Träum ich?: Roman (German Edition)
Montgomery Avenue. Als ich heute Morgen dort war, wurde es gerade angeliefert«, ruft Dolly traurig, als sie unseren Tisch erreicht. »Was machst du da unten, Schatz?«, fragt sie, gerade als ich meinen Mundinhalt verbuddele.
»Nichts«, sage ich, richte mich blitzschnell wieder auf und greife nach meiner Wasserflasche. »Sehr lieb von dir, Gram. Und wie lecker das aussieht!«, rufe ich und schiebe mein Hähnchensandwich beiseite.
»Sehr nett von Ihnen, Mrs Burns, aber Sie hätten sich nicht so viel Mühe machen müssen.«
»Mühe?«, ruft Dolly aus. »Was meinen Sie mit Mühe? Es war mir ein Vergnügen! Und hier sind Teller und Besteck für alle«, verkündet sie und fängt an, den Tisch zu decken. »Moment, ich hab auch noch Kartoffel- und Krautsalat, beide selbst gemacht. Ich hole sie rasch.« Sie macht auf dem Absatz kehrt und läuft wieder los.
Gogo und ich lachen leise, als wir das schöne Büfett vor uns betrachten.
»Sie wäre wirklich traurig, wenn niemand davon essen würde«, sage ich zu ihm. »Sie lebt für so was.«
»Hey, Männer«, ruft Gogo daraufhin. »Wir haben hier ein paar Rindfleischsandwiches.«
» Und frisches Brot! «, hören wir Dolly aus meinem Elternhaus brüllen.
»Und frisches Brot«, wiederholt Gogo schmunzelnd.
»Wir wurden leider eben unterbrochen. Du hast mir erzählt, wie du dich fühlst, wenn du an einem Gebäude mit Fallrohren von dir vorbeifährst.«
»Ach ja«, sagt er und wirkt verlegen. »Ist aber keine große Sache.«
»Doch, ist es«, widerspreche ich, nehme mir einen Teller und greife nach einem Sandwich. »Bitte, erzähl weiter.«
»Es ist einfach ein schönes Gefühl zu wissen, dass, wenn es mal wirklich lang und heftig regnet …«
»Hey, Gogo, darf ich mal?«, fragt einer der Männer, und Gogo rückt ein Stück beiseite. Sofort drängen sich noch weitere sechs Männer zwischen uns, und Gogo wartet, während sie sich um den Tisch scharen und nach Tellern und Sandwiches greifen.
»Du sagtest gerade, wenn du an einem deiner Fallrohre vorbeikommst und daran denkst, dass es mal heftig regnen könnte«, rufe ich über das Getümmel hinweg.
»Ist nicht so wichtig … Ich erzähle es dir ein andermal«, erwidert er und lässt mich in der Menge der kauenden Bauarbeiter stehen.
»Leckeres Sandwich«, sagt der Mann neben mir und streift mich mit dem Ellbogen. Es ist so wenig Platz vor dem Tisch, das man nicht mal essen kann, ohne jemanden anzustoßen.
»Stimmt«, erwidere ich, beiße ein Stück ab und streife ihn ebenfalls.
Zumindest glaube ich, dass es lecker ist, denn schmecken kann ich es nicht. Ich sehe nur Gogo, der mit einem Teller in der Hand zum Haus zurückgeht und die Fallrohre begutachtet. Er mustert sie von oben bis unten und beißt dann ein Stück von seinem Sandwich ab.
» Kartoffel- und Krautsalat! «, ruft Dolly, und die Männer johlen beifällig. Zwei von ihnen rennen zu ihr, nehmen ihr die Schüsseln ab und bringen sie zum Tisch.
Als ich mich erneut umdrehe, steht Gogo immer noch allein mit seinem Sandwich vor den Fallrohren.
Ich lege meines beiseite und gehe zu ihm. Da meine Absätze sich in die Erde bohren, bin ich etwas wacklig auf den Beinen, als Gogos Blick auf mich fällt.
»Erzähl doch weiter, wie es ist, wenn du an Häusern mit deinen Fallrohren vorbeifährst.«
»Das ist doch wirklich nicht so wichtig«, wehrt er verlegen ab. »Lassen wir das Thema.«
»Nein«, widerspreche ich. »Es interessiert mich wirklich.«
Gogo setzt sich auf den Boden und isst sein Sandwich. Wenn ich mich neben ihn setze, bekomme ich sicher einen riesigen Grasfleck am Po. Trotzdem gehe ich in die Hocke und nehme neben ihm Platz. Das ist schon die zweite Hose, die ich in diesem Monat wegwerfen kann.
»Ich fand es schon immer spannend, was Menschen antreibt. Ich möchte deine Meinung dazu hören«, sage ich zu ihm.
»Ich finde es einfach schön zu wissen, anderen helfen zu können. Selbst wenn es nur Fallrohre sind«, erklärt er.
Da! Genau das ist Gogo. Der alte Gogo. Unwillkürlich muss ich lächeln. Selbst als Fallrohrinstallateur hat er die Seele eines mitfühlenden Kinderarztes.
»Das ist so cool«, sage ich.
»Cool?«, fragt er, leicht überrascht.
»Nett, cool, was auch immer. Mir gefällt, dass du anderen helfen willst.«
Ich gehe zum Tisch zurück und will mir mein Sandwich wieder nehmen.
»Das ist meins, Lady«, sagt der Typ neben mir.
»Was ist denn mit meinem passiert?«, frage ich.
Er wirft einen Blick zu meinem Nebenmann auf der
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