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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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doch
     die Ersten.«
    Der Mann mit den wässrigen Augen sagte leise: »Das is keiner von uns. Das is kein Mensch.«
    »Haben Sie etwas gesehen? Können Sie diesen   ... diese Person beschreiben?«, fragte Sälzer.
    Die beiden Männer zögerten, dann schüttelten sie die Köpfe.
    »Aber er is da«, sagte der Rotblonde.
    Der Mann mit der hohen Stimme blinzelte nervös. »Wenn wir ihn beschreiben können, ist es zu spät, glauben Sie mir.«
    »Dann können Sie uns in 'nen Sack stecken. Da is nichts mehr mit Zeugenbefragung.« Der Rotblonde fuhr sich mit dem vernarbten
     Zeigefinger quer über die Kehle. »Das mit dem Mädchen, das war nur eine Warnung.«
    »Ja. Das war nur der Anfang«, bestätigte die hohe Stimme. Der Mann ging einen Schritt auf die beiden Polizeibeamten zu, lehnte
     sich zu ihnen und flüsterte eindringlich: »Tun Sie etwas. Ich bitte Sie, nur dieses eine Mal. Tun Sie etwas!«
    Sälzer musterte die beiden Männer ein paar Sekunden. Ein Tropfen fiel von einer Haarsträhne auf seine Nase. Dann nickte er
     langsam.

7.   Kapitel
    Zeugenvernehmung von Annedore Panier
     
    Zur Person
    Name: Panier
    Vorname: Annedore
    Geb. Datum: 1.   1.   61
    Beruf: Bibliothekarin
    Wohnort: Telpen
    Adresse: Kastanienweg 9a
     
    Vernommen im Fall der gefährlichen Körperverletzung zum Nachteil von Flora Duve. (Vernehmung durchgeführt von Polizeianwärter
     Masaryk)
     
    Zur Sache
    F: Frau Panier, bitte beschreiben Sie, was Sie am Abend des 2.   Juli gemacht haben.
    A: Ich bin gegen 18   Uhr mit Schiller nach Hause gekommen.
    F: Das ist Ihr   ... Mann?
    A: Mein Hund. Wir haben zusammen Abendbrotgegessen. Es war ein Wochentag, also gab es nur kalte Schnitten und   ...
    F: Entschuldigung, Frau Panier, aber könnten Sie bitte einfach erzählen, was Sie auf Ihrem Spaziergang erlebt haben?
    A: Natürlich kann ich das. Sie müssen Ihre Fragen präziser stellen, junger Mann. Also gut. Der Spaziergang. Ungefähr Viertel
     nach neun wurde Schiller unruhig. Das tut er jeden Abend. Dann machen wir unseren Abendspaziergang. An diesem Abend drängte
     er allerdings besonders. Er lief immer wieder zur Tür, sprang zur Klinke hoch, bellte. Wie ein Jagdhund bei der Hasenhetze.
     Ich fand das alles sehr seltsam und machte mir Sorgen, denn so kannte ich ihn nicht. Ich hoffte, dass er nach dem Gassigehen
     wieder der Alte war.
    F: Wissen Sie noch, wann genau das war und wie lange Sie unterwegs waren?
    A: Natürlich weiß ich das. Wie jeden Abend haben Schiller und ich genau zwanzig nach neun die Wohnung verlassen. Wir sind
     gleich hinter dem Haus den kleinen Trampelpfad gegangen, der in den Feldweg mündet.
    F: Der ein Stück am See entlanggeht und dann weiter nach Kraldorf führt?
    A: Exakt. Soweit ich weiß, gibt es in der Gegend nur diesen einen Feldweg. Schillerund ich gehen immer dieselbe Runde: vom Trampelpfad auf den Feldweg, dort nach rechts, ein Stück in Richtung Kraldorf am See
     entlang bis zum nächsten Trampelpfad, der zurück zur Wohnsiedlung führt. Das ist ungefähr auf der Höhe, wo der Feldweg sich
     vom See entfernt.
    F: Als Sie an den See kamen, haben Sie dort jemanden bemerkt?
    A: An der Seite, an der ich immer entlanggehe, war keine Menschenseele. Zumindest habe ich niemanden gesehen. Schiller ist
     ein paarmal aufs Schilf zugelaufen, hat geknurrt. Ich dachte, es wären vielleicht Enten. Aber die interessieren Schiller sonst
     nie. Wenn ich es mir recht überlege, hat er sich an dem Abend wirklich seltsam benommen.
    F: Sind Sie zum Schilf gegangen und haben nachgesehen, was Schiller dort gefunden hatte?
    A: Nein. Ich habe ihn zurückgepfiffen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt ja nicht, dass da womöglich ein entflohener Schwerverbrecher
     hockt. Gütiger Himmel, nur ein paar Schritte von mir entfernt!
    F: Würden Sie die Stelle wiederfinden und könnten sie mir nachher zeigen?
    A: Ich denke schon.
    F: Sie sagten, auf der nördlichen Uferseite, an der Sie entlanggingen, war niemand. Haben Sie sonst irgendwo am See jemanden
     gesehen?
    A: Warten Sie   ... Wir sind das Stück am See entlanggegangen. Und ja, jetzt fällt mir etwas ein. Als der Feldweg sich vom See trennte, kurz
     bevor wir auf den anderen Trampelpfad abbogen, überholte uns ein Radfahrer.
    F: Wenn er Sie überholte, heißt das, er kam vom See?
    A: Ganz richtig. Das müsste kurz nach halb zehn gewesen sein.
    F: Können Sie den Radfahrer beschreiben?
    A: Den Radfahrer selbst   ... Ich weiß nicht. Das Auffälligste war das Fahrrad. Es war so ein

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