Träum ich?: Roman (German Edition)
anderen Seite.
»Ich dachte, das wäre meins«, sagt der betreten.
Also nehme ich mir ein anderes Sandwich vom Teller und beiße hinein.
Aber auf einmal bin ich satt.
Seit der Mittagspause sind einige Stunden vergangen und vor lauter Langeweile könnte ich die Wände hochgehen. Zumindest hätte ich dann was zu tun.
Allerdings ist das Haus der Fishbounds fast fertig. Morgen kommt das der Rindchecks an die Reihe. Dann kann ich wenigstens ein anderes Haus angucken.
Seit dem Mittagessen ist Dolly noch zweimal gekommen – einmal mit Limonade (ja, aus selbst gepressten Zitronen) und vor einer Stunde mit hellen und dunklen Brownies. »Normalerweise backe ich nicht, aber ich weiß, dass man nachmittags was Süßes braucht.« Selma ist auf dem Weg zum Fitnessstudio an uns vorbeigejoggt. Mein Höhepunkt des Tages bestand darin, mich darauf zu freuen, sie auf dem Rückweg wiederzusehen.
Gogo hat sich nicht von mir stören lassen. Er nimmt seine Arbeit so ernst wie früher als Arzt. Allerdings war er nie so angespannt. Natürlich machte er sich Sorgen, wenn ein Kind wirklich schlimm krank war, aber das war was anderes. Als Arzt war es reine Sorge um den Patienten. Jetzt ist es Sorge vermischt mit Stress. Als ich ihn fragte, ob die Farbe auf dem Fallrohr auch wirklich zur Farbe des Hauses passe, dachte ich, er würde mich für immer von der Baustelle verjagen.
»Wir haben die Farbe dreimal überprüft«, erklärte er verärgert.
Offen gestanden hatte ich nur gefragt, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Es war eindeutig dieselbe Farbe wie auf dem Haus. Ich hatte mir nichts weiter dabei gedacht.
»Vier Uhr«, ruft Gogo plötzlich. »Das war’s für heute, Leute!«
Aufs Stichwort lassen die Männer alles stehen und liegen und gehen zu ihren Wagen.
»Ein toller Tag«, sage ich strahlend, als Gogo auf mich zukommt.
»Ja, es sieht ziemlich gut aus«, erwidert er, dreht sich um und blickt zum Haus.
»Ich muss immer noch daran denken, was du eben gesagt hast«, setze ich an. »Du weißt schon, was du fühlst, wenn du an einer deiner ehemaligen Baustellen vorbeifährst.«
»Hm-hm«, nickt er und senkt den Blick.
»Mir geht es ähnlich, wenn ich einen meiner Spots im Fernsehen sehe. Dann sage ich mir: ›Jemand lacht darüber‹ oder ›Vielleicht hat gerade jemand Kopfschmerzen, und meine Werbung für Excedrin erinnert ihn daran, dass es ein Mittel dagegen gibt‹.«
Gogo sieht mich an, als wäre ich verrückt, aber ich brabble munter weiter.
»Klar, manche Menschen werden bei der Werbepause aufs Klo gehen oder bei Aufzeichnungen vorspulen, aber es besteht immer noch die Chance, dass ich jemandem mit meiner Werbung helfen konnte. Keine Ahnung, vielleicht rede ich mir das nur ein …«
»Möglich«, sagt er achselzuckend, »ich will ja nicht schmälern, was du tust, aber ich finde Werbung ziemlich unwichtig.«
»Unwichtig?«, wiederhole ich und rege mich stärker auf, als ich es normalerweise täte. »Hey, hast du schon mal davon gehört, dass Werbung unsere Wirtschaft ankurbelt?«
»So willst du anderen Menschen helfen?«, gibt er zurück. »Du willst ihnen ihr Geld aus der Tasche ziehen?«
Jetzt bin ich echt sauer. Was ist bloß mit diesem Typen los?
»Hey, tut mir leid, wenn dir meine Arbeit nicht gefällt. Ich finde Fallrohre auch nicht gerade lebenswichtig.«
»Ach ja?«, kontert er. »Weißt du, was passiert, wenn ein Haus keine Fallrohre hat und ein richtiges Unwetter kommt?«
»Wie sollen die Leute denn diese Fallrohre bezahlen, wenn sie kein Geld haben?«
»Wieso haben sie kein Geld?«, fragt er, während ich ihn anfunkle.
»Wenn die Leute nichts kaufen, schließen die Geschäfte, und dann verlieren die Leute ihre Arbeitsplätze und haben kein Geld, um Fallrohre zu kaufen.«
»Aber wenn sie keine kaufen, gehen ihre Häuser kaputt.«
»Wenn sie keinen Beitrag zur Wirtschaft leisten, haben sie auch kein Geld, um Fallrohre zu kaufen. Geschweige denn Häuser.«
Wir geraten uns in die Haare. Ich bin mit meinem Gesicht ganz dicht vor seinem und lege eine Begeisterung für Werbung an den Tag, die ich offen gestanden sonst nicht aufbringe.
»Wie führst du dich eigentlich auf?«, frage ich wütend. »Bist du immer so unhöflich zu deinen Kunden?«
Gogo holt tief Luft. Ich trete einen Schritt zurück und sehe ihn an. Am liebsten würde ich sagen: »Was soll dieser blöde Streit überhaupt?«, aber ich lasse es. Wir stehen nur da und starren uns an.
»Wahrscheinlich bin ich nervös, weil ich alles richtig
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