Träum ich?: Roman (German Edition)
Taschentuch gegeben. Welcher Typ trägt schon Taschentücher bei sich?«
»Gogo«, sagen wir beide gleichzeitig.
»Als ich Gogo von Zach erzählte, wurde mir klar, dass mir das nie wieder passieren sollte. Ich bin niemand, den man einfach so fallen lässt. Ich wollte mit jemandem zusammen sein, der sich ganz sicher niemals von mir trennen würde. Gogo war einfach zu nett und ganz leicht rumzukriegen. Ich wusste hundertprozentig, er würde mich niemals verlassen.«
»Also haben Sie sich an Gogo rangemacht?«
»Ich hab ihn verführt, dass ihm Hören und Sehen verging.«
»Und was war mit Debby?«
»Ach, die hasste mich. Hasst mich bis heute noch, schätze ich. Ich wurde aus der Kappa-Kappa-Lambda-Verbindung ausgeschlossen und durfte keine Versammlung mehr besuchen. Alle waren auf Debbys Seite. Und wenn schon! Ich hatte den Typen, oder?«
»Also haben Sie Gogos Gutmütigkeit ausgenutzt, damit er Sie direkt nach dem College heiratet? Sie haben ihm seinen Traum genommen, Arzt zu werden?«
»So krass würde ich es nicht ausdrücken«, protestiert sie.
»Ich aber«, erwidere ich.
»Ist ja jetzt auch egal.« Sie verschränkt die Arme.
»Das alles haben Sie nur getan, um nie mehr verlassen zu werden? So schwach sind Sie? Gogo durfte keinen Rosenkohl oder anderes Gemüse mehr essen, damit er unattraktiv für andere Frauen wird?«
»Er sieht doch immer noch ganz gut aus«, entgegnet sie.
Ich schüttele den Kopf. »Dann haben Sie genau das Gleiche wie Astrid getan. Sie haben aus Selbstsucht einer anderen den Mann weggeschnappt. Oder etwa nicht?«
»Wer ist Astrid?«, fragt sie.
»Das ist jetzt unwichtig«, sage ich. »Okay, ich geb’s auf«, sage ich und werfe kapitulierend die Hände in die Höhe. »Sie haben gewonnen.«
»Dann hört auch dieser Unsinn auf, dass Sie in Gogo verliebt sind und meinen, eigentlich wäre er Ihr Mann? Ihnen ist klar, dass er niemals seine schwangere Frau verlassen würde, ganz gleich wie toll Sie für ihn und sein Ego sind? Er bleibt für immer bei mir, und damit basta?«
»Genau«, nicke ich. »Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen den Mann wegnehmen und hatte die gleichen Motive wie Sie. Er ist einfach zu anständig, um Sie im Stich zu lassen. So etwas würde er nie tun. Es tut mir leid, dass ich zu Ihnen gesagt habe, er sei eigentlich mein Mann. Es tut mir leid, dass ich Gogo überhaupt kennengelernt habe.«
»Ich hab mir schon gedacht, dass Sie es wie ich sehen würden«, sagt sie und lächelt triumphierend.
»Nun«, verkünde ich, stehe auf und gehe zur Tür, »ich verschwinde jetzt aus Ihrem Leben und verspreche, Gogo nie wieder zu belästigen.«
»Ich weiß das zu schätzen, Lily. Und glauben Sie mir, es gibt noch andere Fische im Teich. Sie sehen ja ganz gut aus. Also werden Sie sicher bald einen anderen ganz netten Fang machen.«
»Vielen Dank«, sage ich, kurz vor der Haustür.
Sie fragt: »Waffenstillstand?«, und hält mir die Hand hin.
»Wie?«, frage ich zurück.
Rhonda lacht. »Oh, das sagt Gogo immer, um einen Streit zu beenden. Ich schätze, ich habe es übernommen.«
»Waffenstillstand«, sage ich und nehme ihre Hand.
Neunzehn
V or lauter Aufregung zittere ich. Ich kann kaum den Wagen schlüssel im Zündschloss drehen. Als es schließlich klappt, gebe ich Gas und fahre mit quietschenden Reifen los. Denn ich weiß, wenn ich zurückkomme, wird dieses Haus wieder meins sein.
Ich schnappe mir mein Handy und rufe Rose an.
»Hey«, sage ich, noch bevor sie mich begrüßen kann. »Ist Gogo bei dir?«
»Nein«, antwortet sie. »Ich hab schon versucht, dich zu erreichen. Zehn Nachrichten hab ich auf deiner Mailbox hinterlassen! Gogo hat angerufen und erklärt, er könne das Projekt nicht betreuen. Er würde sich eine Auszeit nehmen, aus per sönlichen Gründen. Was zum Teufel ist da los, Lily? Jetzt leitet dieser Brad die Baustelle, und der ist ein richtiges Arschloch!«
»Ich weiß, aber ich suche Gogo jetzt. Du hattest recht, Lily. Mit allem. Dieses Leben, seine Frau, das alles existiert gar nicht. Du hattest die ganze Zeit recht!«
»Was ist passiert?«, fragt sie.
»Das erklär ich dir später, ich muss mich aufs Fahren konzentrieren und Gogo finden, obwohl ich nicht weiß, wo er sein könnte. Rhonda ist schwanger.«
»Sie ist was ?«
»Das ist natürlich gelogen, garantiert. Ich weiß, dass sie das nur behauptet. Ganz sicher. Er muss noch irgendwo in Philadelphia sein, weil er sie sicher nicht lange allein lassen würde, wenn er denkt, sie wäre
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