochen. Es gab Corned Beef mit Fladenbrot und einen schlichten Nachtisch aus getrockneten Früchten und Zucker. Im weichen Licht der Petroleumlampe sah der mit Rosen geschmückte Tisch beinahe festlich aus, und die triste Umgebung trat in den Schatten. Das Baby, es wurde jetzt James genannt, schlief in seiner Wiege zu Olivias Füßen.
    Conrad setzte seinen Becher mit starkem, süßem Tee ab. Er nahm Olivias Hand und sagte: »Meine liebe Olivia, wir sollten dem Herrn für dieses Mahl danken und ihn bitten, unser Haus zu segnen.« Conrad kamen die schlichten Gebete seines Vaters in den Sinn. Er senkte den Kopf und sprach »Vielen Dank, Herr, für das Essen auf diesem Tisch, für das Dach über unserem Kopf und für deine Hilfe und deinen Schutz.«
    »Amen«, flüsterte Olivia. Sie dachte an den Reverend Albert Cochrane zu Hause in London. Wenn er doch nur das Baby taufen könnte. Sie konnten zwar im Augenblick nur ein bescheidenes Dankgebet sprechen, aber Conrads Entschlossenheit würde schon dafür sorgen, daß sie ihr Ziel erreichten, dachte Olivia zuversichtlich.
    Doch die Wochen gingen ins Land, und bei näherem Besehen ihres Grundstücks wurden ihre schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Das Land eignete sich nicht besonders für die Haltung von Schafen oder Rindern, das Wasserloch war zu klein, und es mußte noch ein geeigneter Platz für einen Brunnen gefunden werden. Die letzte Regenzeit hatte offenbar nicht viel hergegeben, das ganze Land war trocken und heiß. Das einzige was hier prächtig gedieh, waren die Fliegen. Und bald sollten die ersten Schafe in Cossack eintreffen. Conrad wollte sie mit einem der Viehtreiber abholen, da er kein besonders guter Reiter war und von Vieh keine Ahnung hatte. Außerdem erwarteten sie ein Schiff aus Fremantle mit ihren letzten Sachen, die John Tyndall zusammen mit neuem Proviant zu ihnen herausbringen würde.
    An einem glühend heißen Sommermorgen arbeitete Olivia im Haus. Sie war müde, James hatte fast die ganze Nacht geweint. Conrad baute einen Schuppen, und die zwei Arbeiter waren mit dem Errichten von Zäunen für eine Koppel beschäftigt. Olivia band gepökeltes Fleisch und ein Fladenbrot in ein Tuch, das Mittagessen für Conrad. Dann füllte sie eine Blechkanne mit heißem Tee. Sie sah nach dem Baby, das jetzt schlief. Es lag in einer als Wiege benutzten Holzkiste neben ihrem Bett. Olivia wollte Conrad sein Essen bringen. Normalerweise nahm sie das Baby im Tragetuch mit, wie sie es bei den Eingeborenen gelernt hatte. Es war dann nicht so quengelig. Die Körpernähe schien es zu beruhigen. Aber jetzt schlief das Kind so friedlich, nachdem sie es gut gefüttert hatte. Also beschloß Olivia, das Baby zu Hause zu lassen, und machte sich auf den Weg.
    Conrad wischte sich die Stirn, als sie zu ihm kam, und blickte sich um. »Wie heiß der Wind plötzlich ist«, bemerkte er und lächelte sie an. »Komm und iß etwas mit mir.«
    »Ich habe schon gegessen und James schläft im Haus.«
    »Dann komm und setz dich einen Moment zu mir.« Sie ließen sich im Schatten eines Baumes nieder und lehnten sich an den Stamm. »Ich weiß, es ist im Moment alles sehr schwer. Aber ich glaube, mit den Schafen werden wir Glück haben. Wir brauchen nur Regen, damit die Weiden saftiger werden. Ich werde mich auch nach anderen Möglichkeiten umtun. Vielleicht irgendwann einmal Rinder …« In Conrads Stimme lag eine verzweifelte Entschlossenheit, als er seinen Traum von ihrem künftigen Anwesen schilderte. Olivia wußte, daß er grasende Schafe und Rinder vor sich sah, Pferdekoppeln, solide Ställe und Schuppen. Und sie selbst, Olivia, in einem schönen Garten zwischen ihren geliebten Blumen, dahinter ein großes, herrschaftliches Haus.
    Aber die müde, betrübte Olivia sah nur Mühsal und Arbeit, sie sah die Wirklichkeit – Hitze, Fliegen und Einsamkeit. Und Rauch, und dann dieser merkwürdige Geruch …
    Olivia sprang auf. »Conrad, der Rauch … das ist zuviel für unseren Schornstein … schnell!«
    Conrad stolperte auf die Füße und rannte hinter Olivia unter den Bäumen hindurch und über die kleine Anhöhe. Und da sahen sie, wie Flammen und Qualmwolken aus ihrem Haus schlugen.
    »Um Himmels Willen – James!« schrie Olivia. Beim Rennen stolperte sie über ihr langes Kleid. Von nackter Angst getrieben, hatte Conrad sie überholt und lief weit vor ihr. Der Küchenanbau war bereits völlig ausgebrannt, und das Dach stand in hellen Flammen. Und noch

Weitere Kostenlose Bücher