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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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erlauben, daß unser letzter gemeinsamer Flug auf dieser Route ein reiner Horrortrip war? Du warst die ganze Zeit geistig weggetreten.«
    Er öffnete die Außentür, und der scharfe Aprilwind blies herein, machte den warmen Sonnenschein auf den Bermudas zur fernen Erinnerung. Jen geleitete die Passagiere über die Gangway und das Rollfeld.
    Der Raum der Zollabfertigung war hell, karg und leer, bis auf die müden, gelangweilten Männer hinter dem Schreibtisch. Sie warfen kaum einen Blick auf das Gepäck der Crew und winkten sie weiter. Jen gab ein leeres Formular ab, trat einen Schritt zurück, zog sich umständlich den Mantel an, setzte den Hut auf und verzögerte ihren Abgang auf jede mögliche Weise.
    Hastings war der erste Passagier, der abgefertigt wurde.
    Der Zollbeamte machte seinen Koffer auf, inspizierte den Inhalt oberflächlich und schloß ihn wieder.
    Andrew Clinton kam als nächster. Ein Seitenblick streifte Jen, dann lächelte er den Zollbeamten an.
    »Ich habe nur einmal Wäsche zum Wechseln und mein Rasierzeug dabei. Ich wurde wegen einer Erkrankung zurückgerufen. Mein Gepäck wird nachgeschickt.«
    Der Inspektor öffnete den Reißverschluß und leerte die Tasche. Ein Rasierapparat landete auf dem Tisch, gefolgt von einer Zeitschrift. Jen starrte auf das Magazin. Clinton deckte es mit einer nonchalanten Handbewegung zu. Jetzt mußte sie in Aktion treten.
    »Warum erwähnen Sie den Diamantring in Ihrem Mantelfutter mit keinem Wort, Mr. Clinton?« fragte sie.
    Er fuhr herum, sein Gesicht war feuerrot. »Was für ein Diamantring?«
    Der Zollinspektor sah gar nicht mehr gelangweilt drein.
    Er fixierte Clinton scharf, dann Jen. Sie blickte ihn offen an. »Ich habe Mr. Clinton diese Zeitschrift geliehen«, erklärte sie. »Von denen, die wir an Bord hatten, interessierte ihn keine. Als ich sie mir zurückholen wollte, sah ich ihn einen Diamantring betrachten. Ich wußte, daß er ihn nicht deklariert hatte, und beobachtete, wie er mit seinem Rasierer ein Loch in die Tasche seines Regenmantels schlitzte und den Ring ins Futter steckte.«
    Clinton hatte die Hand von der Zeitschrift genommen.
    Jen schnappte sie sich, während die Zollbeamten ihn in Schach hielten. Sie machte kehrt und stürzte hinaus, als sie einen sagen hörte: »Sachte, Junge, lassen Sie Ihre Wut nicht an dem Mädchen aus. Sie müßten doch eigentlich wissen, daß es nichts bringt, wenn man den Zoll zu betrügen versucht.«
    Der Fahrstuhl im Globe-Gebäude hielt im fünften Stock.
    Jen stieg aus und wurde an den Schultern gepackt. Ein Mann mit eisengrauem Haar und rotem, angstgequältem Gesicht musterte sie. »Haben Sie die Liste?«
    Sie nickte schwach. Er ließ die Hände sinken und ergriff die Zeitschrift, die sie ihm hinhielt. »Gott sei Dank. Dick ist am Telefon. Seit einer halben Stunde blockiert er die Leitung, krank vor Sorge. Es steht fest, daß man Ihnen gefolgt ist, sagte er. Hatten Sie Schwierigkeiten?«
    »Ist Dick noch am Apparat?« fragte Jen.
    Er zeigte auf ein Telefon, dessen Hörer auf dem Schreibtisch lag. »Da drüben.« Er sauste inzwischen zu einem Botenjungen. »Sag Charlie, die beiden ersten Seiten werden neu gesetzt!«
    Jen nahm schwach den Hörer auf, flüsterte Dicks Namen. Von weit her antwortete seine Stimme: »Jen, Darling, in meinem ganzen Leben hab’ ich noch nie solche Angst ausgestanden. Bist du in Ordnung?«
    »Es war ziemlich schlimm, aber alles ist gut ausgegangen, Dick. Ich hab’ deinem Chefredakteur die Listen gegeben.«
    Über ein paar tausend Kilometer hinweg hörte sie ihn tief aufseufzen. »Darling, steck den Ring jetzt gleich an«, sagte er. »Du kriegst keinen formellen Heiratsantrag und keine Chance, ihn zurückzugeben.«
    Der Ring – ein blau-weißes Funkeln. Jen spürte heiße Tränen auf den Wangen. »Dick, ich hab’ den Ring verloren. Es war die einzige Möglichkeit. Entweder die Listen oder das.«
    Der Hörer wurde ihr aus der Hand genommen. Der Chefredakteur sprach in die Muschel.
    »Spring in die nächste Maschine, Dick. Wir gehen dann alle zusammen einen neuen kaufen.«

    Schönheitswettbewerb im
    Buckingham-Palast
    Sir Winston saß geduldig auf der Sonnenterrasse seiner Villa an der Riviera und wartete, daß der ehrerbietige Reporter ihm vis-à-vis beginnen würde, ihn über den soeben erschienenen sechsten Band seiner Memoiren zu befragen, der die letzten vierzig Jahre des 20. Jahrhunderts umfaßte.
    Ihm war ein wenig kalt, und er drehte am Knopf seines Sessels, wodurch die

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