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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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furchtbar nett«, stotterte sie. »Ich bin ein Tolpatsch. Bitte lassen Sie das nicht die Fluggesellschaft entgelten.«
    Auf dem Weg nach vorn begann sie die leeren Tabletts einzusammeln. Die Erleichterung, den Dieb der Unterlagen ausfindig gemacht zu haben, verflog, als ihr klar wurde, daß sie das Schlimmste noch vor sich hatte: sie zurückzubekommen. Die Zeitschrift mußte in der kleinen Tasche im Gepäcknetz über Clintons Sitz sein.
    Mechanisch deponierte sie die Tabletts in der Küche und ging den nächsten Schub holen. Wenn Clinton sich sicher fühlte, könnte sie ihn vielleicht überrumpeln. Aber wie?
    Dick wüßte bestimmt einen Weg.
    Dick – schon der Gedanke an seinen Namen war ein Lichtblick, brachte Trost. »In ein paar Tagen mache ich dir einen förmlichen Antrag«, hatte er gesagt. Ob er das auch täte, wenn sie versagt hatte, als er sie am nötigsten brauchte?
    Sie brachte die letzten Tabletts in die Küche. Allan hatte inzwischen aufgeräumt und warf den Abfall in Müllbeutel.
    »He, Jen, hast du am Flugplatz irgendwelche Einkäufe gemacht?« erkundigte er sich, während er alles noch einmal nachpolierte. »Ich muß die Unterlagen für den Zoll fertigmachen.«
    »Zoll!« Jen klammerte sich an das Wort. Gab es eine Möglichkeit, die Zeitschrift beim Zoll zurückzubekommen? Das war die einzige Stelle, wo Clinton seine Tasche öffnen mußte. Wie könnte sie es deichseln, daß sie ihn dort festhielten? Sie dachte an den Ring, den Dick ihr gegeben hatte. Er hatte offenbar nicht daran gedacht, daß sie ihn deklarieren mußte. Allan sollte nichts von einem Verlobungsring erfahren – er würde das garantiert der Crew weitererzählen, und das konnte sie jetzt wirklich nicht brauchen.
    »Ich hab’ was mitgenommen«, informierte sie ihn. »Laß mir bitte das Formular da, ja?«
    »Klar.« Allan zog eins aus der Tasche. »Aber wie du zwei Tage vor Ultimo noch Einkäufe machen kannst, ist mir schleierhaft.«
    Jen ging zurück in die Kabine, setzte sich und begann das Formular auszufüllen.
    ›Ein Diamantring, Wert …‹ Sie hielt inne. Sie hatte keine Ahnung, was der Ring gekostet haben mochte und besaß auch keinerlei Quittung. Wenn sie das zu erklären versuchte, würde sie vermutlich in die Klemme geraten.
    Eine Idee nahm allmählich Gestalt an, so daß sie den Füller weglegte und das Formular zerriß. Es war weit hergeholt, eine winzige Chance, die einzige. Sie ging nach hinten zur Kleiderablage und suchte einen leichten Trenchcoat heraus, der mit einer ›9‹ markiert war. Andrew Clintons Mantel. Langsam nahm sie ihn heraus.
    Sie war gerade fertig, als der Summer ertönte. Ein Glas Wasser für eine der Damen, dann noch eins. Allan kam aus der Küche zurück. »Noch fünf Minuten, Jen. Fang lieber schon an, die Mäntel auszugeben.«
    Sie verteilte sie wie betäubt, versuchte verzweifelt, sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren. Sie mußte sie zeitlich genau koordinieren. Eine falsche Geste Clinton gegenüber, und sie hätte verspielt. Wieder sehnte sie Dick herbei. Er könnte das Ganze so viel besser handhaben.
    »Jen, Darling.« Würde er das jemals wieder sagen, wenn sie ihn jetzt enttäuschte?
    Sie gab die kurzen, gerade geschnittenen Mäntel an die Frauen aus, einen hellen Staubmantel an Hastings, den hellbraunen Trenchcoat an Andrew Clinton. Sie stand vor ihm, ließ den zusammengefalteten Mantel rasch auf den leeren Platz neben ihm fallen. Die Tasche hatte er fest unter den Arm geklemmt, registrierte sie.
    »Was macht Ihre Hand, Mr. Clinton?« erkundigte sie sich. »Tut sie weh?«
    »Kein bißchen. Sie waren wirklich sehr freundlich.
    Allmählich fange ich an zu glauben, daß mein Vater wieder gesund wird.«
    »Das freut mich. Nichts ist schrecklicher als Ungewißheit, finden Sie nicht?« Sie biß sich auf die Lippen wegen dieser doppelsinnigen Bemerkung.
    ›Bitte anschnallen!‹ – signalisierte die Leuchtschrift.
    Tief unten funkelten die Lichter von New York, die vertraute Silhouette hieß sie willkommen. Jen schaltete das Mikrofon ein.
    »Bitte schnallen Sie Ihren Sitzgurt fest und machen Sie Ihre Zigaretten aus. Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Flug, und würden uns freuen, Sie bald wieder an Bord begrüßen zu können.«
    Sie ließ sich neben Allan nieder. Noch zehn Minuten und dann wüßte sie, ob die Angehörigen am nächsten Morgen etwas über das Schicksal der Jungen erfahren würden.
    Allan gab ihr einen Stups. »Gehen wir, Kindchen. Und darf ich mir die Bemerkung

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