Träum ich?: Roman (German Edition)
ganz normal, muss aber unbedingt Ihren Mann finden.«
»Und warum denn das, um alles in der Welt?«, fragt sie und klingt jetzt wirklich sauer.
»Weil … weil…«
»Haben Sie etwa ein Verhältnis mit meinem Mann?«, fragt sie. »Hat er Ihnen erzählt, er sei Arzt?« Sie späht aus der Tür zu meinem Wagen. »Sitzen Ihre Kinder im Auto? Sind die Kinder von ihm?«
»Was?«, frage ich. »Nein. Ich habe gar keine Kinder. Ich hab Sie angelogen, weil ich unbedingt erfahren wollte, wo Gogo ist. Ehrlich gesagt hatten wir früher miteinander zu tun, und jetzt gibt es da etwas, das ich ihm sagen muss. Ich, äh, nun … Sie als Frau verstehen bestimmt, dass ich … nun, ich möchte eine Art Abschluss.«
Die Frau hält inne und klammert sich an die Tür.
»Sie hatten also keine Affäre mit meinem Mann? Das kann ich kaum glauben. Denn mein Mann und ich sind seit zwölf Jahren verheiratet. Wir haben einen Monat nach unserem Collegeabschluss geheiratet. Vielleicht sollten wir beide jetzt direkt zu Gogos Büro gehen und die Sache klären.«
»Direkt nach dem College?«, frage ich und weiche zurück, um irgendwie aus der Sache herauszukommen. »Wissen Sie was?«, sage ich und lache gekünstelt. »Ich glaube, ich habe doch den falschen Gogo Goldblatt erwischt, tja …« Ich lache noch einmal glockenhell. »Vielleicht sieht man sich ja noch mal.« Damit will ich mich davonstehlen.
»Warten Sie!«, hält sie mich auf. »Haben Sie heute Morgen in aller Herrgottsfrühe angerufen? Mein Mann war am Telefon, und Sie haben behauptet, er sei Ihr Mann?«
»Was?«, sage ich und versuche, überrascht zu wirken. »Nein, das war ich nicht. Ich schlafe zwölf Stunden pro Nacht, und zwar wie ein Stein. Vor zehn Uhr morgens telefoniere ich nie.«
»Doch, Sie waren es, ganz sicher«, unterbricht sie mich. »Ich hab ihm geglaubt, als er meinte, es sei irgendeine Verrückte gewesen. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Okay«, sage ich und weiche langsam Richtung Wagen zurück. »Es war nur ein schrecklicher Irrtum. Ganz eindeutig habe ich den falschen Gogo Goldblatt erwischt. Es tut mir leid, Ihre Zeit in Anspruch genommen zu haben, Mrs …«
»Rhonda Goldblatt«, sagt sie wütend. »Und wenn Sie die Sache mit meinem Mann klären wollen, dann finden Sie ihn bei Carverman Downspouts an der Ecke Vierundfünfzigste Straße und City Line Avenue. Allerdings wird die Sache bestimmt auch meinen Vater interessieren. Sie können ihn nicht verfehlen. Er ist der große, kräftige Kerl, der jeden Tag ins Fitnessstudio geht.«
»Nein«, wehre ich lächelnd ab und wedle beschwichtigend mit einer Hand, während ich nun schneller zu meinem Wagen gehe. »Das ist nicht nötig. Es war nur ein Missverständnis«, versichere ich ihr und drücke dabei unablässig meinen Türöffner, damit die Tür auch ganz sicher auf ist, wenn ich ankomme.
»Ach, übrigens«, ruft sie mir nach. »Wenn Sie schon unbe dingt einer Frau den Mann stehlen wollen, warum dann ausgerechnet meinen? Nehmen Sie sich doch einen, der ein bisschen besser aussieht und ein bisschen mehr hermacht.«
Dann knallt sie die Tür zu.
Ich starte den Motor, gebe Gas und verschwinde mit quietschenden Reifen.
Ein paar Blocks weiter fühle ich mich sicher genug, um an den Bordstein zu fahren und meinen Kopf aufs Lenkrad sinken zu lassen.
Wie komme ich bloß wieder aus diesem Schlamassel heraus? Wie soll ich meinen Mann überzeugen, dass er eigentlich mit mir verheiratet ist? Was habe ich getan? Was habe ich nur getan?
Die Uhr auf meinem Armaturenbrett zeigt, dass es halb elf ist. Ich weiß, ich müsste jetzt zum Best-Buy-Meeting, um irgendeine Werbekampagne zu präsentieren, aber das geht nicht. Ich muss zu Gogo. Ich muss mich vergewissern, dass es ihm gut geht. Ich weiß immer noch nicht, wie ich ihm alles erklären soll – geschweige denn, wie ich seine Frau von der Idee abbringen soll, er hätte eine Affäre.
»Ich fahre erst mal zu Gogo«, überlege ich laut. »Ich sehe nur nach, ob es ihm gut geht. Ich werde nur einen Blick auf ihn werfen, die Situation abschätzen, und wenn es der passen de Moment ist, werde ich ihm alles erklären.«
Gogos Büro ist ganz in der Nähe, daher dauert es nicht lange, bis ich auf einem der Parkplätze davor einschere. In meinem Kopf herrscht immer noch ein einziges Chaos, aber dann denke ich mir, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer werden kann. Vielleicht lässt Gogo sich jetzt scheiden und wir können zusammen sein, als Ehepaar … oder wieder
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