Tränen im Regen
sage dir nichts. Steh' auf und pack' es aus, dann weißt du es.“
Aufstehen? Sich bewegen? Bei der Hitze? Dale war ein Sadist. Nur leider war Kilian einfach zu neugierig, um nicht wissen zu wollen, was in dieser Tüte war, mit der Dale gerade vor ihm herum wedelte, denn sein Freund wusste ganz genau, dass er nicht mehr lange würde widerstehen können. Also stand er schließlich auf und folgte Dale murrend in die Küche, weil der ihm lachend und mit Leichtigkeit ausgewichen war, als er nach der Tüte hatte greifen wollen. Seit seine Schulter wieder so mitmachte, wie Dale es wollte, schien der alle freien Tage mit Action jeder Art nachholen zu wollen. Was ihm schon einigen guten Sex eingebracht hatte, gestand sich Kilian mit einem dreckigen Grinsen ein. Aber derzeit war ihm sogar für Sex zu heiß.
Dale hatte die Tüte auf den Küchentisch gelegt und holte gerade zwei Flaschen Cola aus dem Eisfach. Kilian wartete noch den kurzen Anstandsmoment ab, bis Dale die Kühlschranktür wieder geschlossen hatte und schnappte sich dann die Tüte, wofür er prompt ausgelacht wurde. Kilian grinste nur. Er war eben verboten neugierig, das war schließlich nichts Neues. In der Tüte war eine kleine Schachtel. In Geschenkpapier gewickelt und mit einer weißen Schleife verziert. Kilian sah Dale ratlos an, aber der schüttelte den Kopf, öffnete die Colaflaschen, um ihm eine zuzuschieben, und wartete ab. Was in aller Welt war das nur? Kilian war zu neugierig, um jetzt noch ein Ratespiel zu machen, also zog er die Schleife auf und wickelte die Schachtel aus, die sich als klein, rechteckig und flach entpuppte.
Nachdem er vorsichtig den Deckel geöffnet hatte, blieb Kilian der Mund offenstehen. Es war ein Anhängerset. Genauer gesagt, waren es zwei Freundschaftsketten mit jeweils einem Anhänger, die wie zwei Puzzlestücke geformt waren und perfekt ineinander passten. Auf den Puzzlestücken war je ein Buchstabe eingraviert. D und K.
Kilian sah verblüfft zu Dale. „Das sind Freundschaftsketten.“
Dale nickte. „Ich dachte, wenn ich dir heute einen Verlobungsring schenke, läufst du weg. Daher die Ketten.“
Verlobungsring? Oha. Kilian schluckte. „Du bist ziemlich direkt.“
„Ich weiß“, sagte Dale ruhig und sah ihn forschend an.
Kilian war sich nicht sicher, was er von dem Blick halten sollte, aber er war sich sicher, dass Dales Geschenk ihn ziemlich nervös machte. So schön er diese Ketten fand und so sehr er seine am liebsten sofort umgelegt hätte, sie bescherte ihm eine Gänsehaut. Diese Kette war ein Versprechen und damit etwas Besonderes. Kilian hatte noch nie leichtfertig sein Wort oder ein Versprechen gegeben, Dale wusste das. Aber sein Freund wusste ebenfalls, dass diese Kette kein Verlobungsring und keine dauerhafte Fesselung waren. So furchtbar das auch klang, noch war er für eine Heirat nicht bereit.
„Wir machen es aber nicht so wie Sam und Devin, oder?“, fragte er leise und betrachtete die Ketten.
„Was meinst du?“, wollte Dale wissen und Kilian grinste schief.
„Na ja, die Beiden haben sich zuerst ein Haus gekauft, um sich um Amber zu kümmern, und erst danach eine Beziehung gelebt.“
„Du möchtest also jeden Schritt ordentlich nacheinander machen?“
„Schätze schon“, murmelte Kilian und sah vorsichtig zu Dale auf, der ihn anlächelte.
„Eine Beziehung haben wir, ein Haus ebenfalls, gemäß den Fall, es stört dich nicht, wenn mein Name ebenfalls im Kaufvertrag steht. Und wenn du diese Kette annimmst, würde ich anfangen nach einem Verlobungsring Ausschau zu halten.“
Kilian atmete sehr tief ein. „Sofern du dir zwischen der Kette und dem Ring mindestens ein Jahr Zeit lässt, können wir darüber reden.“
„Okay“, sagte Dale schlicht und trank einen Schluck Cola, während Kilian wieder auf die Ketten sah.
Konnte es so einfach sein? Eine Beziehung haben, zusammenwohnen, vielleicht irgendwann eine Familie gründen? Mit einem Hund für den Garten natürlich, ohne Hund ging gar nichts. Die Tatsache, dass sein Haus gar keinen vernünftigen Garten hatte, ignorierte er jetzt einfach mal. Es gab Millionen Hunde überall auf der Welt, die in Wohnungen und Häusern lebten. Apropos, wollte er wirklich eine Familie? Mit Kindern? Einzahl oder Mehrzahl? Oder lieber doch nicht? Er sah erneut zu Dale.
„Willst du Kinder?“, platzte aus Kilian heraus, bevor er sich zurückhalten konnte.
Dale nickte. „Irgendwann schon. Was ist mit dir?“
Gute Frage, dachte Kilian, aber irgendwie
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