Träum ich?: Roman (German Edition)
tauche ihn in die Köstlichkeit, doch als ich ihn in den Mund schiebe, schmecke ich rein gar nichts. Mich durchströmt immer noch Adrenalin, und ich bin unsicher, ob ich es ansprechen soll, warum wir hier sind. Da ich nicht weiß, ob ich je wieder mit Gogo an einem Tisch sitzen werde, lasse ich die Sache auf sich beruhen und verliere einfach kein weiteres Wort über die ganze Angelegenheit.
Gogo löffelt ebenfalls sein Eis und wir sitzen eine Weile einfach nur da und essen. Das ist nicht schlimm, weil ich mit meinen Gedanken ohnehin woanders bin.
Ich sitze hier mit Gogo zum Lunch, genau wie früher. Gleich muss er wieder in die Praxis, weil der kleine Elvis Berstein kommt. Seine Mutter meint, er habe eine Mandelentzündung. Ich habe die neue Werbekampagne für Waterman Schreibgeräte auf meinem Schreibtisch, der ich mich widmen werde, sobald ich den Kopf frei habe.
»Lecker«, bemerkt Gogo und nimmt einen weiteren Löffel von seinem Eis.
»Kann ja nur lecker sein«, erwidere ich lächelnd.
Gogo sagt gleich, dass er abends früh nach Hause kommt, und fragt, was wir zum Essen machen sollen. Mir ist nach Hähnchen. Dann wird es hin und her gehen, bis einer von uns nachgibt und sich bereiterklärt, unterwegs Brathähnchen zu kaufen.
»Geht es dir jetzt besser?«, fragt Gogo.
»Ja«, erkläre ich. »Das war eine gute Idee, danke.«
Ich würde alles dafür tun, jetzt auf dem Heimweg Brathähnchen holen zu können. Wie gerne würde ich in den Laden gehen, eines kaufen und dann Gogo anrufen, um ihn zu fragen, ob ich noch was mitbringen soll, wo ich schon mal da bin. Er würde Nein sagen, mich aber zehn Minuten später im Wagen anrufen und fragen, ob wir noch Orangensaft im Haus hätten, sodass ich noch mal zum Laden zurückmüsste.
Gogo nimmt seine Serviette und wischt sich etwas Schokosoße vom Mundwinkel. Mir fällt auf, dass er seinen Mund mit der gefalteten Serviette abwischt, so wie früher. Es mag eine Kleinigkeit sein, aber früher hat es Gogo immer geärgert, wenn ich meine Serviette zusammengeknüllt und mir damit den Mund abgewischt habe. Ganz besonders hasste er es, wenn ich das mit seiner Serviette machte. Beim Gedanken an diese Belanglosigkeit muss ich lächeln.
»Was ist?«, fragt er.
»Nichts«, sage ich.
Ich wünschte, ich könnte ihm von der Serviette, von diesem Detail unserer Beziehung erzählen, aber er würde es nicht verstehen. Es hat keinen Sinn, es zu erwähnen, obwohl ich es wirklich gerne tun würde. Ich wünschte, ich könnte ihm sagen, wie sehr ich es gehasst habe, dass er immer so ordentlich mit seiner Serviette umging.
Unsere Eisbecher sind schon halb aufgegessen und noch immer haben wir kaum etwas gesagt. Ich stelle mir vor, wie am Abend nach dem Essen dieser Moment kommt, an dem wir nicht wissen, was wir machen sollen. Gehen wir ins Bett und schlafen miteinander? Ist einer von uns zu müde dazu? Sehen wir uns einen Film an? Da es mein Tagtraum ist, gehen wir zusammen ins Bett und sehen uns danach einen Film an.
»Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«, fragt der Kellner, der an unseren Tisch getreten ist.
»Nein, danke, mir nicht«, sage ich, und der Kellner wendet sich an Gogo.
»Im Moment nicht, wir überlegen noch.«
Heute Abend werden wir zusammen schlafen, uns dann aneinanderschmiegen und irgendeinen Film ansehen, den wir schon hundertmal gesehen haben und der an diesem Abend zufällig im Fernsehen kommt.
»Bist du fertig?«, fragt Gogo.
»Ja«, antworte ich und greife nach meiner Tasche.
Und ich schmiege mich in seine Armbeuge und lege ein Bein über seins, während wir den Film sehen.
»Das war sehr interessant«, bemerkt er, als wir das Restaurant verlassen.
»Ja, wirklich«, erwidere ich. »Noch mal vielen Dank«, füge ich hinzu und halte ihm meine Hand hin.
Und dann schlafe ich in Gogos Armen ein. Vielleicht wache ich auf, wenn er sich bewegt, und rutsche auf meine Seite des Betts. Und Gogo geht noch mal ins Nebenzimmer und ruft bei den Bersteins an, um nachzufragen, wie es Elvis geht.
»Tja, dann viel Glück«, sagt er zu mir.
»Dir auch«, erwidere ich und setze mich in Bewegung.
Und dann wache ich irgendwann mitten in der Nacht auf. Ich sehe hinüber zu Gogo, der mit den Händen auf der Decke daliegt und schläft, und denke: »Ich liebe diesen Mann. Ich liebe ihn unglaublich.«
»Gogo«, rufe ich ihm nach, als er in die entgegengesetzte Richtung geht.
»Ja?«, fragt er.
»Nur eines noch«, rufe ich und renne zu ihm.
»Ja?«, sagt er lächelnd.
»Da du
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