"Träume aus 1001 Nacht" 6
gehört.
Bridget schritt den Friedhofsweg entlang und war sich Rashids bewusst, der ihr langsam folgte.
Francesca war stehen geblieben, um mit einer anderen Cousine zu sprechen. Sie kannte die anderen so gut, da sie selbst hier aufgewachsen war.
„Was haben Sie nun für Pläne?“, fragte Rashid, als Bridget vor dem Wagen ihrer Tante stehen blieb.
„Ich fliege heim. Hier hält mich nichts mehr.“ Traurig ließ sie den Blick über den Friedhof schweifen.
„Und doch haben Sie Ihren Vater hergebracht.“
„Er hat darauf bestanden. Er wusste, dass er sterben würde, und hat uns das Versprechen abgenommen, dass wir ihn an den Ort zurückbringen, an dem er geboren wurde.“ Sie versuchte, sich das Bild einzuprägen. So schnell käme sie hier nicht mehr hin. Wäre er in San Francisco beerdigt worden, hätte sie sein Grab pflegen und ihn besuchen können, wie sie es für ihre Mutter tat.
„Sie hätten ihn lieber in San Francisco bestatten lassen“, bemerkte Rashid ruhig.
„Meine Mutter ist zu Hause beerdigt. Sie war auch seine Frau.“ Bridget versuchte vergeblich, nicht traurig zu klingen.
„Und Isabella war seine erste Frau?“
„Ja. Antonios Mutter. Molly O’Brien meine. Er hatte sie als Kinderfrau für seinen Sohn angestellt, als seine schöne Isabella gestorben war. Später haben sie geheiratet und mich bekommen.“ Ihr ganzes Leben lang hatte Bridget diese Geschichte zu hören bekommen. Oberflächlich klang sie romantisch, aber ihr Vater hatte ihre Mutter nie wirklich geliebt, und ihre Mutter hatte das gewusst. Wie hatte sie es ertragen können, mit einem Mann zu leben, dessen Herz nur seiner verstorbenen Frau gehörte?
„Arbeiten Sie in San Francisco?“ Rashid lehnte sich gegen die Limousine und sah Bridget mit seinen dunklen Augen forschend an.
Sie wandte den Blick ab. „Ja, ich bin Bibliothekarin in San Francisco und besitze dort ein Apartment.“
„Sie lebten also nicht mit Ihrem Vater zusammen?“
Bridget schüttelte den Kopf. „Vielleicht wäre das besser gewesen, dann hätte ich bemerkt, wie krank er ist, bevor er es uns gesagt hat. Vielleicht hätte ich etwas tun können.“
„Unwahrscheinlich.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Wie können Sie da so sicher sein?“
„Was meinen Sie denn, was Sie hätten tun können?“
„Ich weiß nicht. Ihn früher zum Arzt bringen oder so.“ Sie blickte wieder in Rashids dunkle Augen und bekam weiche Knie. Die breiten Schultern, sein dunkles Haar, die klugen Augen – er war der perfekte Partner für Francesca. Sie gaben ein atemberaubendes Paar ab. Beide schön und selbstbewusst.
Hatten Francesca und er romantische Stunden am Pool miteinander verbracht? Wobei waren sie unterbrochen worden, als sie zur Beerdigung gerufen wurden?
Neid beschlich sie. Bridget hätte auch gerne einen tollen, sexy Mann, der sie Tag und Nacht leidenschaftlich liebte. Und sie hätte gerne fremde Länder bereist.
„Haben die Ärzte gesagt, dass eine frühere Behandlung seinen Tod hätte herauszögern können?“, hakte Rashid ruhig nach.
Bridget schüttelte den Kopf. „Nein, aber trotzdem wäre vielleicht alles anders gekommen.“
„Und was denkt Ihr Bruder?“
„Dass wir nichts tun konnten.“
„Ihr Vater ist sehr alt geworden …“
„Er war über vierzig, als Antonio geboren wurde. Und bei meiner Geburt noch älter. In jungen Jahren ist er nach Kalifornien immigriert, um es zu etwas zu bringen, bevor er eine Familie gründete. Er hat eines der bestens Restaurants in Little Italy eröffnet. Weitere folgten. Als er genug Geld hatte, kehrte er heim, um eine Braut zu finden. Seine schöne Isabella war fünfzehn Jahre jünger als er, aber sie liebten sich.“
Rashid lächelte. „So heißt es. Sie hören sich an, als haben Sie diese Geschichte sehr oft zu hören bekommen.“
Bridget nickte. „Dad hat oft von Isabella gesprochen, besonders nach dem Tod meiner Mutter. Wahrscheinlich meinte er, mir macht es nichts aus, aber ich wünschte, er hätte sie ebenso geliebt.“
Francesca winkte und bahnte sich den Weg zu ihnen.
„Ich bin sicher, beide waren mit ihrer Ehe zufrieden. Nicht jede Ehe muss auf Liebe beruhen.“
„Glauben Sie nicht an eine Liebesheirat?“ Bridget wusste, dass sie zu viele Liebesromane las, aber die Liebe war nun mal das stärkste Band im Leben. Sie hatte ihre Eltern geliebt. Sie empfand große Zuneigung für ihren Bruder und ihre Cousine. Auch ihre engen Freunde liebte sie. Natürlich wollte sie eines Tages auch mit ihrem Mann
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