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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sich auch an ihre Antwort:

    »Trauerweiden lassen sich leicht umpflanzen.« Davon war sie nach wie vor überzeugt. Zugegeben, anfangs war es nicht einfach gewesen. Aber Reza junior hatte ihr Pluspunkte eingebracht. Und sie war sechs Jahre jünger als Soraya. Das kam ihr ebenfalls zugute.
    »Ihre kaiserliche Hoheit, Farah Diba, Herrscherin des Iran.« Sie hörte die ersten Takte der Musik, betrat den großen Ballsaal und fühlte sich unaussprechlich selbstsicher. Noch eins – wenn sie diesen Wettbewerb gewann, würde sie schleunigst dafür sorgen, daß die Avenue Soraya einen neuen Namen bekam. Bis jetzt hätte sie nicht im Traum daran gedacht, eine solche Änderung zu veranlassen. Lieber großmütig sein, aber nun reichte es.
    Sie wußte, das Volk verglich sie mit ihrer Vorgängerin.
    Doch Soraya hatte ebenfalls eine bildschöne Vorgängerin gehabt, und wer sprach jetzt noch von ihr? Zuversichtlich bestieg sie das Podium. Reza beugte sich in seinem Sessel vor, lächelte triumphierend. Sie wollte ihm eine Kußhand zuwerfen, solche frivolen Gesten schienen ihn zu faszinieren, aber sie begnügte sich damit, ihm fast unmerklich zuzuzwinkern.
    Und das Drollige bei dem ganzen, sinnierte sie, wenn es nicht um den Erben für den Pfauenthron gegangen wäre, hätte ich lieber ein Mädchen gehabt.
    Sir Winston räusperte sich. Hoffentlich hatte die reizende junge Frau, die eben gekommen war, nicht die geflüsterten Kommentare gehört, die sie mit ihren Vorgängerinnen verglichen. Diese vorderasiatischen Länder, dachte er ungeduldig. Was, zum Teufel, war daran falsch, wenn eine Frau die Thronfolge antrat? Nach manchen Königen zu urteilen, die er gekannt hatte, machten die Königinnen ihre Sache eher besser. Apropos Königinnen … Er merkte, daß ihn alles erwartungsvoll anblickte. Richtig, die kleine Neue, Fabiola aus Belgien.

    Wirklich eine entzückende Person, keine Konkurrenz für Elizabeth – aber wer war das schließlich? »Ihre Majestät, Fabiola, Königin der Belgier.«
    Fabiola holte tief Luft – vor Aufregung, nicht aus Nervosität. Sie kam herein, angetan mit einem erlesenen Ballkleid, blaßrosa Satin, verschwenderisch drapiert – aber keine Schleppe. Du lieber Himmel, wenn sie bloß an diese sechs Meter lange Stoffbahn dachte, mit der sie vor den Traualtar getreten war! Die hatte so stark an ihr gezogen, daß sie sich während der halben Flitterwochen mit einem steifen Hals herumquälen mußte.
    Langsam durchquerte sie den Saal, quittierte die Knickse und Ovationen mit einer leichten Verbeugung. Sie hatte vorgeschlagen, sich ein bis zwei Kämme ins Haar zu stecken und einen Fächer zu tragen, nur um ihre Erscheinung durch ein bißchen spanische Eleganz aufzumöbeln. Doch Baudouin hatte ein gequältes Gesicht gemacht. »Deine Mantille und Haarkämme kannst du irgendwann mal auf einem Kostümball tragen«, hatte er gemeint.
    Sie erhob nicht den Anspruch, so fabelhaft auszusehen wie Gracia Patricia oder Jackie. Aber ich bringe den Aschenputtel-Effekt mit, dachte sie. Ich fessele die Fantasie – alte Jungfer mit einunddreißig Neffen und Nichten zieht ab mit dem größten Fang in Europa. Sie lächelte Baudouin zu, der aufrecht und stolz in der ersten Reihe der Würdenträger saß, und dachte an den Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Es geschah auf einer Cocktailparty, und er wurde als Graf Sowieso vorgestellt.
    Das hatte sie verblüfft. Glaubte wirklich irgend jemand, der begehrenswerteste Junggeselle der Welt wäre nicht zu erkennen? Sie wollte sich schon tief verneigen, als ihr jener amerikanische Kandidat einer Quizsendung einfiel, der zwar die Namen von längst vergessenen Inselgruppen wußte, nicht aber den des Königs von Belgien. Er hatte dafür eine Begründung geliefert. Aus einer absonderlichen Anwandlung heraus beschloß sie, nach den gleichen Spielregeln zu verfahren.
    Sie tat völlig ahnungslos, was die wahre Identität des Grafen betraf, und dankte jetzt ihrem guten Stern dafür. Er hatte so gelöst gewirkt. Vielleicht wurde Baudy bloß reserviert und vorsichtig, wenn er das Land regierte.
    Gelegentlich fragte er sie: »Und du hast mich wirklich nicht erkannt, meine Liebe?«
    Irgendwann mußte sie diesen amerikanischen Quizkandidaten zum Dinner einladen. Das war sie ihm schuldig. Sie war auf dem Podium angelangt und sah sich in dem prachtvollen Ballsaal um. Sie spürte das Gewicht des Diadems auf ihrem Kopf und atmetet glücklich auf.
    Wenn das hier nicht alles schlägt, dachte sie. Ein

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