Tränen im Regen
du?“
„Versprochen“, flüsterte Dale und küsste ihn.
„Meine Fresse.“
Kilian zuckte zusammen und sah fragend zu Niko, der neben ihm saß und ihn breit angrinste. „Was ist?“
„Du siehst ihn an, als wäre er ein extra saftiges Steak.“
Kilian spürte, wie er rot wurde, was Niko leise lachen ließ. „Ich habe so das Gefühl, dir fehlt Sex.“
Und wie ihm Sex fehlte. Kilian sah sehnsüchtig zu Dale, der neben Mikael am Grill stand. Eine Woche. Sieben verflixte Tage, in denen Dale ihn, abgesehen von ein paar Küssen und harmlosen Fummeleien, nicht angerührt hatte, um seinen verletzten Arm und seinen Kopf zu schonen, dabei ging es ihm gut. Sein Blick blieb auf Dales Hintern hängen, der in einer recht engen, schwarzen Jeans steckte. Himmel noch eins, sah der Mann gut aus. Wenn er ihn heute nicht irgendwie noch ins Bett bekam, würde er durchdrehen.
Dabei war es nicht nur seine Verletzung allein, sondern auch die Tatsache, dass er immer noch im Haus seiner Väter übernachtete, um Colin zu beruhigen, die Dale zurückhielt. Und morgen musste er für vier Tage nach New York City zu einer Weiterbildung. Heute war die letzte Gelegenheit, mit Dale unanständig zu sein. Kilian überlegte schon seit mehreren Stunden, wie er es am besten in Angriff nahm. Notstand. Er hatte eindeutig Notstand. Anders konnte man es nicht bezeichnen, dass er Dale mit den Augen auszog, seit er heute früh die Augen geöffnet und Dale neben sich im Bett entdeckt hatte. Er bekam es nur selten mit, wenn Dale nach seinem Dienst kam oder zu selbigem ging, aber sein Cop hatte sich zur Angewohnheit gemacht, bei ihm zu schlafen, seit Kilian angeschossen worden war.
Kilian biss sich auf die Lippen, als Mikael Dale ein Stück Fisch zum Kosten gab. Diese Lippen. Dieses Lachen. Diese Hände. Er würde gleich stöhnen. Kilian zwang seinen Blick woanders hin und atmete tief durch.
„So schlimm?“, fragte Niko amüsiert und mitfühlend zugleich.
„Du hast keine Ahnung“, murmelte Kilian und besah sich die Rosen im Garten, die mittlerweile in voller Blüte standen. Rosen waren harmlos, schön und äußerst stachelig. Eine perfekte Ablenkung. Sah man einmal davon ab, dass ihre Blüten so weich wie Seide waren und genauso verführerisch dunkelrot wie Dales Lippen, wenn der an ihm saugte und leckte und... Kilian schob die Vorstellung mit aller Macht beiseite und setzte sich ein wenig anders hin. Niko lachte leise, sagte aber nichts dazu. „Kann er nicht einfach vergessen, wo wir sind?“
„Er traut sich nicht, oder?“
Kilian nickte. „Ich muss wieder nach Hause ziehen. Und zwar noch heute. Sonst drehe ich durch.“
„Wie lange?“, wollte Niko wissen und Kilian schnaubte, was in dem Fall auch eine Antwort war. „Seit letzter Woche? Autsch.“
„Wem sagst du das.“ Niko gluckste und Kilian sah ihn fragend an. „Was ist?“
„Kümmere dich lieber heute noch darum. Wenn Adrian merkt, was los ist, wird er das ausnutzen.“
Kilian schluckte. Ach ja, Adrian. Das Essen mit ihm und David war ja morgen Abend. Niko hatte Recht. Adrian würde sich niemals eine Gelegenheit entgehen lassen, ihn zu necken, wenn er bemerkte, dass er sexuellen Notstand hatte. Mit den tausend Fragen über Dale, die morgen garantiert kamen, konnte er leben, aber wenn Adrian anfing, anzüglich zu werden, würde er ihn erwürgen.
Es reichte schon, dass Mikael ihn damit ab und zu neckte, während Colin sich Dale ausgiebig zur Brust genommen hatte. Nicht, dass es den gestört hatte, seinem Vater Rede und Antwort zu stehen. Kilian hatte es allerdings sehr wohl gestört, weshalb er sich im Gegenzug seinen Vater gegriffen und den zur Schnecke gemacht hatte, was die Ausfragerei von Dale anging. Mikael und Dale hatten sich köstlich über Colin und ihn amüsiert. Der Rest der Familie danach auch, als Niko es ihnen brühwarm erzählt hatte.
„Entschuldige mich“, murmelte Kilian entschlossen und stand auf. „Ich habe etwas zu erledigen.“
„Viel Spaß“, konterte Niko amüsiert, was er mit einer deutlichen Geste seines Fingers beantwortete, die seinen Bruder lachen ließ, bevor er sich zum Grill aufmachte.
Mikael und Dale verstanden sich super und auch Colin hatte seinen Freund längst ins Herz geschlossen. Sein Freund. Kilian wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert. Das klang gut. Richtig gut. So gut, dass er bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren musste, wie es sich ausgesprochen anhörte. Aber das konnte noch warten. Etwas Anderes konnte
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