Träum ich?: Roman (German Edition)
er.
»Könntest du vielleicht die Kaution für mich stellen? Dann erklär ich dir alles. Ich bin …« Ich wende mich an einen der Beamten. »Wo bringen Sie mich hin?«
»Auf die Wache vom neunten Distrikt«, sagt er.
»Auf der Wache vom neunten Distrikt. Vielleicht kennst du auch einen Anwalt«, füge ich hinzu, doch da schieben mich die Cops schon in den Wagen und schlagen die Tür hinter mir zu.
»Wissen Sie eigentlich, wie viele Verkehrsregeln Sie gebrochen haben?«, fragt einer der Beamten, als er auf dem Vordersitz Platz nimmt und sich zu mir umdreht.
»Ja«, erkläre ich lächelnd. »Aber das ist mir egal. Ist mir ganz egal«, wiederhole ich ruhig, hole tief Luft und lehne meinen Kopf an die Rücksitzlehne.
»Verstehe, Sie sind durchgeknallt«, meint er gelassen.
»So ist es«, bestätige ich lächelnd. »Und ich fühl mich großartig.«
Zwanzig
» V erdammt, ich muss auch verflucht sein«, erklärt Charity, eine Prostituierte in einem kurzen Pailettenminirock, und rückt sich den BH zurecht. »So wie mich einige Männer im Laufe der Jahre behandelt haben? Man geht doch nicht aus purer Nettigkeit auf die Straße.«
»Allerdings«, bestätigt Trinket, eine andere Prostituierte mit zu viel Make-up. »Wie erfährt man, ob man verflucht ist?«, fragt sie dann.
»Frag deine Mutter.«
»Muss ich gar nicht«, mischt sich Charity wieder ein. »Die hat meinen Vater geheiratet. Das kann nur ein Fluch sein.«
»Burns, Ihre Kaution wurde gestellt«, meldet eine Wächterin, die zu unserer Zelle gekommen ist.
»Er hat die Kaution für dich gestellt? Muss ein guter Mann sein«, erklärt Charity. »Um den lohnt es sich zu kämpfen.«
»Ich weiß«, antworte ich. »War nett, euch kennenzulernen«, sage ich und gebe ihr die Hand.
»Fand ich auch«, erwidert sie.
»Hat Gogo einen Bruder?«, fragt Trinket lachend. »Der wäre selbst mit Fluch noch besser als die Typen, die ich bis jetzt hatte.«
Ich umarme die Mädels, dann schließt die Wächterin die Tür für mich auf.
»Wir sehen uns«, verabschiede ich mich.
»Brich den Fluch, Lily!«, ruft Charity.
»Du schaffst das, Lily«, ergänzt Trinket.
»Ganz bestimmt«, sage ich strahlend, verlasse die Zelle und gehe in den Empfangsraum der Wache.
Dort wartet Gogo auf mich.
»Danke, dass du mich rausgeholt hast«, sage ich. »Ich zahl’s dir zurück.«
»Nicht nötig«, erklärt er, als wir die Polizeistation verlassen. »Was zum Teufel ist in dich gefahren? Ich wollte Selma und Dolly anrufen, hab’s aber gelassen, weil ich sie nicht beunruhigen wollte.«
»Danke, dass du sie nicht angerufen hast«, sage ich und frage mich, was sie wohl tun würden, wenn sie wüssten, dass ich immer noch nicht lockerlasse.
»Also, was zum Teufel ist in dich gefahren?«
»Ach, Gogo«, sage ich und gehe mit ihm die Vortreppe hinunter. Auf der letzten Stufe bleibe ich stehen und trete einen Schritt beiseite.
»Komm, setzen wir uns einen Moment«, bitte ich ihn.
Gogo setzt sich neben mich.
»Gogo«, fange ich an, »ich war bei dir zu Hause. Ich hab mit Rhonda geredet.«
»Oh«, sagt er und atmet geräuschvoll aus.
»Sie hat mir alles erzählt.«
»Was denn alles?«, fragt er.
»Sie hat mir erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt. Und wie sie dich vom Medizinstudium abgehalten und dazu gebracht hat, sie zu heiraten. Sie hat mir einfach alles erzählt.«
»Ich würde nicht sagen, dass sie mich vom Medizinstudium abgehalten hat«, widerspricht er leicht gekränkt.
»Ich schon«, entgegne ich. »Gogo«, fahre ich fort, »die Sache ist die – du musst mir jetzt glauben, denn es ist mein voller Ernst. Nichts von alledem ist real: weder dass du mit Rhonda verheiratet bist, noch dass du für ihren Vater Fallrohre verkaufst. Du musst mir einfach glauben. In einem anderen Leben, einer anderen Dimension deines Lebens, wurde Rhonda nicht von deinem Zimmergenossen verlassen, sondern du von Rhonda! Genau da hat der Fluch dafür gesorgt, dass dein Leben aus der Spur lief. Da gewann er Macht über dein Leben und deine Zukunft. Deine ganzen Träume gingen den Bach runter. Du bist nicht Arzt geworden und hast mich nicht getroffen. Du musst mir einfach glauben, Gogo, bitte.«
»Lily«, unterbricht er mich. »Rhonda ist schwanger.«
»Das behauptet sie, aber bist du dir da sicher?«, frage ich.
»Was soll das heißen?«, fragt er zurück.
»Hast du das Testergebnis gesehen? Bist du dir hundertprozentig sicher?«
»Wieso sollte sie lügen?«
»Weil sie die Wahrheit kennt«,
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