Träum ich?: Roman (German Edition)
zerquetschen.«
»Ich hab doch schon mehrmals gesagt, dass der Fluch so nicht funktioniert. Er bringt dich nicht um, sondern beschert dir nur ein elendes Leben.«
»Ich weiß, du passt schon auf mich auf«, sagt er und küsst mich auf die Stirn.
»Gogo?«, frage ich lächelnd.
»Ja?«
»Kneif mich mal.«
»Wieso?«, fragt er lachend.
»Ich bin so glücklich, dass ich zu träumen glaube. Ich möchte nur ganz sicher sein, dass dies die Wirklichkeit ist.«
»Ist gut«, sagt er und setzt sich lachend auf. »Wo möchtest du denn gekniffen werden?«
»Ach, ist mir egal, nimm meinen Arm«, sage ich, lehne mich an ihn und halte ihm den Arm hin.
Ich sehe Gogos Hand in der Morgensonne. Sie nähert sich meinem Arm. Ich sehe zu, wie er Zeigefinger und Daumen krümmt und meine Haut fasst.
Ich fühle das Kneifen, aber es ist nicht schmerzhaft, sondern nur ein Ziehen an meinem Arm.
»Es ist kein Traum«, sage ich lächelnd, »es ist wirklich …«
Im nächsten Moment befinde ich mich plötzlich wieder in meiner alten Wohnung. Ich sitze auf meinem alten Bett, und im ganzen Zimmer verstreut liegen Kleider, genau so, wie es war, bevor ich mit Gogo zusammengezogen bin.
Ich setze mich auf und sehe mich um. Ich blicke an mir herab und sehe, dass ich die gleiche Jeans und das gleiche Top anhabe wie noch Sekunden zuvor in Vegas. Es fühlt sich an, als hätte ich in meinen Kleidern geschlafen, aber gleichzeitig spüre ich immer noch die Stelle am Arm, wo Gogo mich gekniffen hat.
» Was zum Teufel? «, rufe ich und rolle mich im Bett herum. »Wo? Wie?«
Ich springe aus dem Bett und renne ins Wohnzimmer. Zwei Sekunden zuvor war ich noch in einem kitschigen Hotel in Las Vegas!
Ich renne in die Küche, warum, weiß ich nicht. Ich glaube, ich will nur herausfinden, wo ich bin, was sich geändert hat, ob ich geträumt habe. Ich öffne den Kühlschrank. Ein Jahr zuvor hab ich den Stecker herausgezogen, um ihn abzutauen, und nicht wieder hineingesteckt. Aber als ich die Tür öffne, sehe ich, dass er vollkommen vereist ist. Nur ein verschimmeltes Sandwich liegt darin. Ich knalle die Tür wieder zu. Offen gestanden ist der Gestank des Sandwiches zu viel für mich, selbst in meinem derzeitigen Zustand.
Aber nein, ich träume doch nicht! Ich war gerade in Las Vegas. Ich blicke auf meine Hand, sehe aber keinen Verlobungsring – und keinen Ehering.
Ich renne wieder ins Schlafzimmer, schnappe mir das Telefon und wähle eine Nummer.
»Bitte, lieber Gott, mach, dass es ihm gut geht. Bitte lass ihn noch am Leben sein!«, rufe ich aus.
Es klingelt. Einmal, zweimal.
»Hallo?«, ertönt eine wütende Stimme am anderen Ende.
Ich atme erleichtert auf.
»Gott sei Dank! Gogo, ich bin’s, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Wer zum Teufel sind Sie, und wieso rufen Sie mich in aller Herrgottsfrühe an?«
»Ich bin’s, Lily!«
»Ich kenne keine Lily. Bitte rufen Sie mich nie wieder an.«
»Aber ich bin’s doch! Lily! Deine Frau! «
»Ich weiß nicht, was in Sie gefahren ist, aber meine Frau liegt neben mir und schläft. Ich stelle jetzt das Telefon ab, bitte rufen Sie nie wieder an!«
Es klickt, dann ist die Leitung tot.
Benommen, mit aufgerissenem Mund lege ich auf. Ich kann mich nicht mehr rühren, daher sitze ich nur da und starre ins Leere.
Fünf
» I ch fasse es nicht, dass ich nicht auf sie gehört habe. Ich fasse es nicht, dass ich all dies zugelassen habe. Wie konnte ich nur? Aber Gott sei Dank habe ich mit ihm gesprochen. Gott sei Dank scheint es ihm gut zu gehen. Er wirkte zwar wütend, aber wohlauf, und jetzt werde ich es ihm einfach erklären, und dann sehen wir weiter.« Diese Worte habe ich in der letzten Stunde unablässig wie ein Mantra wiederholt, während ich darauf wartete, dass Gogos Praxis öffnet. Endlich ist es halb acht, sodass ich mich auf den Weg machen kann. »Ich bin deine echte Frau, Gogo«, sage ich wieder und wieder, während ich meine Wohnung verlasse und in meinen Wagen steige. »Wir haben vor zwei Stunden in Las Vegas geheiratet und du stehst unter einem Zauberbann.« Oh Gott. Ich hoffe, es funktioniert. Ich starte den Motor, schieße aus meiner Einfahrt und fahre zu Gogo, um zu sehen, was aus ihm geworden ist.
Rückblickend betrachtet schien mir alles so einfach, wissen Sie? Natürlich würde Gogo mir glauben und dann würden wir gemeinsam das ganze Chaos beseitigen. Wer auch immer seine Frau sein mochte, sie würde verstehen, dass Gogo und ich füreinander bestimmt waren. Als ich schließlich
Weitere Kostenlose Bücher