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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Ich weiß nicht mehr, was es war. Aufjeden Fall erinnere ich mich, dass jemand geduscht hat. Mitten in der Nacht. Natürlich in der Wohnung der Duves.
    F: Sind Sie sich sicher, dass es bei den Duves war?
    A: Herr Sälzer, ich wohne seit fünfunddreißig Jahren in diesem Haus. Sie können mir glauben, dass ich jedes noch so kleine
     Geräusch einordnen kann. Jemand hat in dieser Nacht bei den Duves geduscht. Punkt.
    F: Wissen Sie, wie spät es war?
    A: Ja. Es war Viertel vor zwei. Ich habe nämlich auf den Radiowecker neben meinem Bett gesehen, weil ich dachte, es wäre schon
     später und meine Nachbarn würden aufstehen. Aber nein, sie duschen einfach mitten in der Nacht.
    F: Haben Sie außer dem Duschgeräusch noch etwas anderes in dieser Nacht gehört?
    A: Nein. Zum Glück konnte ich schnell wieder einschlafen.
    F: Ich danke Ihnen, Frau Garthoff.
    A: Danken Sie nicht mir.
Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde.

15.   Kapitel
    »Du hast WAS? Mit WEM?«
    »Jetzt raste nicht gleich aus. Ich wollte es dir ja vorher sagen, aber   ... das war grad ungünstig.« Trixi klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, während sie ihr Fahrrad abschloss. Als
     das alte Schloss endlich zuging, rutschte Trixi das Handy von der Schulter und fiel zu Boden, nur wenige Millimeter neben
     eine Pfütze. Schnell hob sie es auf. »Flora? Bist du noch dran? Ich hab dich gerade fallen gelassen.«
    »Kommt mir auch so vor.«
    Trixi presste das Handy an ihr Ohr. Sie wollte nah bei Flora sein. Und doch war es ihr lieber, die Sache mit Hagen am Telefon
     zu erzählen. »Komm schon, sei nicht sauer. Ich weiß, dass das jetzt alles überhaupt nicht zusammenpasst. Aber ich habe mir
     den Zeitpunkt nicht ausgesucht. Es ist passiert, wie   ...« Beinahe hätte sie gesagt, wie bei dir und Andro damals.
    »Ich weiß, wie so was passiert«, sagte Flora. Ihre Stimme klang blechern und kalt. »Aber doch nicht mit
dem

    »Wieso nicht?«
    »Er ist der Sohn von Götz.«
    »Und?«
    »Und er ist   ... nicht gut für dich.«
    »Wieso das?«, fragte Trixi.
    »Du kennst ihn überhaupt nicht.«
    »Aber du?«
    »Besser als du denkst«, erwiderte Flora.
    Trixi lauschte einen Moment in den Hörer. Auf ein Wort, ein Geräusch, das diese Andeutung erklärte. Soweit sie wusste, hatten
     Flora und Hagen kaum etwas miteinander zu tun. Flora hatte nie etwas von Hagen erzählt, Hagen hatte nie nach Flora gefragt.
     Entweder die beiden verheimlichten Trixi etwas oder Flora spielte sich nur auf. Was auch gut möglich war. »Hattest du mal
     was mit ihm?«, fragte Trixi schließlich.
    »Mit Hagen? Spinnst du? Ist überhaupt nicht mein Typ.«
    »Deswegen kann er doch aber mein Typ sein.« Trixi setzte sich auf die Treppe vor ihrem Hauseingang. Die Stufen waren noch
     nass, Trixi achtete nicht darauf. Warum sagte Flora nicht, was sie wirklich dachte? Damit hatte sie früher doch nie ein Problem
     gehabt. Das Versteckspiel nervte sie langsam. »Hast du wirklich was gegen Hagen oder findest du es nur doof, dass ich jetzt
     einen Freund habe, wo du nicht mehr mit Andro zusammen bist?«
    »Warte mal – ihr seid nach dem ersten Date schon richtig zusammen? Er ist
dein Freund

    »Ach Mann, was weiß ich. Ich glaube, so richtig zusammen sind wir noch nicht. Aber wenn ich ihn sehe   ... es ist total irre, als würde ich in Flammen stehen, und wenn er mich dann ansieht, das ist, als würde er mich umarmen,
     ganz fest, für immer festhalten, und ich will von ihm gehalten werden   ...«, erwiderte Trixi. »Es fühlt sich gut an.«
    »Für mich fühlt es sich beschissen an.«
    »Oh Mann, Flora, das ändert doch nichts an uns beiden.«
    »Das ändert alles.«
    »So ein Blödsinn. Ob ich nun mit Hagen zusammen bin oder nicht oder ob ich irgendeinen anderen Freund habe – ich bin deine
     Freundin und daran wird sich nichts ändern. Ich dachte, das wäre dir genauso klar wie mir.«
    »War es auch.«
    »Und so ist es immer noch. Als du einen Freund hattest, hat sich doch auch nichts geändert. Warum sollte es das also jetzt
     tun?«, fuhr Trixi fort. »Im Moment sind wir beide nur gerade ganz woanders. Ich himmelhoch jauchzend, du zu Tode betrübt.
     Aber das heißt nicht, dass nichts mehr geht.« Trixi wartete einen Moment auf eine Reaktion, sah kurz auf das Display, ob die
     Leitung noch stand. »Flora?«
    »Ja. Ich weiß.«
    »Okay, dann   ...«, Trixi stand langsam auf. »Vielleicht schaff ich es, morgen nach der Schule vorbeizukommen.«
    Trixi

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