"Träume aus 1001 Nacht" 6
den Händedruck. Normalerweise hatten die Männer an Francescas Seite nur Augen für sie.
Seit wann ging ihre Cousine mit einem Scheich aus? Er war atemberaubend und entstammte einer Welt, die Bridget faszinierte. Es sah ihrer Cousine ähnlich, sich solch einen sexy Mann zu angeln.
„Mein herzliches Beileid zum Tod Ihres Vaters“, sagte er in einem Englisch, dem ein sympathischer britischer Akzent anhaftete.
Sie nickte und entzog ihm ihre Hand, denn plötzlich erinnerte sie sich, wo sie sich befanden. Rashid wirkte hier ebenso fehl am Platz, wie sie selbst sich hier fühlte. Wer war dieser Mann, der so viel Autorität ausstrahlte, und welcher Natur war seine Beziehung zu ihrer schönen Cousine?
Einen Moment vergaß Bridget über ihrem Interesse an diesem Mann sogar ihren Kummer. Sie versuchte, sich zu erinnern, ob Francesca ihn erwähnt hatte, aber konnte sich nicht erinnern. Die Sorge über ihren Vater hatte ihr gesamtes Denken in den letzten Monaten beherrscht. Und in den zwei Tagen, die sie nun in Italien war, hatte auch niemand etwas von ihm erzählt.
In diesem Moment trat der Priester ein, und der Gottesdienst begann. Sofort waren alle Gedanken an den attraktiven Scheich wie fortgeweht, und die Trauer schien sie zu überwältigen.
Glücklicherweise verging die Gedenkfeier wie im Flug. Nun würde sie zusammen mit den anderen Trauergästen zu dem alten Friedhof fahren, wo ihr Vater neben seiner geliebten Isabella beigesetzt werden würde.
Als Bridget still an der Seite ihres Bruders aus der Kirche trat, sah sie eine weiße Limousine neben dem schwarzen Leichenwagen stehen. Sie blickte sich um und entdeckte Francesca, die an Rashids Arm auf den Luxuswagen zusteuerte. Ein leises Seufzen entwich ihrer Kehle. Im Stillen hatte Bridget gehofft, gemeinsam mit ihrer Cousine zum Friedhof zu fahren. Aber anscheinend hatte sie andere Pläne.
„Vielleicht möchte deine Cousine uns begleiten?“, schlug Rashid Francesca vor. „Ihr habt euch lange nicht gesehen, und es ist für euch beide eine schwere Zeit.“
Francesca lächelte und strich ihm mit dem Finger über die Wange. „Es war geplant, dass sie mit meiner Mutter und ihrem Bruder zur Beisetzung fährt. Außerdem müssen wir direkt im Anschluss zum Flughafen. Wie soll sie dann zurückkommen? Ich denke, wir sollten es bei den ursprünglichen Plänen belassen.“
„Wir können den Abflug jederzeit verschieben. Ich kann es gut verstehen, wenn du noch ein wenig Zeit mit deiner Familie verbringen möchtest.“
„Das wäre schön, Rashid.“
Familie hatte für ihn einen hohen Stellenwert, und Francescas Cousine wirkte sehr verloren, fand Rashid: Donatella Bianchetti sprach mit einer Gruppe von Freunden. Der Mann, der ihm als Antonio Rossi vorgestellt worden war, schenkte seiner Schwester keine Aufmerksamkeit. Augenscheinlich konnte sie Francescas Trost wirklich gebrauchen.
Als Francesca langsam zu Bridget schlenderte, beobachtete er die beiden. Wenn er nicht gewusst hätte, dass sie miteinander verwandt waren, wäre er nie auf die Idee gekommen. Francesca war groß und sehr schlank. Ihr glänzend schwarzes Haar war dicht und leicht gewellt. Ihre Augen blickten herausfordernd. Rashid war nun seit mehreren Jahren mit Francesca befreundet, und er genoss die Zeit mit ihr. Aber ihr Lebensstil war flüchtiger als seiner. Ein kurzer Besuch, dann war sie wieder bei einem Fototermin oder einer Modenschau.
Bridget Rossi dagegen wirkte ruhig und ausgeglichen. Ihr kastanienbraunes Haar glänzte in der Sonne. Sie war schlank, aber nicht dünn und ihre Figur ausgesprochen weiblich. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen. Der Verlust ihres Vaters nahm sie offensichtlich sehr mit. Doch ihre Haut schimmerte rein und ebenmäßig, und Bridget trug ihre Trauer mit aufrechter Haltung.
Unwillig schüttelte Rashid den Kopf. Was tat er hier eigentlich? Verglich er die beiden Frauen? Er war Francescas Freund, auch wenn sie nicht mehr als platonische Freundschaft verband. Bridget Rossi dagegen hatte er gerade erst kennengelernt. Er wusste überhaupt nichts über sie, außer dass sie ihren Vater verloren hatte.
Als Francesca sie fragte, ob sie sich zu ihnen gesellen wollte, nahm Bridget dankbar an. Sie war gerne mit ihrer schillernden Cousine zusammen. Ohnehin verbrachten sie zu wenig Zeit miteinander. In ein paar Tagen schon würde Bridget nach Amerika zurückkehren. Wer weiß, wann Francesca das nächste Mal Zeit hätte, sie zu besuchen?
Bridget wusste, dass Francescas Beruf hohe
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