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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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stattlichen Reihe ihrer Titel einen weiteren hinzuzufügen – »schönste First Lady der Welt«.
    Natürlich trat sie gegen so beachtliche Konkurrentinnen an wie Gracia Patricia von Monaco, Jackie aus den Kolonien, Sirikit von Thailand, Farah Diba aus dem Iran und Fabiola von Belgien. Aber andererseits hatte sie einen weiten Weg zurückgelegt von jener eingeschüchterten Braut, die ihre ausladenden Formen irgendwie in das brave lavendelblaue Reisekostüm zwängen mußte, eine Kreation von Norman Hartnell. Der liebe Norman. Er muß nicht ganz bei Sinnen gewesen sein, als er diese Farbe vorschlug, sie hatte keineswegs wie die Erbin des Empire ausgesehen, sondern wie das ramponierte Empire selbst.
    Sie warf einen raschen Blick auf die erste Reihe, wo die bedeutendsten Würdenträger placiert waren. Philip lächelte. Seine Augen hatten einen zufriedenen Ausdruck, also mußte sie optimal aussehen. Sie hatte ihm beinahe verziehen, wie er sie an jenem Tag, kurz nach der Geburt von Charles, so merkwürdig gemustert und dann gesagt hatte: »Meine Liebe, bald kannst du mit deiner Mummy die Kleider tauschen.« Selbstverständlich hatte sie es ihm heimgezahlt und auf seinen Kommentar über ihre dahinschwindende Taille gekontert: »Um so besser paßt sie zu deinem Haaransatz, mein Schatz.« Es hatte ihm jedenfalls nichts ausgemacht. Wirklich nett zu spüren, daß er stolz auf sie war.
    »Du bist eine ganz tolle Queen, Liebling, wahrscheinlich, weil du solchen Spaß daran hast.« Nun, das war ihre Sache, daran gab’s nichts zu rütteln.
    Aufregung und Bewunderung flauten ab, das Publikum wartete atemlos auf die nächste Teilnehmerin. Die anwesenden Engländer betrachteten den Wettbewerb selbstverständlich bereits als beendet. Elizabeth hatte sich selbst übertroffen. Es waren nicht nur diese unwahrscheinlich blauen Augen, der makellose Teint, das glänzende Haar. Die Frau besaß Präsenz – Ausstrahlung, nicht wahr. Zur Königin ist man eben geboren …
    Sir Winston sah im Programm nach, bevor er die nächste Teilnehmerin ankündigte. Nicht, daß er das nötig hatte.
    Meine Güte, das war eine heiße Diskussion gewesen, als sie die Reihenfolge zu bestimmen versuchten. Zum Glück hatte Attlee dann den Vorschlag gemacht, daß Elizabeth als Gastgeberin den Anfang bilden sollte, während die anderen je nach Dauer ihrer Regierungszeit placiert wurden. Keine heikle Altersfrage, und die Queen stand an der Spitze, wie es sich gehörte. Attlee als Friedenstaube, wer hätte das gedacht …
    »Ihre Majestät, Königin Sirikit von Thailand«, verkündete er, wobei es ihm gelang, seiner Stimme etwas von dem volltönenden, metallischen Timbre aus Kriegszeiten zu verleihen.
    Atemlose Bewunderung breitete sich aus, als die schlanke Sirikit den Saal betrat. Sie trug ein Brokatkleid –
    orientalisch schillernde Farbenpracht, gerade geschnitten, der Rock, vorne geschlitzt, zeigte Fesseln, die einer Revuetänzerin ebenso angestanden hätten wie einer Königin. Ihr tiefschwarzes Haar war zu einem lockeren Aufbau hochgesteckt. Ihre gleichmäßigen weißen Zähne blitzten, als sie den Anwesenden liebenswürdig zulächelte.
    Sie schritt langsam durch den Saal und aufs Podium, achtete darauf, nicht zu nahe neben Elizabeth zu stehen.
    Wenn sie doch bloß gewinnen könnte … Diese Abendländer mit ihren schrecklichen Vorstellungen von Thailand – das alles hatte nur dieses Buch bewirkt, Anna und der König von Siam. Auf dem Flugplatz hatte sie doch tatsächlich eine Bemerkung aufgeschnappt: »Halten Sie es bei einer solchen Königin für möglich, daß der König sich auch noch einen Harem leistet?« Einen Harem, ausgerechnet! Ihr lieber Bhumibol. Dabei wußte alle Welt, daß er sich höchstens dann für eine andere Frau begeisterte, wenn sie halbwegs Saxophon spielen oder wenigstens Waldhorn blasen konnte.

    Doch alles in allem war das ihr Jahr gewesen – auf der Liste der bestangezogenen Frauen zu stehen, und wenn sie jetzt diesen Wettbewerb gewann, würden die Menschen Thailand bestimmt ernst nehmen. Und das nicht nur wegen dieses verdammten Silberschmucks, den sie auf Bhumis Bitten ständig tragen sollte, zu Werbezwecken.
    Aufgeregte Kommentare wurden ausgetauscht zwischen denen, die zu flüstern wagten. Das läßt sich doch unmöglich vergleichen, sagten sie. Als habe man die Wahl zwischen Schneeweißchen und Rosenrot. Es ging nicht um mehr oder weniger schön – es ging um einen Typ. Die Schiedsrichter waren zu bedauern, wenn die anderen auch

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