Träum ich?: Roman (German Edition)
erkläre ich. »Sie weiß, dass du dich in mich verliebt hast.«
»Wer sagt das?«, fragt er.
»Ich«, antworte ich.
»Und woher willst du das wissen?«
»Weil ich das schon mal erlebt habe. Ich weiß, wie es sich anfühlt, von dir geliebt zu werden. Ich erkenne es an deinem Blick, an der Art, wie du mit mir sprichst. Ich sehe es daran, wie du den Kopf hältst. Gogo, ich merke, wie du mich anlächelst, und dieses Lächeln kenne ich besser als mich selbst. Es ist ein warmes, einladendes Lächeln, das mir zeigt: Ich werde geliebt. Es zeigt mir: Es ist alles in Ordnung, weil ein wunderbarer Mensch wie du mich liebt.«
Er steht auf. »Hör mal, Lily. Ich will nicht leugnen, dass ich etwas für dich empfinde. Ich leugne auch nicht, dass ich jede einzelne Minute, in der wir nicht zusammen sind, an dich denke.«
»Ich wusste, dass du mich liebst«, sage ich strahlend. »Ich wusste es einfach!«
»Aber das heißt noch lange nicht, dass ich einfach mit dir durchbrenne. Ich kann doch nicht meine Frau und mein ungeborenes Kind im Stich lassen und einfach ein neues Leben anfangen. Ich habe Rhonda vor langer Zeit ein Versprechen gegeben und deswegen eine Menge geopfert. Das werde ich nicht aufgeben.«
»Obwohl du sie nicht liebst?«, frage ich.
»Aber ich liebe Rhonda«, erklärt er. »Wir haben uns ein gemeinsames Leben aufgebaut.«
»Aber liebst du sie?«
»Wir sind schon so lange verheiratet«, sagt er. »Da ist es … Ach, ich will mit dir nicht über die Beziehung mit meiner Frau sprechen. Wenn man so lange verheiratet ist wie wir und so viel durchgemacht hat, dann verliert sich die Liebe irgendwann.«
»Eben nicht!«, widerspreche ich. »Sie verliert sich nicht, wenn du mit der Richtigen zusammen bist.«
»Was soll ich also deiner Meinung nach tun?«, fragt er und setzt sich wieder. »Soll ich zugeben, dass ich in dich verliebt bin? Soll ich dir sagen, dass ich am liebsten meine Frau und mein jetziges Leben aufgeben würde? Soll ich dir gestehen, wie weh es tut, nicht mit dir zusammen zu sein? Dass mich der Gedanke fast umbringt, dass mir eine fremde Frau das Gefühl gibt, der zu sein, der ich wirklich sein möchte? Wenn dieser Fluch, von dem du ständig redest und der mir angeblich mein Leben versaut hat, wirklich existiert, dann kann er nicht gebrochen werden. Wenn du tatsächlich meinst, du seist verflucht, dann trage aber ich die Hauptlast dieses Fluchs. Das Beste daran ist noch, dass wir endlich ein Kind bekommen. Ein Kind! Nach so vielen mühsamen, schmerzhaften Versuchen, nach so vielen abgebrochenen Schwangerschaften. Ein Kind in meinem wirklich nicht besonders glücklichen Leben ist zumindest etwas, worauf ich mich freuen kann. Diese Hoffnung will ich nicht aufgeben.«
Das sitzt. Jetzt weiß ich, dass ich Gogo niemals zurückbekommen werde, ganz gleich, was ich tue. Wer weiß, was passieren würde, wenn Gogo mir zuliebe Rhonda verließe? Wir mögen uns in einer anderen Dimension befinden, aber sie ist immer noch ziemlich real. Wenn ich Rhonda den Mann wegnähme, würde ich das Gleiche machen wie Astrid. Und das kann ich nicht. Jetzt weiß ich, dass ich nie mehr mit ihm zusammen sein kann.
»Lily«, sagt er sanft. »Ich … lie…«
»Sprich’s nicht aus«, unterbreche ich ihn. »Sag nicht, was du sagen wolltest.«
»Aber ich möchte es«, widerspricht er.
»Bitte nicht.« Ich stehe auf. Mir kommen die Tränen. »Du hast recht. Es ist alles meine Schuld. Ich habe versucht, es zu ändern. Ich wollte es aufhalten, aber ich weiß jetzt, dass ich nichts mehr tun kann. Ich möchte nicht, dass dir noch mehr zustößt«, erkläre ich. »Ich war egoistisch. Ich habe alles getan, um dich zurückzugewinnen, aber letzten Endes kann ich es einfach nicht … Ich kann diesen Fluch nicht brechen.«
»Ich glaube dir«, sagt er zu mir. »So seltsam es klingt: Ich glaube dir, wenn du sagst, es gäbe einen Fluch.«
»Wirklich?«, frage ich.
»Ich habe nach einer anderen Erklärung für die Ereignisse der letzten Zeit gesucht. Ich hab mich gefragt, wieso eine schöne Frau wie du, die ziemlich viel Realitätssinn zu haben scheint, solche Anstrengungen unternimmt, um mich von meinen eigenen Stärken zu überzeugen. Ich muss dir etwas gestehen.«
Ich setze mich wieder und sehe ihn an.
»Weißt du noch, wie du mich zum ersten Mal angerufen hast? Als du mitten in der Nacht gefragt hast, ob es mir gut gehe? Ich weiß nicht warum, aber irgendwoher kannte ich deine Stimme. Ich konnte sie aber nicht zuordnen. Deine
Weitere Kostenlose Bücher