Träum ich?: Roman (German Edition)
auf dem Weg war, der Gogo zu werden, den du kennst. Dann reißt du den Rest des Buches heraus. Diese Stelle der Geschichte ist dein Ausgangspunkt. Verstehst du, was ich damit sagen will? Fang auf der letzten Seite an, wo er noch dein Gogo war.«
Ich verstehe nur Bahnhof. »Was soll ich denn machen: etwa eine Zeitmaschine bauen und in der Zeit zurückreisen?«
»Nein, du musst nicht wirklich in der Zeit zurückgehen, sondern ihm Fragen stellen und ihn dazu bringen, dir seine Lebensgeschichte zu erzählen. Du erinnerst dich doch noch, wie seine Lebensgeschichte in eurer Beziehung lautete?«
»Selbstverständlich.«
»Nun, durch diese Geschichte wurde er zu dem Mann, der er ist. Aber in dem Leben, das er jetzt lebt, muss es irgendwann einen Punkt gegeben haben, der eine andere Entwicklung verursacht hat. Verstehst du?«
»Ja, und dann finde ich die Stelle, wo sein Leben eine andere Richtung einschlug.«
»Genau.«
»Aber das wird nicht funktionieren.«
»Wieso nicht?«, fragt sie.
»Weil der Fluch ihn wieder treffen wird, wenn ich ihn daran erinnere, wie er früher war, und er sich wieder in mich verliebt. Und beim zweiten Mal könnte es noch schlimmer kommen!«
»Dann müssen wir dafür sorgen, dass der Fluch bis dahin aufgehoben ist. Wenn er sich wieder in dich verliebt, fängst du an, gemein zu ihm zu sein. Du wirst zickig, bis er dich nicht mehr leiden kann.«
»Aber bis dahin muss ich ihn daran erinnern, wie er früher ausgesehen hat. Ich muss ihm zeigen, wie der alte Gogo sein Leben gelebt hat.«
»Genau! Du hast doch gesagt, er sehe dünn und müde aus. Schick ihn in ein Fitnessstudio. Seine Kleider sind altmodisch und sehen aus, als kämen sie aus einem Billigladen? Dann kauf dem Kerl ein paar neue Klamotten.«
»Du hast absolut recht«, sage ich lächelnd und werde so langsam aufgeregt. Da fällt mir plötzlich etwas ein. »Nur …«
»Was denn?«, fragt sie.
»Wie zum Teufel soll ich es denn anstellen, dass er Zeit mit mir verbringt? Ich kann mich doch nicht einfach in seinem Leben breitmachen.«
»Ach ja«, sagt sie, mit einem Schlag ernüchtert. »Aber da überlegen wir uns was. Du bemühst deine grauen Zellen, genau wie ich, und wenn mir was einfällt, rufe ich dich an.«
»Dito.«
Wir legen gleichzeitig auf. Dann schnappe ich mir Papier und Stift.
Wie Gogo wieder Gogo wird
1.Fitnessstudio
2.Neue Klamotten
3.Videospiele
4.Rosenkohl
Ich bin nicht zufrieden mit der Liste, daher streiche ich alles durch und fang noch mal von vorne an.
1.Selbstvertrauen stärken
Genau in diesem Moment klingelt es an der Tür.
»Jonah«, sage ich entnervt, weil ich damit rechne, dass er vor der Tür steht. Irrtum – er steht nicht, er kniet.
»Jonah, was zum Teufel soll das?«
»Lily, du hast zwar gesagt, du seist bereits verheiratet, aber das war doch nur ein Trick. Ich hab die letzten zwei Tage deine Wohnung beobachtet und keinen Mann gesehen, daher bin ich ziemlich sicher, dass du es erfunden hast. Hör mal, ich weiß, du hast Angst. Ich hab auch Angst, aber zwischen uns läuft doch was. Ich glaube, wir sind füreinander bestimmt.« Er gräbt in seiner Jackentasche und holt eine kleine Samtschatulle hervor. »Lily, willst du …?«, setzt er an und öffnet die Schatulle.
» Nein! «, brülle ich, entreiße ihm den Ring und schmeiße ihn auf den Boden. »Sprich’s nicht aus!«, warne ich ihn mit gellender Stimme. »Nimm’s zurück! Nimm zurück, was du sagen wolltest, schnell!«
Wie vom Donner gerührt hockt Jonah da, immer noch auf einem Knie.
»Tut mir leid, Jonah, aber vertrau mir, es ist zu deinem eigenen Besten.«
»Wow, du weißt wirklich, wie man einen Typen fertigmacht«, sagt er, bückt sich und greift nach der Samtschatulle, die auf der Treppe gelandet ist.
»Tut mir ehrlich leid, aber bitte frag mich nie wieder, ob ich dich heiraten will. Ich flehe dich an.«
»Du bist ja noch gestörter, als ich dachte«, sagt er.
»Ja, ich bin vollkommen neben der Spur. Man sollte mich in eine Zwangsjacke stecken. Jonah, du musst jetzt damit aufhören.«
»Okay, dann sag mir nur eines: Bist du wirklich verheiratet? Gibt es wirklich einen anderen Mann in deinem Leben?«
» Ja! «, brülle ich. »Es gibt wirklich jemanden, mit dem ich zusammen bin.«
»Und wo ist er?«
»Er … er bewirbt sich um den Geschäftsführerposten der Sektion Nordost einer Firma für Entwässerungssysteme.«
»Für was?«
»Ist doch egal. Oder willst du etwa Entwässerungssysteme kaufen?«
»Hätte ich dann
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