Träum ich?: Roman (German Edition)
sagte: »Waffenstillstand?«
»Waffenstillstand.«
Damit hatte es sich.
Jetzt, auf dem Rasen, lächelt Gogo, als würden ihm unzählige Gedanken durch den Kopf gehen, unzählige Erinnerungen. Einfach großartig! Er erinnert sich an etwas. Langsam fällt ihm alles wieder ein. Das wird einfacher, als ich dachte!
»Die Sache mit dem Waffenstillstand muss ich auch mal bei Rhonda probieren«, sagt er. »Scheint mir eine gute Methode zu sein, einen Streit zu beenden.«
Die Seifenblase platzt.
»Tja, dann sehen wir uns wohl morgen«, entgegne ich nur und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, dass mir gerade der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
»Morgen um sieben«, sagt er und öffnet die Tür seines Lie ferwagens. »Ach, und zieh lieber Sportschuhe und eine alte Jeans an. Hier draußen kann es ziemlich schmutzig werden.«
»Ich werde daran denken«, sage ich, während er den Wagen anlässt.
Ich sehe zu, wie er losfährt, und kaum ist er um die Ecke gebogen, kicke ich mir die Pumps von den Füßen und humple zu Selmas und Dollys Haus zurück.
Vierzehn
T ag vier.
Poolsons Haus.
Ich könnte auch gehen. Seit vier Tagen stehe ich nun hier und löchere Gogo mit dummen Fragen zu seiner Arbeit, aber das Einzige, was ich zu hören kriege, sind einsilbige Antworten wie »Ja«, »Nein«oder bestenfalls »Fallrohre brauchen keinen Strom«.
Langsam kommen mir Zweifel an meinem Plan, aber Rose ermahnt mich ständig durchzuhalten: Nur so könne ich ihn weiter sehen und die Stelle in seinem Leben finden, wo er vom Kurs abkam – damit er sich wieder in mich verliebe.
Teil zwei des Plans, nämlich den neuen Gogo in den alten zurückzuverwandeln, klappt auch nicht so gut. Gestern bat ich Dolly, Gogos geliebten Rosenkohl mit Olivenöl und Balsamico zu machen. Als sie mit dem Tablett zu uns kam, steckte ich mir sofort einen in den Mund und stöhnte genießerisch, was ich sonst nur bei Pommes, Brathähnchen und Milchshakes tue.
»Die musst du probieren, Gogo«, sagte ich zu ihm, gerade als Raul, einer der Zimmerleute, bemerkte, wie lecker sie seien. Offen gestanden ähnelte Raul mehr dem alten Gogo als Gogo selbst!
»So knusprig und lecker«, sagt er in gebrochenem Englisch. »Hat sie Meersalz oder normales benutzt?«
»Meersalz«, bestätigte ich und nahm mir begeistert nickend einen zweiten Rosenkohl. »Du weißt nicht, was dir entgeht, Gogo.«
»Nein danke. Rosenkohl hab ich immer gehasst.«
Ehrlich gesagt bin ich weniger deprimiert als genervt. Vielleicht ist die Sache den Aufwand nicht wert. Wozu überhaupt die Mühe? Jedes Mal wenn ich davon träume, Gogo wirklich zurückzugewinnen, ihn tatsächlich wieder in meinen Armen zu halten und unser gemeinsames Leben fortzuführen, kommt mir unweigerlich die niederschmetternde Erkenntnis, dass ihm dann etwas zustoßen könnte. Wozu gebe ich mir also solche Mühe?
Weil ich ihn immer noch liebe.
Jeden Morgen, wenn er mit seinem niedlichen Lieferwagen mit dem Carverman-Downspouts-Logo angefahren kommt und mit seiner niedlichen Carverman-Downspouts-Arbeitskluft aussteigt, schmelze ich dahin. Er wirkt immer noch müde und unglücklich, aber das sehe ich schon gar nicht mehr. Ich sehe nur seine sagenhaft blauen Augen (auch wenn sie Tränensäcke haben) und finde es hinreißend, wenn er sich mit der Hand durch die Haare fährt (auch wenn er einen anderen Friseur und ein anderes Shampoo bräuchte, weil sie einfach nicht mehr so gut aussehen). Und dann weiß ich wieder: Sollte dies alles sein, was ich von ihm noch zu erwarten habe, so werde ich mich damit begnügen.
Meistens sitze ich aber einfach nur da, denke an unsere gemeinsame Vergangenheit und wünschte, es wäre alles wieder so. Manchmal frage ich mich, was wir jetzt wohl machen würden. Ich frage mich, ob es je wieder so sein wird wie früher. Unweigerlich werde ich dann traurig und gehe zu Gogo, um ihm dämliche Fragen zu stellen, weil es mich tröstet, einfach nur seine Stimme zu hören.
»Dieser Schlauch, den Maurilio da benutzt: Ist das ein normaler Schlauch oder ein Spezialschlauch für Fallrohre?«
»Ein normaler Schlauch«, sagt Gogo lachend.
Seitdem achte ich darauf, mir ganz dämliche Fragen zu verkneifen.
Aber nun, nach vier Tagen, komme ich mir schon albern vor, bloß weil ich hier stehe. Daher habe ich beschlossen, zu Dolly und Selma zu gehen und mich ein bisschen auszuruhen.
»Was ist los?«, fragt Dolly, als sie ins Haus kommt und mich auf dem Sofa liegen sieht. Sie zieht zwei Trolleys hinter
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